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Abschreiben aus Diplomarbeit ist "völlig inakzeptabel"

Ein emeritierter Professor der Universität Mannheim soll einen Teil einer Diplomarbeit als eigenen Beitrag ausgegeben und in einem Sammelband veröffentlicht haben. Der Rektor der Universität, Ernst Ludwig von Thadden, bezeichnet den Fall als "besonders schwerwiegend".

Ernst Ludwig von Thadden im Gespräch mit Ulrike Burgwinkel |
    Ulrike Burgwinkel: Es gibt wohl einen weiteren Plagiatsfall an einer deutschen Hochschule, und zwar an der sehr renommierten BWL-Fakultät der Uni Mannheim. Was ist dran an den Vorwürfen, und worum geht es konkret? Professor Doktor Ernst Ludwig von Thadden ist Rektor der Uni Mannheim – ja, Herr von Thadden, worum geht es konkret?

    Ernst Ludwig von Thadden: Es geht um den Vorwurf, dass ein Kollege, der inzwischen emeritiert ist, zusammen mit drei seiner Studenten beziehungsweise Doktoranden einen Artikel mehr oder weniger wörtlich übernommen hat, der von einer Diplomandin in ihrer Diplomarbeit vorher schon geschrieben worden war, ohne die Diplomandin einzubeziehen, und, noch schlimmer, ohne die Diplomandin vorher überhaupt zu fragen.

    Burgwinkel: Und es ist ans Licht gekommen, weil die Diplomandin davon erfahren hat?

    von Thadden: Die Diplomandin hat das gesehen. Das Ganze ist in einem Sammelband veröffentlicht, also wissenschaftlich gesehen, eine unbedeutende Veröffentlichung, aber die in der Tat dann öffentlich war, und die Diplomandin hat es gesehen und hat sich sehr gewundert.

    Burgwinkel: Welche Möglichkeiten hat denn die Uni Mannheim jetzt, beziehungsweise welche Möglichkeiten hat die Diplomandin, gegen so ein dickes Plagiat anzugehen?

    von Thadden: Was passiert ist, ist, dass die Diplomandin die Fakultät für Betriebswirtschaftslehre und die Universitätsleitung informiert hat und die Fakultät für Betriebswirtschaftslehre hat sofort die zuständige Kommission informiert, die an der Universität Mannheim für diese Art von Fehlverhalten explizit existiert, die Kommission für wissenschaftliches Fehlverhalten. Diese Kommission ist schon im März informiert worden und hat sich dann angefangen, mit der Sache zu beschäftigen.

    Burgwinkel: Ich würde fast sagen, das ist ja einfach nur geklaut. Und eigentlich weiß das sogar jeder Schüler, dass sich so etwas nicht gehört. Wie kann so was passieren?

    von Thadden: Also ich möchte vorsorglich sagen, dass die Kommission hoffentlich in zwei Wochen ihren Bericht vorlegen wird. Sie wird auch die einzelnen Parteien hören, also sie hat sowohl den Kollegen als auch die Diplomandin als auch die anderen Beteiligten vorgeladen zu persönlichen Gesprächen, und das halte ich für sehr wichtig in solchen Fällen, dass man sich ein umfassendes Bild macht davon, was in dieser Sache passiert ist. Deswegen muss ich jetzt auch vorsichtig sprechen, weil ich bis jetzt noch niemanden hier ernsthaft eines wirklichen Fehlverhaltens bezichtigen kann. Das, was man aber sagen kann, und das ist völlig offensichtlich, wenn man die Texte nebeneinander legt, also die Texte der Diplomarbeit und den Text dieser Veröffentlichung, dass hier einfach abgeschrieben worden ist. Und das ist völlig inakzeptabel. Das, was aber die Kommission klären muss, ist, wer da gehandelt hat, denn offiziell stehen auf dieser Veröffentlichung ja vier Namen, wer da gehandelt hat, wer wovon wusste, wer was gebilligt hat und wer in der Tat auch möglicherweise darüber hinaus fehl verhalten hat.

    Burgwinkel: Mich erinnert das so ein bisschen an eine überaus gängige Praxis, dass die Studis, die, sagen wir mal, experimentelle Untersuchungen machen, und der Professor veröffentlicht die Ergebnisse.

    von Thadden: Das ist in vielen Fächern in der Tat mehr oder weniger üblich. Auch hier muss man aufpassen, ich will hier auch insbesondere nicht andere Fächerkulturen beleidigen, aber natürlich wissen wir, dass gerade in naturwissenschaftlichen Fächern sehr, sehr viele Koautoren auf einem Artikel stehen, und deren Beitrag zu dem Artikel sehr vielfältig sind, um es mal vorsichtig zu sagen. In den Geistes- und Sozialwissenschaften ist das eigentlich nicht üblich. Und deswegen ist der Fall, über den wir gerade reden, besonders schwerwiegend.

    Burgwinkel: Der Rektor der Uni Mannheim, Ernst Ludwig von Thadden, zum jüngsten Plagiatsfall an der BWL-Fakultät an der Uni Mannheim.

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