Am 7. September 2020 kam die von der Bundesregierung ins Leben gerufene Zukunftskommission Landwirtschaft zum ersten Mal zusammen. Ihr Ziel: Empfehlungen für eine zukunftsfähige und nachhaltige Landwirtschaft in Deutschland ausarbeiten.
Mitglieder der Kommission waren Fachleute aus den verschiedensten Bereichen wie Landwirtschaft, Handel, Industrie und Umweltschutz. Nachdem der Abschlussbericht Ende Juni 2021 veröffentlicht wurde, ist er am 6. Juli 2021 an Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) übergeben worden.
Die Zukunftskommission Landwirtschaft empfiehlt einen grundlegenden Wandel des Systems: Weg von Massenproduktion, hin zu einer gemeinwohlorientierten Landwirtschaft. Auf über 170 Seiten hat das Gremium, das sich aus verschiedenen Expertinnen und Interessenvertretern zusammengesetzt hat, sehr konkrete Vorschläge gemacht - so etwa einen reduzierten Konsum tierischer Lebensmittel. Aus Klimaschutzgründen sollen Tierbestände reduziert und aus Gründen des Tierwohls Haltungsbedingungen verbessert werden.
Die Landwirtschaft soll sich für alle lohnen. Die Bevölkerung braucht sie zur Versorgungssicherheit. Aber auch Landwirtinnen und Landwirte müssen wirtschaftlich überleben können. Es gelte Modelle zu finden, die die Finanzierung der Betriebe sichern können.
Notwendig wäre ein fundamentaler Umbau der Agrarsubventionen. Bisher sind diese vor allem an die Fläche gekoppelt, wenig an die Bewirtschaftung. Ein Vorschlag lautet, Zahlungen an Umweltleistungen zu koppeln.
Mit der Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik auf europäischer wie nationaler Ebene wurde mit den sogenannten Eco-schemes (deutsch: Ökoregelungen) dahingehend schon ein erster Baustein gelegt. Eco-schemes sind Umwelt- und Klimaschutzprogramme, für die die EU-Staaten 20 Prozent der Direktzahlungen reservieren sollen.
Diesen Weg müsste man konsequent weiter gehen, so die Meinung der Zukunftskommission. Es wären zusätzliche Gelder in Höhe von 1,5 bis 4,5 Milliarden Euro zusätzlich pro Jahr notwendig.
Als Konsequenz würden insbesondere tierische Lebensmittel teurer. Denkbar wäre auch eine Tierwohlabgabe, die von der Zukunftskommission ins Gespräch gebracht wurde. Aufgrund höherer Lebensmittelpreise bräuchte es außerdem eine soziale Kompensation für diejenigen mit geringen Einkommen.
Zwar ist dieser Systemwandel mit hohen Investitionskosten verbunden, aber handelt die Bundesregierung nicht, so die Kommission, entstehen deutlich höhere Umweltkosten.
Am 5. Juli 2021 hatte beispielsweise der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft ein Gutachten vorgestellt. Das Ergebnis: Durch Überdüngung in der deutschen Landwirtschaft entstehen Umweltschäden in Höhe von rund drei Milliarden Euro pro Jahr.
Auslöser für die Bildung der Zukunftskommission waren im Jahr 2019 Proteste aus der Bauernschaft im Angesicht immer stärkerer Regulierung – zum Beispiel mehr Insektenschutz oder Düngemittelverordnungen. Im Dezember 2019 hatten Bundeskanzlerin Merkel und Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) zu einem Agrardialog im Kanzleramt geladen.
Mit dabei waren Erzeuger, Handelsvertreterinnen, Umweltverbände, Verbraucherschützende und Wissenschaftlerinnen. Gemeinsam beschlossen die Teilnehmer die Einrichtung einer Zukunftskommission Landwirtschaft, deren Einsetzung am 8. Juli 2020 vom Bundeskabinett beschlossen wurde.
Nun ist ein einstimmiges Ergebnis formuliert worden. Franz-Martin Rausch, Hauptgeschäftsführer des Bundesverband des Deutschen Lebensmittelhandels sprach von einem konstruktiven und konsensualen Geist, der die Arbeit geleitet habe. Die gemeinsame Arbeit habe dazu beigetragen, gegenseitige Positionen besser zu verstehen und gemeinsam zu einer Lösung zu kommen.