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Acht tote Deutsche bei Anschlag
Istanbul nach dem Tag des Terrors

Ein Selbstmordanschlag auf ein beliebtes Touristenzentrum, vermutlich begangen von einem Mitglied des IS: Zehn Menschen wurden am Dienstagmorgen in Istanbul getötet, darunter auch acht Deutsche. Nun bleiben viele Fragen offen. Etwa, ob sich der Terrorakt gezielt gegen Deutsche richtete.

    Die am Abend nach dem Selbstmordanschlag abgesperrte Blaue Moschee in Istanbul
    Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat bestätigt, dass mindestens acht Deutsche bei dem Anschlag in Istanbul getötet wurden. (Picture Alliance / dpa / Peter Kneffel)
    Mindestens neun weitere Deutsche wurden nach Angaben von Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier zum Teil schwer verletzt. Der Angreifer hatte sich am Morgen nahe einer Reisegruppe in der Altstadt in der Nähe der Blauen Moschee in die Luft gesprengt. Ministerpräsident Davutoglu sagte, der Mann habe der Terrororganisation Islamischer Staat angehört.
    Bundeskanzlerin Merkel sprach den Angehörigen der Opfer ihr Mitgefühl aus. Die Terroristen seien Feinde aller freien Menschen und aller Menschlichkeit, sagte sie in Berlin. "Heute hat es Istanbul getroffen, zuvor Paris, Kopenhagen, Tunis und so viele Orte mehr", sagte die Bundeskanzlerin bei ihrer Erklärung in Berlin. Sie erwähnte auch den Anschlag in der türkischen Hauptstadt Ankara im Oktober mit mehr als 100 Toten. Die Tat in Istanbul sei "ein mörderischer Akt", so Merkel
    Der internationale Terror wähle zwar immer andere Orte, sein Ziel sei aber dasselbe, sagte Merkel weiter: "Unser freies Leben in freien Gesellschaften". Bei den Terroristen handele es sich um "Feinde aller Menschlichkeit", gegen die Deutschland zusammen mit seinen internationalen Partnern weiter vorgehen werde.
    Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) bei einer Erklärung im Kanzleramt am 12.01.2016.
    Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) bei einer Erklärung im Kanzleramt am 12.01.2016. (picture alliance / dpa / Soeren Stache)
    Zahl der Toten könnte noch steigen
    Zuvor hatte Merkel bestätigt, dass acht Deutsche unter den Opfern des Anschlags sind. Ob es dabei bleibe, wisse man nicht. Sie sprach den Angehörigen und Freunden der Opfer zudem ihr Beileid aus und wünschte ihnen Trost und Kraft "bei dieser schweren Prüfung". Zumindest einige der betroffenen deutschen Touristen waren offenbar mit einem Berliner Reiseveranstalter unterwegs.
    Kurz vor Merkel hatte Bundesaußenminister Steinmeier mitgeteilt, das Auswärtige Amt stehe in engem Kontakt mit den türkischen Behörden. Steinmeier sprach von Stunden "der Trauer, der Wut und des Entsetzens" nach dem Angriff. "Seit vielen Jahren hat uns der Terror nicht mehr so schwer getroffen wie heute in Istanbul", so Steinmeier. Das Auswärtige Amt aktualisierte im Laufe des Tages seine Reisehinweise für die Türkei und rät dazu, Menschenansammlungen dort zu meiden.
    Bundespräsident Joachim Gauck reagierte bestürzt auf das Selbstmordattentat in Istanbul. "Wieder wurden bei einem hinterhältigen terroristischen Anschlag unschuldige Menschen ermordet, darunter viele Deutsche", sagte das Staatsoberhaupt in einer Erklärung. Über die Reaktionen auf den Anschlag in Berlin berichtete Katharina Hamberger im DLF.
    Bundesinnenminister de Maizière will am Mittwoch in die Türkei reisen. Er wolle in Istanbul seinen türkischen Amtskollegen Ala treffen und sich ein Bild von der Lage machen, sagte eine Sprecherin des Innenministeriums in Berlin.
    Zehn Tote, 15 Verletzte. Das ist bisher die Bilanz des Bombenanschlags auf dem Platz vor der Blauen Moschee, einer der größten Touristenattraktionen Istanbuls. Im Viertel Sultanahmet sprengte sich nach Angaben des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan am Vormittag ein 28-jähriger Mann in die Luft - offenbar in der Nähe einer deutschen Reisegruppe, wie ARD-Korrespondent Thomas Bormann im DLF sagte. Eine Reporterin von CNN Türk berichtete von schockierten Touristen, die nach der Explosion auf dem Pflaster gesessen hätten. Augenzeugen hätten gesagt, sie hätten einen Feuerball aufsteigen sehen. Zu der Detonation sei es an dem ägyptischen Obelisken gekommen. Neben den acht Deutschen wurde auch ein peruanischer Staatsangehöriger getötet, wie das Außenministerium in Lima mitteilte. Der türkische Ministerpräsident Ahmet Davutoglu hatte am Nachmittag erklärt, dass alle Todesopfer bei dem Anschlag aus dem Ausland kämen.
    Täter soll aus Syrien eingereist sein
    Offiziellen Angaben der türkischen Führung zufolge soll es sich bei dem Attentäter um einen Syrer handeln, der außerdem Mitglied der Terrormiliz IS gewesen sei. Wie Vize-Premierminister Numan Kurtulmus sagte, sei der Mann wahrscheinlich erst kürzlich aus Syrien eingereist, habe aber nicht auf der Liste der Terrorverdächtigen gestanden. Einige Medien berichten auch darüber, dass der mutmaßliche Täter ursprünglich aus Saudi-Arabien stammen soll. Dafür gibt es aber keine offizielle Bestätigung.
    Die Europäische Union sicherte der Türkei nach dem Anschlag ihre Unterstützung im Kampf gegen den Terror zu. Beide Seiten müssten noch mehr gegen extremistische Gewalt tun, erklärte EU-Chefdiplomatin Federica Mogherini. Auch die USA verurteilten den Anschlag in Istanbul. Die Vereinigten Staaten stünden an der Seite der Türkei im Kampf gegen den Terrorismus, erklärte das Präsidialamt in Washington.
    Ein Stadtplan von Istanbul, die den Ort des Anschlags vom 12.01.2016 markiert.
    Ein Stadtplan von Istanbul, die den Ort des Anschlags vom 12.01.2016 markiert. (picture-alliance/ dpa-Grafik)
    (nch/jcs/pr/tön)