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Absturz der Superaktie

Mark Zuckerberg wurde dank Börsengang etliche Milliarden reicher - doch jetzt muss der facebook-Gründer mitansehen, wie die Aktie des Unternehmens um elf Prozent unter den Ausgabekurs sinkt. Und die Abwärtsbewegung könnte nach Börsenmeinung durchaus weitergehen.

Von Brigitte Scholtes |
    Börsianer nennen verschiedene Gründe, warum der Börsengang von Facebook und die Entwicklung der Aktie bisher eine Enttäuschung sind. Johannes Reich, Partner und Aktienstratege des Bankhauses Metzler, nennt zwei:

    "Ich glaube, dass da zunächst mal sehr viel Fantasie drin war, auch seitens der Altaktionäre, und dass diese Fantasie auch sehr stark angeregt wurde seitens der begleitenden Banken - und dass das offensichtlich übertrieben war."

    Hinzu kamen beim Börsenstart am Freitag technische Probleme des Computersystems an der Nasdaq. Die sind peinlich für die Börse und ärgerlich für die Anleger, die dadurch zum Teil viel Geld verloren haben. Aber nicht nur die Nasdaq steht am Pranger. Auch die Emissionsbanken, die am Freitag schon mit Stützungskäufen eingreifen mussten, geraten zunehmend in den Fokus der Kritik. So meint Carsten Sommerfeld, Börsenhändler von Tradegate:

    "Das ist für die Nasdaq eine große Pleite genauso auch wie für Morgan Stanley, die als Lead Manager diese Aktie an die Börse gebracht haben und erhebliche Einnahmenminderungen hatte, weil sie Facebook gegenüber einige Zugeständnisse gemacht hat. Die sitzen mit Sicherheit jetzt im Nachhinein, insbesondere Morgan Stanley auch, auf Verlusten. Denn sie haben große Aktienpakete noch in ihren Büchern aus den Stützungskäufen von Freitag. Und ein Dauerinvestment sollte das, glaube ich, aus meiner Sicht für Morgan Stanley auch nicht werden. Heißt also: Diese Aktien werden irgendwann auch auf den Markt kommen."

    Das bedeutet nichts Gutes für die weitere Kursentwicklung der Aktie. Zeitgleich mit dem Börsengang wurde in den USA zudem Klage erhoben wegen Verletzung der Persönlichkeitsrechte. Das drückt die Stimmung weiter, denn nun fragen sich die Börsianer wieder, ob das Geschäftsmodell von Facebook trägt, ob es tatsächlich so viele Werbeeinahmen generieren und weiter so wachsen kann wie bisher. Und schon fühlen sich einige an das Platzen der Internetkursblase zu Beginn des Jahrtausends erinnert. Carsten Sommerfeld:

    "Da tun sich gewisse Parallelen auf. Je mehr solcher Luftschlösser an den Kapitalmärkten vorhanden sind, und je eher es dann so aussieht, als wenn die Erwartungen an dieser Front nicht erfüllt werden, dann kommt es zum Platzen dieser Blase; und dann kann durchaus so eine facebook-Aktie innerhalb eines halben Jahres auch bei 20 Dollar stehen. Und dann auch nicht nur die facebook-Aktie – wobei es nicht viele vergleichbare Unternehmen im Moment an den Börsen gibt. Mit einer Google, mit einer Yahoo, kann man Facebook nicht vergleichen. Denn dort ist das Geschäftsmodell doch schon deutlich fundierter und es werden auch erhebliche Einnahmen generiert."

    Auch Apple wird trotz des hohen Kurses ganz anders gesehen. Aktienstratege Reich vom Bankhaus Metzler kann jedenfalls keinen allgemeinen Trend für die Aktienmärkte erkennen:

    "Das ist wirklich ein individuell auf dieses Unternehmen bezogenes Thema gewesen und insofern eine Entwicklung, die keinerlei Rückschlüsse auf andere Marktteilnehmer zulässt."

    So dürften sich nun alle Kritiker an dem größten Börsengang aller Zeiten eines Internet-Unternehmens bestätigt fühlen.

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