Ein seltsamer Tag in Barcelona. Während die Organisatoren am Nachmittag hinter verschlossenen Türen die Messe schon beerdigen, wird auf dem Messegelände noch gehämmert und geschraubt, als wenn nichts wäre. Auch das Team von Schreinermeister Mirko Stränger ist beim Messeaufbau dabei - wie in jedem Jahr. Als er später davon hört, dass der Mobile World Congress nicht stattfinden wird, ist er erst mal erschrocken:
"Es ist schon ein ganz schönes Loch, das sich da vor einem auftut. Aber zum Glück haben wir andere Sachen, die wir machen können – deswegen ist es nicht ganz so schlimm."
Wie hoch der wirtschaftliche Schaden für ihn sein wird, kann Stränger noch nicht sagen. Für zehn Tage hatte er fünf Helfer engagiert, um einen Messestand auf- und wieder abzubauen. Er will heute auf die Messe kommen, um ihnen abzusagen. Keine schöne Situation. Aber er hat auch Verständnis für die Absage der Messe. Und ist sogar ein bisschen erleichtert:
"Man macht sich halt schon Gedanken und fragt sich, was passieren kann. Man weiß ja noch nicht viel über den Virus. Kommt das jetzt wirklich nach Europa und ist das jetzt die Pest von 2000? Geld ist eine Sache aber die Gesundheit der Menschen ist ja auch sehr wichtig!"
Das findet auch Paco Gutiérrez. Er arbeitet seit acht Jahren als Taxifahrer in Barcelona und hat schon viele Mobile World Congresse erlebt. Er rechnet jetzt mit Verlusten, nimmt sie aber gern in Kauf:
"Es wäre auch schlimm gewesen, zur Arbeit zu fahren, mich zu infizieren und dann vielleicht zu sterben! Viele meiner Kollegen hatten sich aus Angst für die Messetage freigenommen. Uns Taxifahrern wurde ja nichts an die Hand gegeben, um uns vor einer Infektion zu schützen – keine Verhaltensregeln, gar nichts."
Politiker hatten im Vorfeld beruhigt
Viele Menschen in Barcelona haben sich dieser Tage Sorgen um ihre Gesundheit gemacht. Trotz der wiederholten Beteuerungen der Politiker. Etwa von Jordi Puigneró, Minister für Digitalpolitik der Regionalregierung Kataloniens. In einem Radiointerview sagte er:
"Man muss den Menschen begreiflich machen, vor allem den Unternehmen, dass Katalonien sicher vor dem Coronavirus ist. Ich möchte beruhigen: Es gibt keinen Grund, nicht zum Mobile World Congress zu kommen."
Ähnlich hatte sich gestern auch der spanische Gesundheitsminister geäußert. Er war eigens nach Barcelona gereist und hatte dort noch einmal betont, dass es keinen Grund gebe, die Messe aus Gesundheitsgründen abzusagen.
Die Entscheidung, die Veranstaltung nicht stattfinden zu lassen, haben die Organisatoren schließlich in eigener Verantwortung getroffen. Damit dürften hohe Schadenersatzforderungen der Teilnehmer auf die Veranstalter zukommen.
Bluten dürften neben den leeren Restaurants von Barcelona aber vor allem auch die Hotels. Von der halben Milliarde Euro, die der Mobile World Congress der Region einbringt, fließt etwa ein Fünftel in den Hotelsektor. Mindestens 28000 der 40000 Hotelzimmer der Stadt waren für Messeteilnehmer reserviert.
Die Hotels müssen sich jetzt auf massenhafte Stornierungen einstellen. Ihnen bleibt nur, aufs nächste Jahr zu hoffen: Wenn Barcelona wieder Mittelpunkt der Mobilfunkwelt wird. So wie in den vergangenen Jahren auch.