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Ablenkung und Bewegung

Mitunter sind die Schmerzen von Rheumapatienten so stark, dass ohne Medikamente nichts mehr geht. Da Schmerzmittel aber immer auch Nebenwirkungen haben, sollte die Dosis möglichst niedrig gehalten werden. Viele Rheumapatienten entwickeln mit der Zeit individuelle Strategien, wie sie dieses Ziel erreichen können.

Von Mirko Smiljanic |
    Ein schöner Herbsttag! Gold-gelb strahlen die Blätter an den Bäumen, der Boden ist feucht, in der Luft liegt eine Ahnung vom bevorstehenden Winter. Herbsttage sind Wandertage.

    "Ich habe einen Münsterländer, mit dem gehe ich sehr oft spazieren auf Feld und Flur, und der lenkt mich sehr ab,"

    erzählt diese 51-jährige Frau, die seit Jahren an Gelenkrheuma leidet: Ihre Hände und Finger sind betroffen, aber auch Knie- und Fußgelenke. Schmerzen hat sie fast ständig. Bis sie bei einem ihrer Spaziergänge erstaunt feststellte, dass die Schmerzen hin und wieder fast verschwunden waren. Eine Erfahrung, die auch andere Patienten machen.

    "Im Alltag, wenn da Schmerzen sind, bewege ich mich,"

    berichtet diese 34-Jährige. Sie leidet an einer speziellen Form des Morbus Bechterew.

    "Ich kann nicht lange sitzen, nicht lange liegen, nicht lange stehen, besonders morgens durch das lange liegen, habe ich besonders starke Schmerzen und dann bewege ich mich. Morgens ohne Gymnastik geht gar nichts. Und ich versuche im Alltag eben möglichst viel zu Fuß zu machen, mit dem Fahrrad statt mit der Bahn, also bei mir ist es so, dass ich vor allem durch Bewegung eine Schmerzlinderung und Ablenkung erfahre."

    Ablenkung und Bewegung – damit lassen sich Schmerzen beherrschen. Einfach nicht mehr dran denken, den Schmerz aus dem Mittelpunkt verbannen, dann verliert er seine Dominanz. Eine ebenso simple wie effektive Methode, die jeder aus eigener Erfahrung kennt. Was machen Eltern, deren Kinder sich wehgetan haben? Sie lenken die Kleinen ab.

    "Denn wenn man bewusst dran denkt, dann ist der Schmerz immer noch größer, als er tatsächlich ist,"

    was die Patientin auch in Zahlen fassen kann: Wenn ihre Schmerzen auf einer Skala von null bis zehn unbeeinflusst bei neun liegen, sinken sie während eines Spazierganges.

    "Dann ist es etwas weniger, fünf, aber die Schmerzen sind nicht verschwunden,"

    aber erträglicher geworden – und das ist schon ein großer Gewinn! Wer sich ablenkt, reduziert den Schmerz, weil das Gehirn Wichtigeres zu tun hat, also sich beständig mit Schmerzen zu beschäftigen. Zum Beispiel mit Gartenarbeit.

    "Ich habe einen Schrebergarten, und wir müssen noch ein Drittel unseres Gartens Anbau betreiben, also da haben wir genug zu tun, vom Anbau bis zum Unkraut, 500 Quadratmeter ist der, also, ich habe da schon genug zu tun."

    Außerdem will der Hund regelmäßig raus.