Das Gerät ist gerade einmal so groß wie eine Zigarettenschachtel, doch es könnte das Leben von Tausenden Epilepsie-Patienten verändern.
"Das Gerät warnt die Patienten Minuten oder sogar Stunden vor einem Anfall. So dass sich die Betroffenen rechtzeitig darauf einstellen und sich zum Beispiel in eine sichere Umgebung bringen können."
Mark James Cook ist Neurologe am St. Vincent's Hospital in Melbourne. Jeder dritte Epilepsie-Patient, sagt er, bekommt seine Anfälle nicht mit Medikamenten in den Griff - und der Arzt weiß genau, was das für die Patienten bedeutet.
"Es schränkt ihr Leben extrem ein. Weil sie einfach nicht wissen, wann der nächste Anfall kommt. Sie können deshalb nicht richtig arbeiten, nicht Auto fahren, nicht allein schwimmen gehen – weil sie dann zu ertrinken drohen. Abgesehen davon finden es die meisten Menschen sehr erniedrigend, einen Anfall in der Öffentlichkeit zu haben. Aus Angst davor unternehmen sie kaum noch etwas. Für viele Menschen ist das das Schlimmste an der Epilepsie."
Solchen Patienten könnte das neue Frühwarnsystem helfen. Entwickelt wurde es von der Firma NeuroVista aus Seattle. Mark Cook hat es jetzt zum ersten Mal getestet – in einer kleinen Studie mit elf Patienten.
"Die Patienten haben Elektroden unter die Schädeldecke eingepflanzt bekommen, die permanent die Hirnaktivität messen, also ein EEG erstellen. Über ein Kabel werden die Signale dann vom Gehirn an eine kleine Box weitergeleitet, die unterhalb des Schlüsselbeins implantiert ist, und von dort drahtlos an das Handgerät, das die Patienten bequem in der Tasche oder am Gürtel tragen können."
Das Handgerät analysiert das EEG, es detektiert Veränderungen, die sich schon lange vor einem epileptischen Anfall aufbauen. Und weil die bei jedem Patienten anders aussehen, haben die Forscher das Frühwarnsystem in den ersten Monaten individuell angepasst und das Handgerät für jeden Patienten einzeln programmiert. Cook:
"Das Gerät kalkuliert, wie wahrscheinlich es ist, dass der Patient einen Anfall haben wird. Und signalisiert das über verschiedene Leuchten. Rotes Licht bedeutet: Das Risiko ist sehr hoch, weißes Licht: das Risiko ist moderat, und blaues Licht bedeutet kein Risiko."
In der Studie hat das Gerät die Patienten zuverlässig vor Anfällen gewarnt. Wie viel Zeit bis zu den Anfällen blieb, war von Patient zu Patient unterschiedlich - bei einigen waren es eher Stunden, bei anderen eher Minuten.
"Einer meiner Patienten hatte immer viele Schwierigkeiten am Arbeitsplatz. Wenn er einen Anfall hatte, musste immer ein Krankenwagen her, und seine Kollegen waren dann sehr verstört. Jetzt konnte er zu Hause bleiben, wenn das rote Licht am Gerät aufgeleuchtet hat, oder so schnell wie möglich nach Hause gehen."
Menschen, die nur ab und zu einen Anfall erleiden, die aber in ständiger Angst davor leben – ihnen könnte das Frühwarnsystem die Unabhängigkeit wiedergeben, sagt Cook. In der Fachwelt gilt es jetzt schon als Sensation. Irgendwann, so die Hoffnung, könnte es nicht nur bei der Vorwarnung bleiben – vielleicht könnte man einen drohenden Anfall ganz verhindern. Zum Beispiel mit bestimmten Medikamenten.
"Es gibt Medikamente, die sehr schnell wirken. Benzodiazepine etwa, das sind starke Beruhigungsmittel, die heute schon eingesetzt werden, um einen Anfall zu unterbrechen. Einige meiner Studienteilnehmer haben Benzodiazepine genommen, wenn das Licht rot wurde, um zu sehen, ob sie den Anfall von vornherein umgehen können. Wir haben noch nicht genug Daten, um ernsthafte Aussagen zu treffen – doch einigen hat es offenbar ganz gut geholfen."
Mark Cook bekommt jeden Tag Briefe und Emails von weiteren Patienten. Sie wollen das Frühwarnsystem unbedingt haben. Doch der Weg bis zur Marktreife ist weit. Das System muss verfeinert und noch zuverlässiger werden. Für weitere Studien fehlt den Australiern im Moment allerdings das Geld.
"Das Gerät warnt die Patienten Minuten oder sogar Stunden vor einem Anfall. So dass sich die Betroffenen rechtzeitig darauf einstellen und sich zum Beispiel in eine sichere Umgebung bringen können."
Mark James Cook ist Neurologe am St. Vincent's Hospital in Melbourne. Jeder dritte Epilepsie-Patient, sagt er, bekommt seine Anfälle nicht mit Medikamenten in den Griff - und der Arzt weiß genau, was das für die Patienten bedeutet.
"Es schränkt ihr Leben extrem ein. Weil sie einfach nicht wissen, wann der nächste Anfall kommt. Sie können deshalb nicht richtig arbeiten, nicht Auto fahren, nicht allein schwimmen gehen – weil sie dann zu ertrinken drohen. Abgesehen davon finden es die meisten Menschen sehr erniedrigend, einen Anfall in der Öffentlichkeit zu haben. Aus Angst davor unternehmen sie kaum noch etwas. Für viele Menschen ist das das Schlimmste an der Epilepsie."
Solchen Patienten könnte das neue Frühwarnsystem helfen. Entwickelt wurde es von der Firma NeuroVista aus Seattle. Mark Cook hat es jetzt zum ersten Mal getestet – in einer kleinen Studie mit elf Patienten.
"Die Patienten haben Elektroden unter die Schädeldecke eingepflanzt bekommen, die permanent die Hirnaktivität messen, also ein EEG erstellen. Über ein Kabel werden die Signale dann vom Gehirn an eine kleine Box weitergeleitet, die unterhalb des Schlüsselbeins implantiert ist, und von dort drahtlos an das Handgerät, das die Patienten bequem in der Tasche oder am Gürtel tragen können."
Das Handgerät analysiert das EEG, es detektiert Veränderungen, die sich schon lange vor einem epileptischen Anfall aufbauen. Und weil die bei jedem Patienten anders aussehen, haben die Forscher das Frühwarnsystem in den ersten Monaten individuell angepasst und das Handgerät für jeden Patienten einzeln programmiert. Cook:
"Das Gerät kalkuliert, wie wahrscheinlich es ist, dass der Patient einen Anfall haben wird. Und signalisiert das über verschiedene Leuchten. Rotes Licht bedeutet: Das Risiko ist sehr hoch, weißes Licht: das Risiko ist moderat, und blaues Licht bedeutet kein Risiko."
In der Studie hat das Gerät die Patienten zuverlässig vor Anfällen gewarnt. Wie viel Zeit bis zu den Anfällen blieb, war von Patient zu Patient unterschiedlich - bei einigen waren es eher Stunden, bei anderen eher Minuten.
"Einer meiner Patienten hatte immer viele Schwierigkeiten am Arbeitsplatz. Wenn er einen Anfall hatte, musste immer ein Krankenwagen her, und seine Kollegen waren dann sehr verstört. Jetzt konnte er zu Hause bleiben, wenn das rote Licht am Gerät aufgeleuchtet hat, oder so schnell wie möglich nach Hause gehen."
Menschen, die nur ab und zu einen Anfall erleiden, die aber in ständiger Angst davor leben – ihnen könnte das Frühwarnsystem die Unabhängigkeit wiedergeben, sagt Cook. In der Fachwelt gilt es jetzt schon als Sensation. Irgendwann, so die Hoffnung, könnte es nicht nur bei der Vorwarnung bleiben – vielleicht könnte man einen drohenden Anfall ganz verhindern. Zum Beispiel mit bestimmten Medikamenten.
"Es gibt Medikamente, die sehr schnell wirken. Benzodiazepine etwa, das sind starke Beruhigungsmittel, die heute schon eingesetzt werden, um einen Anfall zu unterbrechen. Einige meiner Studienteilnehmer haben Benzodiazepine genommen, wenn das Licht rot wurde, um zu sehen, ob sie den Anfall von vornherein umgehen können. Wir haben noch nicht genug Daten, um ernsthafte Aussagen zu treffen – doch einigen hat es offenbar ganz gut geholfen."
Mark Cook bekommt jeden Tag Briefe und Emails von weiteren Patienten. Sie wollen das Frühwarnsystem unbedingt haben. Doch der Weg bis zur Marktreife ist weit. Das System muss verfeinert und noch zuverlässiger werden. Für weitere Studien fehlt den Australiern im Moment allerdings das Geld.