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Abschlussdokument der Bischofssynode
Das letzte Wort hat der Papst

Was passiert mit Katholiken, die zum zweiten Mal heiraten? Eine eindeutige Antwort auf diese innerkirchlich heftig umstrittene Frage ist die Synode schuldig geblieben. Und auch das zweite heiße Eisen - die Gleichstellung homosexueller Partnerschaften - wird nur am Rande erwähnt. Nun ist es an Papst Franziskus, aus dem Schlussdokument konkrete Konsequenzen für das kirchliche Leben zu ziehen.

Von Tilmann Kleinjung |
    Am letzten Tag der Bischofssynode: Morgengebet von Papst Franziskus
    Am letzten Tag der Bischofssynode: Morgengebet von Papst Franziskus (dpa / picture alliance / Donatella Giagnori )
    Zum Auftakt der Synode hatte Franziskus eine Kirche der "offenen Türen" gefordert. Diese Anregung haben die Bischöfe aufgegriffen. Allerdings ohne in den strittigen Punkten konkrete Vorschläge zu machen. Mehr als eineinhalb Jahre hat die katholische Kirche im Auftrag des Papstes darüber diskutiert, ob Katholiken, die zum zweiten Mal heiraten, wieder zu den Sakramenten zugelassen werden. Eine eindeutige Antwort auf diese innerkirchlich heftig umstrittene Frage ist die Synode schuldig geblieben, der Abschlusstext favorisiert Einzelfalllösungen.
    "Im Gespräch mit dem Priester", heißt es, "kann ein Urteil über das gefällt werden, was einer volleren Teilhabe am Leben der Kirche entgegen steht". Das Gewissen des Gläubigen soll dabei eine entscheidende Rolle spielen. Dieser Abschnitt hat nur knapp die nötige zwei Drittel Mehrheit in der Versammlung erhalten.
    Allgemein wird in dem heute verabschiedeten Abschlussdokument betont, dass wiederverheiratete Katholiken besser in die kirchliche Gemeinschaft integriert werden müssen. Sie dürfen sich nicht wie "Exkommunizierte" fühlen.
    Das zweite heiße Eisen dieser Synode wird nur am Rande erwähnt. Die Synode lehnt jede Gleichstellung homosexueller Partnerschaften mit der Ehe ab, betont aber, dass in der Kirche jede Person unabhängig ihrer sexuellen Orientierung, mit Würde und Respekt aufgenommen wird. Das von der deutschen Sprachgruppe vorgeschlagene Schuldbekenntnis fand keinen Eingang in das Schlussdokument. Die Kirche habe durch "harte und unbarmherzige Haltungen" oft Leid über Menschen gebracht, hatten deutschsprachige Bischöfe geschrieben und dabei auch ausdrücklich Homosexuelle erwähnt.
    Nun ist es an Papst Franziskus, aus dem Schlussdokument konkrete Konsequenzen für das kirchliche Leben zu ziehen. Der Text der Synode hat nur Empfehlungscharakter. Das letzte Wort hat der Papst.
    Der lobte in seinem Schlusswort vor der Synode die "lebhafte, offene Diskussion" der vergangenen drei Wochen. Die erste Pflicht der Kirche bestehe nicht darin, "Verurteilungen auszusprechen, sondern darin, die Barmherzigkeit Gottes zu proklamieren".
    "Die Logik der Integration ist der Schlüssel für ihre pastorale Begleitung", sagt er über die wiederverheirateten Geschiedenen. So gelte es darüber nachzudenken, wie praktizierte Formen des Ausschlusses in Pastoral, Liturgie, Erziehung oder auch in Beteiligung in den Institutionen überwunden werden kann. Auf die Zulassung zu den Sakramenten geht der Text nicht ein, aber er sagt, dass alle Beteiligten "verpflichtet sind, die Situation gut zu unterscheiden", das heißt die Realität im Blick des Glaubens gut in den Blick
    zu nehmen. Diese Unterscheidung solle "nach der Lehre der Kirche und
    unter den Orientierenden des Bischofs" geschehen.