Die Reihen sind nicht ganz so eng gefüllt wie bei früheren Katholikentagen. Trotzdem: Unüberhörbar schallen die Lieder des Abschlussgottesdienstes des 100. Deutschen Katholikentages durch die Leipziger Innenstadt. Mehrere Tausend Gläubige sind auf den Augustusplatz gekommen, um gemeinsam ihren Glauben zu feiern. Insgesamt sind an den vier Tagen 40.000 Besucher gekommen – 10 000 weniger als erwartet.
"Halte von uns fern, was uns schadet."
Betet Reinhard Marx, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz. Ferngehalten vom Katholikentag hat das Zentralkomitee der Deutschen Katholiken als Veranstalter vor allem die Alternative für Deutschland. Vertreter dieser Partei hätten der Debattenkultur nur geschadet, meint Präsident Thomas Sternberg.
"Katholiken in diesem Land sind nicht bereit, denjenigen, die die berechtigten Sorgen, Ängste, Nöte und Befürchtungen der Menschen ausnutzen für ihre politischen Zwecke, und das mit ausländerfeindlichen und anti-christlichen Parolen tun, denen ein Podium zu bieten."
Und so muss die AfD draußen bleiben. Das führt zu heftiger Kritik. Schließlich gibt es auch in den Reihen der Kirchen durchaus Sympathisanten dieser Partei. So finden die zahlreichen Diskussionen zur Flüchtlingsbewegung, zur Integration muslimischer Zuwanderer und zum Umgang mit Rechtspopulisten ohne sie statt.
AfD musste draußen bleiben
Der Zufall will es, dass ausgerechnet während des Katholikentages die AfD-Vorsitzende Frauke Petry im Übertragungswagen des Deutschlandfunks das "Interview der Woche" gibt. Und dabei alle bestätigt, die von ihr nichts als pauschale Parolen statt interreligiösem Dialog erwarten.
"Solange zu dem Islam Scharia und Koran gehören, solange ist der Satz 'Der Islam gehört nicht zu Deutschland' für uns zutreffend, wenngleich wir sagen, Muslime, die diese Religion anders leben, sich in Deutschland assimiliert und integriert haben, die gehören für uns selbstverständlich zu Deutschland."
Das sehen viele Podiumsteilnehmer deutlich differenzierter. Es wird konstruktiv gestritten über die Frage, wie viel religiöse Toleranz notwendig ist – und wie viele Flüchtlinge eine Gesellschaft aufnehmen kann.
Bundesinnenminister Thomas de Maizière weist darauf hin, dass sich Politiker in ihrem Handeln immer auch schuldig machen, egal, wie sie sich entscheiden. Erzbischof Reinhard Marx aber erinnert in seiner Abschlusspredigt an Prinzipien, die immer unverhandelbar bleiben müssten:
"Wenn jemand an unsere Grenze kommt und in Not ist, dann wird er und sie menschenwürdig behandelt. Und niemand wird zurückgeschickt in eine Situation, wo Krieg und Verfolgung für ihn oder sie drohen. Wir müssen alles dafür tun, dass die europäische Grenze nicht eine Grenze ist, wo in jedem Jahr mehrere Tausend Menschen ertrinken."
Der Katholikentag in einer Stadt mit nur 20 Prozent Christen war ein Experiment. Viele Veranstaltungssäle blieben halb leer. Trotzdem sind die meisten Besucher - so wie diese Frau - überzeugt: Das Experiment ist gelungen.
"Wir sind vielen Menschen begegnet, die auch offen waren. Wir haben viele persönliche, sehr schöne Begegnungen gehabt."