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Absichtlich abgeschrieben oder nicht?

Zu keinem Zeitpunkt habe er vorsätzlich getäuscht, betonte Karl-Theodor zu Guttenberg mehrfach. Die Untersuchungskommission der Uni Bayreuth kommt zu einem anderen Ergebnis - und will ihr Gutachten auch gegen den Willen des Ex-Ministers veröffentlichen.

Von Christian Riedel |
    Es gab Zeiten, in denen die Uni Bayreuth mit Karl Theodor zu Guttenberg zurückhaltender umgegangen ist. War der Ex-Minister doch das Aushängeschild der jungen oberfränkischen Hochschule, ein beliebter Werbeträger. Jetzt die unmissverständliche Forderung: Zu Guttenberg soll seine Blockade gegen die Veröffentlichung des Berichts der Kommission zur Selbstkontrolle in der Wissenschaft aufgeben und seine Versprechen einlösen, selbst alles zur Aufklärung der Plagiatsaffäre beitragen zu wollen. Unisprecher Frank Schmälzle:

    "Wir gehen zum jetzigen Zeitpunkt davon aus, dass er gemeinsam mit seinen Anwälten seine Position zur Veröffentlichung der Frage, ob wissenschaftliches Fehlverhalten seinerseits vorliegt, noch einmal überdenkt."

    Ganz offenbar entlarvt der Untersuchungsbericht zu Guttenberg weiter. Nein, er habe zu keinem Zeitpunkt vorsätzlich oder absichtlich getäuscht, betonte der Ex-Minister mehrfach, unter anderem auch in dem Schreiben, in dem er die Uni Bayreuth um die Rücknahme seines Doktorgrades bat. Wie bekannt wurde, kommt die Untersuchungskommission zu einem ganz anderen Ergebnis. Ausmaß und Art der Plagiate seien ein Indiz für absichtliche Täuschung, heißt es. Viel wird es also nicht mehr geben, was die Anwälte von zu Guttenberg noch verhindern könnten. Und den Vorwurf, die Uni Bayreuth würde ihn Vorverurteilen, weist Sprecher Frank Schmälze zurück:

    "Es gibt bis zum heutigen Tag keine offizielle Stellungnahme der Universität Bayreuth, der Hochschulleitung oder der Kommission zur Selbstkontrolle, in der von absichtlicher Täuschung oder absichtlichem Plagiieren die Rede ist. Insofern weisen wir diese Vorwürfe zurück."

    So klingen die Anschuldigungen gegen die Uni Bayreuth bereits nach Scheingefecht, als ob zu Guttenberg erneut ein Blendwerk schaffen wolle. Seine Glaubwürdigkeit hat mit der Plagiatsaffäre genauso gelitten, wie der Ruf der Uni Bayreuth. Die fürchtet um ihre Spitzenplätze in verschiedenen Hochschulrankings, die man sich mühevoll erarbeitet hatte. Aber es steht auch das internationale Ansehen deutscher Wissenschaftler auf dem Spiel. Niemand soll den Eindruck bekommen, hierzulande gebe es wissenschaftliche Grade und Auszeichnungen quasi geschenkt. Deswegen will die Uni Bayreuth ein sauberes, öffentliches Verfahren. Will klären, wie es zu der skandalösen Doktorarbeit kommen konnte, welche Konsequenzen gezogen werden müssen, erklärt Frank Schmälzle:

    "Es gibt ein starkes öffentliches Interesse, es gibt aber auch ein starkes Interesse der Wissenschaftsszene in Deutschland, die diesen Vorgang aufgeklärt sehen möchte und durchaus zurecht aufgeklärt sehen möchte. Die Uni Bayreuth sieht sich als Teil dieser Wissenschaftslandschaft und schließt sich auch daher diesem Interesse an."

    Unter den Studenten an der Uni Bayreuth ist die Stimmung schlecht, sie reagieren genervt auf das Thema zu Guttenberg, verziehen das Gesicht. Am Mikrofon laufen sie vorbei, schweigend oder nur mit einem knappen "Nein". Sie fürchten um den Wert ihrer in Bayreuth erlangten Abschlüssen, wollen nicht mit der Plagiatsaffäre eines Einzelnen in Verbindung gebracht werden. Die Hochschulleitung hat das verstanden:

    "Es geht darum, die wissenschaftlichen Standards zu sichern und unter Beweis zu stellen. Und das ist unsere Aufgabe, das zu tun und dafür setzen wir uns ein."

    Bis zum 26. April, also einen Tag nach Ostern hat die Uni Bayreuth nun zu Guttenberg und seinen Anwälten Zeit gegeben, ihre Blockade gegen die Veröffentlichung des Untersuchungsberichts zurückzunehmen. Notfalls werde das aber bis Ende des Monats auch gegen den Willen des Ex-Ministers geschehen, erklärte die Hochschulleitung. Die Zeiten haben sich geändert.