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Abschlussbericht der PotAS-Kommission
Leichtathleten als Gewinner

Mehr Fördergeld als je zuvor – aber so wenige Medaillen wie nie. Der deutsche Spitzensport bekam bei den Olympischen Sommerspielen in Tokio seine Grenzen aufgezeigt. Damit es aufwärts geht, setzen die Verantwortlichen auf das so genannte Potenzialanalysesystem (PotAS).

Von Wolf-Sören Treusch |
Der deutsche Geher Jonathan Hilbert in Aktion, um ihn herum sind weitere Athleten zu sehen.
Gute Karten für die Leichtathletik, schlechte Aussichten fürs Basketball. Die Ergebnisse der Potas-Kommission dienen als wichtige Grundlage für die Fördermittel-Vergabe des Bundes. (Eugene Hoshiko/AP/dpa )
Wie im Sport-Wettkampf gibt es auch in der Sport-Analyse Gewinner und Verlierer. Für künftige Erfolge am besten aufgestellt sei der DLV, der Deutsche Leichtathletik-Verband, so der Vorsitzende der PotAS-Kommission Urs Granacher.
"Wir sehen also, dass die Leichtathletik ganz oben ist, sie war auch davor schon relativ weit oben, sie ist jetzt nochmal um zwei Plätze nach oben gerutscht, sie haben drei Medaillen in Tokio erzielt, aber auch die vorolympischen Erfolge waren absolut vorhanden, ich erinnere an den Zehnkämpfer Kaul beispielsweise, das haben ja sicher alle noch sehr erfreulich im Hinterkopf."

Leichtathletik, Tischtennis und Reiten vorn

PotAS, das ist das Herzstück der deutschen Leistungssportreform. Seit vier Jahren analysiert eine unabhängige Kommission unter dem Vorsitz von Professor Granacher von der Universität Potsdam die Erfolgsaussichten der olympischen Spitzenverbände. In einem komplexen Verfahren werden sportliche Erfolge, Kaderpotenzial und Verbandstrukturen ausgewertet. Das Ergebnis zum Sommersport hat die Kommission nun vorgelegt. Neben dem DLV schneiden auch der Tischtennis-Bund und die Reiterliche Vereinigung besonders gut ab.
"Hinten haben wir Basketball, Fechten, Teakwondo und Turnen. Die bilden die Schlusslichter in unserem Ranking."
Der Badminton-Verband, der Ende 2019 im Zwischenbericht der Kommission noch vorne lag, rutschte um vierzehn Plätze nach hinten. Der Grund: fehlende sportliche Erfolge. Dirk Schimmelpfennig, Vorstand Leistungssport im Deutschen Olympischen Sportbund, verweist auf die harte Konkurrenz bei Olympia.
"Insbesondere auch, wenn man sieht, an welchen Stellen der Badmintonverband bei seiner Zielstellung, ins Viertelfinale einzuziehen, in den Wettbewerben gescheitert ist, dann waren das zumeist Paarungen, die in der Weltrangliste deutlich - aus Asien - deutlich vor ihnen rangierten."

"Sehr scharfe" Orientierung an PotAS-Ergebnissen

Die Ergebnisse der PotAS-Kommission dienen nun als Grundlage für die Vergabe der Fördermittel des Bundesinnenministeriums. Markus Kerber, Staatssekretär im BMI, sagt klipp und klar: sein Ministerium werde sich "sehr scharf" an den Ergebnissen von PotAS orientieren.
"Es wird also, das will ich gar nicht verhehlen, Verbände geben mit ihren Einzeldisziplinen, die werden eher dazugewinnen, und andere werden verlieren. Das wollen wir nicht unter den Tisch kehren. Die Spreizung wird zunehmen. In den einzelnen Disziplinen sogar zwischen 20 und 30 Prozent, was Zuwächse und Verluste anbelangt."

Fördersummen sollen umgehend festgelegt werden

Dirk Schimmelpfennig, der dem Potenzial-Analysesystem lange sehr kritisch gegenüberstand, spricht inzwischen von einem "sehr wertvollen Ergebnis". Eine Garantie für sportlichen Erfolg sei PotAS jedoch nicht.
"Weil es eben mehrere Athleten gibt, die diese Chancen haben, und ich kann auch, selbst wenn ich das will, nicht unbedingt immer am Tag X die optimale Leistung abrufen oder vielleicht kann der Konkurrent das in dem Moment besser, wir müssen halt alles dafür tun, dass wir auf die richtigen Leute, gut prognostiziert, setzen, das heißt Potenzialorientierte Förderung, und das hilft der Entwicklung des Sports."
Vertreterinnen und Vertreter von BMI und DOSB werden nun umgehend die Fördersummen festlegen, die an die Sportverbände fließen. Die Ergebnisse der PotAS-Kommission werden ihnen eine wichtige Richtschnur sein.