Drei Wochen lang haben Bischöfe, Ordensvertreter und Laien im Vatikan über die Probleme der Amazonas-Region beraten. Es ging um die Rechte der Ureinwohner, den Schutz des Regenwaldes und um den dramatischen Priestermangel. Es gibt dort nur so wenige katholische Priester, dass in manchen abgelegenen Gemeinden nur ein paar Mal im Jahr Messen gefeiert werden können.
Für diesen pastoralen Notstand habe die Amazonas-Synode eine Öffnung ermöglicht, Gerhard Kruip im Deutschlandfunk. Er ist Professor für katholische Theologie an der Universität Mainz und ein ausgewiesener Lateinamerika-Kenner.
Eine Zweidrittelmehrheit der Synodenteilnehmer hatte dafür gestimmt, dass verheiratete katholische Diakone zu Priestern geweiht werden können. Der entsprechende Passus im Schlussdokument sei aber "unglaublich lang und kompliziert", so Kruip. "Das macht deutlich, dass darum offensichtlich sehr gerungen wurde."
Ausnahmen gibt es schon heute
Die Widerstände gegen die Priesterweihe für verheiratete Männer seien in der katholischen Kirche immer noch sehr stark. Die konservativen Kräfte befürchteten einen Dammbruch: "Wenn das in der Amazonas-Region möglich ist, dann werden sich natürlich in vielen anderen Regionen die Menschen fragen: Warum nicht auch bei uns?"
Doch markiere die Amazonas-Synode noch nicht das Ende des Zölibats, ist Kruip überzeugt. "Wir haben ja jetzt schon verheiratete Männer als katholische Priester", etwa in den griechisch-orthodoxen Kirchen oder bei Priestern, die aus der anglikanischen Kirche in die katholische Kirche übergetreten sind. Nun werde es weitere Ausnahmen für die Amazonas-Region geben.
Diakonat der Frau
Die Beschlüsse der Amazonas-Synode haben Empfehlungscharakter; das letzte Wort hat der Papst, der ein eigenes Schreiben dazu vorlegen wird. "Ich erhoffe mir, dass er deutlich macht, dass solche Sonderwege gegangen werden müssen und dürfen", sagte Kruip. "Ich hoffe auch, dass er sich noch mal zum Diakonat der Frau äußert und das Thema vorantreibt. Denn das wäre ein ebenso wichtiger Schritt."
Kruip betonte, dass es bei der Amazonas-Synode nicht nur um den Priestermangel und mögliche Weiheämter für verheiratete Männer und Frauen gegangen sei, sondern auch um den Schutz des Regenwaldes und die Rechte der indigenen Völker. "Für die Menschen vor Ort sind diese Themen sehr viel wichtiger", so Kruip.