Als Rafael Nadal am Montag vor einer Woche um 18.27 Uhr einen hastig geschlagenen Vorhandball ins Aus beförderte, ging damit die wohl größte Karriere eines Spielers bei einem einzigen Grand-Slam-Turnier zu Ende. Insgesamt 14 Mal hat der Spanier die French Open gewonnen, nur vier Mal verlor er überhaupt in Paris.
Da selbst einem nüchtern daherkommenden Menschen wie Nadal Abschiede schwer fallen, erst recht an so einem besonderen Ort, ließ sich der mittlerweile 38-Jährige in der Pressekonferenz trotzdem noch ein Hintertürchen für eine Paris-Rückkehr offen:
"Das ist der Grund, warum ich nicht heute meine Karriere beende. Am Ende geht es darum, nicht in einem oder eineinhalb Jahren das Gefühl zu haben, dass ich es nicht noch mal probiert habe."
Erinnerung an ein grandioses Match
Der Spanier ist jedoch beileibe nicht der Einzige, der den French Open in den letzten zwei Jahrzehnten seinen Stempel aufgedrückt hat und in diesem Jahr zum wohl letzten Mal auf der mondänen Anlage im Pariser Südwesten antrat.
Wie es der Auslosungszufall wollte, spielten zwei der Gesichter dieser zu Ende gehenden Ära in der ersten Runde gegeneinander. Stan Wawrinka und Andy Murray, beide dreifache Grand Slam-Sieger.
Die Partie reichte nicht mehr an die Klasse vergangener Tage heran. Am Ende gewann Wawrinka in einem sentimental aufgeladenen und sportlich aber folgenlosen Match in drei Sätzen. Kein Vergleich zum Halbfinale 2017, eines der besten Matches der French Open in den vergangen zwei Jahrzehnten. Damals gewann Wawrinka in fünf Sätzen und verlor dann das Finale gegen - natürlich - Rafael Nadal.
Thiem scheiterte in der Qualifikation
Ungeachtet seiner Verdienste, gerade hier in Paris, und zum Grummeln vieler in der Tenniswelt, wurde Dominic Thiem der ganz große Abschied verwehrt. Schon im Vorfeld hatte Thiem angekündigt, dass er in diesem Jahr seine Karriere beenden werde.
Da er nicht mehr die Weltranglistenposition innehat, die ihm eine direkte Qualifikation für das Hauptturnier ermöglicht hätte, musste der 30-Jährige im Qualifikationswettbewerb vor dem richtigen Turnierstart antreten und schied aus. Immerhin: die Zuschauerränge auf dem zweitgrößten Platz der Anlage waren voll und Turnierdirektorin Amelie Mauresmo ehrte den US-Open-Sieger von 2020 und zweimaligen Paris-Finalisten mit einem Stück Original-Asche.
Trotz aller Herausforderer, ihrer Mühen und Erfolge, wird der wichtigste Court in Paris, der Court Philippe Chatrier, auf ewig mit dem Namen Rafael Nadal verbunden sein. Doch auch Dominic Thiem, Stan Wawrinka und Andy Murray setzten bei diesem Turnier Zeichen, die weit über ihren Rücktritt hinaus reichen werden. Andy Murray, der die French Open zwar nie gewann und lediglich einmal im Finale stand, schaut jedenfalls ohne Groll zurück:
"In einer anderen Zeit wären die Ergebnisse vielleicht ein bisschen anders gewesen. Aber ich bin stolz über die Ergebnisse, die ich hier hatte. Ich habe tolle Erinnerungen."