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Abschluss
Mit dem Bachelor in den Job

Der Master kommt gut an. Wie aber steht es um den Bachlor-Abschluss? Schafft man mit ihm den Sprung in den ersten Arbeitsmarkt? Kann er sich gegenüber seinem großen Bruder behaupten? Zwei Absolventen und ihre Erfahrungen.

Von Claudia Euen | 11.06.2014
    Studenten sitzen in einem Hörsaal der Universität Koblenz-Landau.
    "Bachelor gilt als nicht zu Ende studiert", so der Eindruck mancher Absolventen. (picture alliance / dpa / Thomas Frey)
    Robert Klesse hat ein klares Ziel vor Augen: eine Karriere in der Energiewirtschaft. Er absolviert seinen Bachelor in Wirtschaftswissenschaften an der Universität Leipzig und begibt sich auf Job-Suche. Die Resonanz aber ist anders als erwartet.
    "Nach dem Bachelor-Abschluss hab ich erstmal den Entschluss gefasst, weil er ja berufsqualifizierend sein soll, komme ich um den Master herum? Und hab angefangen, mich zu bewerben. Ich habe ungefähr zehn Bewerbungen geschrieben. Ich hatte nur ein Vorstellungsgespräch, an sich war die Rücklaufquote relativ schlecht."
    Die einzige Antwort kommt von einem Autovermietungsunternehmen. Dort absolviert er derzeit ein Management-Trainee-Programm. Antje Wappler macht mit ihrem Bachelor-Abschluss in Psychologie an der Uni Leipzig ähnliche Erfahrungen.
    "Ich habe mich ganz bewusst gegen den Master entschieden. Ich habe gemerkt, das ist sehr zeitaufwendig, mit Familie eine Herausforderung. Ich hab mich in ganz vielen verschiedenen Branchen beworben und entweder Absagen oder gar keine Antwort bekommen. "
    Die meisten Bachelor-Studierenden entscheiden sich für Master-Studium
    Ihren Arbeitsplatz in der beruflichen Bildung findet sie über Beziehungen, nebenbei macht sie eine Weiterbildung zum systemischen Coach. Im deutschen Studiensystem sind Robert Klesse und Antje Wappler Exoten. Rund drei Viertel der Bachelor-Studierenden entscheiden sich für ein Masterstudium oder eine Weiterbildung. Seit zehn Jahren melden sich Personalvorstände großer deutscher Unternehmen mit der Initiative "Bachelor Welcome" zu Wort, um den Abschluss arbeitsmarktfähig zu machen, für Wappler und Klesse hat sich das bis heute nicht bewahrheitet:
    "Es ist für die Unternehmen kein vollwertiger Abschluss. Ich hatte durchaus das Gefühl, dass es einem zum Nachteil ist. Das habe ich gerade auch gespürt, weil ich mich beruflich auch wieder neu orientiere. Weil ich auch in Kontakt mit Unternehmensberatungen gekommen bin, auch mit ein paar Personalabteilungen, wo ich durch die Blume immer wieder gehört habe, Bachelor gilt als nicht zu Ende studiert."
    Bachelor-Studenten verzichten oftmals auf Auslandssemester
    Zum schlechten Image gesellen sich Leistungsdruck und ein knapp kalkulierter Stundenplan. Noch vor zehn Jahren gingen zwei Prozent der Bachelor-Studenten der Universität Leipzig für ein Semester ins Ausland, heute sind es 1,2 Prozent. Auch Antje Wappler und Robert Klesse haben darauf verzichtet. Dennoch fühlen sie sich nicht ausreichend für den Arbeitsmarkt qualifiziert. Also ist Eigeninitiative gefragt, weiß Robert Klesse, auch Antje Wappler sieht Vorteile im Bologna-Prozess.
    "Es ist möglich, mit dem Bachelor in das Berufsleben zu starten. Ich habe die Erfahrung, dass ich mich noch stärker hätte spezialisieren sollen. Dann sind die Chancen deutlich besser."
    "Der Mehrwert, den es für mich bringen würde, dass ich mich auf ein ganz anderen Studiengang noch bewerben kann. Dass ich den Master in einer Wirtschaftsrichtung anschließen könnte und das finde ich für mich sehr sinnvoll."
    Obwohl Robert Klesse und Antje Wappler mit ihrem Bachelor-Abschluss einen Job gefunden haben, wollenbeide den Master irgendwann dranhängen.