Von den mehr als zwei Millionen Wählern sprachen sich 1,6 Millionen für die Schaffung eines eigenen Staats aus, wie nach Auszählung von 88 Prozent der Stimmen bekannt wurde. Auf dem Stimmzettel standen zwei Fragen: Sollte Katalonien ein Staat sein? Und wenn ja, sollte er unabhängig sein?
So stimmten nach einem großen Teil der Auszählung 80,1 Prozent der Teilnehmer dafür, dass Katalonien einen eigenen Staat bilden und sich von Spanien abspalten sollte. 10,1 Prozent sprachen sich für die Bildung eines katalanischen Staates aus, der aber weiterhin zu Spanien gehören sollte. 4,6 Prozent stimmten gegen die Unabhängigkeit.
Regionalpräsident Mas: "Wir verdienen ein legales Referendum"
Bei einer Pressekonferenz wandte sich Regionalpräsident Artur Mas auf Englisch an ausländische Medienvertreter und bat um Unterstützung für sein Vorhaben: "Wir verdienen ein legales Referendum", sagte er. Wahlberechtigt waren rund 5,4 Millionen der 7,5 Millionen Bewohner der autonomen Gemeinschaft im Nordosten Spaniens.
Die katalanische Regierung um Mas hatte ursprünglich ein reguläres Referendum abhalten wollen, was das spanische Verfassungsgericht aber kippte. Ersatzweise beraumte Mas daher die informelle Befragung an. Obwohl auch diese von den Richtern ausgesetzt wurde, strömten die Katalanen zu den Urnen, an denen rund 40.000 Freiwillige Dienst taten.
Ministerpräsident Rajoy: "Nur das gesamte spanische Volk kann entscheiden"
Katalonien zählt zu Spaniens wohlhabendsten Regionen. Auch die schwierige Wirtschaftslage in Spanien hat dem Lager der Abspaltungsbefürworter in Katalonien zuletzt Zulauf gebracht. Die Unabhängigkeitsbestrebungen hatten durch durch eine ähnliche Initiative der Schotten Auftrieb erfahren.
Der spanische Ministerpräsident Mariano Rajoy hatte die Katalanen am Samstag zum Dialog aufgefordert. Dieser solle im Rahmen der Verfassung stattfinden, sagte er. Die Abstimmung bezeichnete er als illegal. "Solange ich Regierungschef bin, wird die Verfassung eingehalten", bekräftigte er. "Niemand wird die Einheit Spaniens zerbrechen." Über eine Änderung könne nur das gesamte spanische Volk entscheiden.
Spaniens Staatsanwaltschaft ermittelt
Gegner der Unabhängigkeitsbewegung gingen am Samstag in 52 Städten Spaniens auf die Straße. Aus Barcelona wurden während der grundsätzlich festlichen Stimmung auch Handgemenge zwischen Befürwortern und Gegnern der Volksbefragung gemeldet. Die Staatsanwaltschaft leitete Ermittlungen ein und forderte bei der Polizei eine Liste der Verantwortlichen an, die staatliche Einrichtungen wie Schulen als Wahllokale zur Verfügung gestellt hatten. "Wenn die Staatsanwaltschaft einen Verantwortlichen sucht, braucht sie nur mich anzuschauen", sagte Kataloniens Regierungschef Artur Mas. "Ich und meine Regierung sind die Verantwortlichen."
Katalonien verfügt mit seinen 7,5 Millionen Einwohnern über eine eigene Sprache und Kultur sowie über weitreichende Autonomierechte. Unter der Franco-Diktatur (1939-1975) war der Gebrauch des Katalanischen in der Öffentlichkeit unterdrückt worden. Jetzt ist die Sprache ebenso wie das Spanische Amtssprache in Katalonien.