Die russischen Behörden hoffen, das Unglück vom Samstag über der Sinai-Halbinsel zügig aufklären zu können. Die Bergung der 224 Opfer soll bis zum Abend bereits abgeschlossen sein. Eine erste Transportmaschine ist schon am Morgen in Sankt Petersburg angekommen. Experten wollen dort die sterblichen Überreste untersuchen, die an der Absturzstelle gefunden wurden.
Die genaue Absturzursache ist weiter unklar, die Fluggesellschaft schließt aber bestimmte Faktoren aus: "Das Flugzeug war in einem hervorragenden Zustand", sagte der Vize-Generaldirektor des Metrojet-Mutterkonzerns Kogalymawia, Alexander Smirnow. Die einzige erklärbare Ursache wäre eine "mechanische Einwirkung" auf das Flugzeug. Der Airbus A-321 auf dem Weg von Scharm el Scheich nach St. Petersburg habe innerhalb von weniger als einer Minute massiv an Geschwindigkeit verloren und sei stark abgesackt, so Smirnow. Der Konzernsprecher widersprach zudem ägyptischen Berichten, wonach die Crew einen Notruf abgesetzt habe. Das sei nicht der Fall gewesen. "Offenbar war die Mannschaft zum Zeitpunkt der Katastrophe bereits vollständig arbeitsunfähig", sagte Smirnow.
Starke Schäden an Konstruktionen des Flugzeugs?
Kolavia-Mitarbeiter Viktor Jung betonte, dass weder Risse noch ein Ausfall der Systeme oder schlechter Treibstoff das Unglück auslösen hätten können. Es müsse starke Schäden an Konstruktionen des Flugzeugs gegeben haben, denn die Piloten hätten die Maschine plötzlich nicht mehr steuern können. "Sie flog nicht, sie fiel", so Jung.
Experten vermuten, dass die Maschine in der Luft auseinandergebrochen sein könnte. Kremlsprecher Dmitri Peskow warnte dagegen vor voreiligen Schlussfolgerungen. "Vom Terrorakt bis zum Unfall" dürfe keine Ursache ausgeschlossen werden. Unter anderem hatte die Terrormiliz IS erklärt, sie habe die Maschine abgeschossen. Außerdem gibt es Berichte, wonach Schäden am Flugzeugheck bei einem Vorfall vor 14 Jahren nicht ausreichend repariert wurden. Auch über eine Bombe an Bord wird spekuliert, berichtet ARD-Korrespondent Bernd Großheim.
Auswertung der Flugzeugdaten
Flugschreiber und Stimmrekorder der Unglücksmaschine sind bereits gefunden worden. Experten können nun die Gespräche der Piloten sowie technische Daten etwa über Höhe, Geschwindigkeit und Luftdruck in der Kabine auswerten.
Russlands Präsident Wladimir Putin sprach den Angehörigen der Opfer sein Beileid aus und bezeichnete das Unglück als "ungeheure Tragödie". 219 der 224 Insassen der Maschine waren Russen.
(pr/dk)