Die Lehrerin ruft die Viertklässler der Grundschule Grbavica 1 in Sarajevo zur Ruhe. Denn das Thema, das heute auf dem Lehrplan steht, ist ernst. Auf dem Tisch im Mehrzweckraum liegen Minen und Granaten in allen Größen und Formen, daneben stehen leuchtend rote Warnschilder mit Totenköpfen darauf und der Aufschrift "ACHTUNG, MINE!". Als Dzejna Skopljak von der EUFOR vor der Klasse zu sprechen beginnt, ist es still geworden.
"Kinder, der Krieg ist vorbei, aber die Mienen sind noch immer da. Die Mienen sind versteckte Soldaten in den Wäldern, die Kinder töten können. Weiß eine Miene, ob der Fuß einem Kind oder einem Soldaten gehört? Weiß sie das? Nein. Wen wird die Miene töten? Jeden, der drauf tritt. Ja, jeden."
600 Menschen sind seit Kriegsende 1995 in Bosnien durch Minen ums Leben gekommen, gut 1.000 wurden verletzt – häufig sehr schwer. Dzejna Skopljak deutet auf eine Karte des Landes, die übersät ist mit roten Punkten.
"Schau, seht ihr die roten Punkte? – Ja! – Kinder, jeder Punkt ist ein Mienenfeld. Und in einem Mienenfeld können mehrere Mienen sein. Sind da viele Mienen? – Jaa!"
1.400 Quadratkilometer und damit drei Prozent des gesamten Landes gelten als vermint - vor allem entlang der alten Frontlinien, die quer durch Bosnien verlaufen. Tausende Minenfelder wurden in den 17 Jahren seit Kriegsende entdeckt und markiert und zum Teil bereits gesäubert. Doch wie viele noch unentdeckt sind - das weiß keiner.
"Wir gehen davon aus, dass wir bis jetzt erst 70 Prozent der Minenfelder kennen. Denn die Aufzeichnungen der drei Armeen, die hier Minen gelegt haben, sind unvollständig. Und das führt dazu, dass wir leider nur dann feststellen, wo ein Minenfeld ist, wenn jemand getötet wird oder verletzt."
Besonders häufig sind es Landwirte und Landarbeiter, die Opfer von Minen werden. Aber eben immer wieder auch Kinder, die im Wald oder auf einem Feld spielen und sich der Gefahr nicht bewusst sind. Zaim Pleh von der bosnischen Armee tourt deshalb mit seiner Kollegin von der EUFOR durchs ganze Land und redet den Schülern beim Minenkundeunterricht jedes Mal eindringlich ins Gewissen:
"Gehen wir in Bereiche, wo wir diese Zeichen sehen? - NEIN! - Bravo. Und bitte denkt auch dran: Was immer ihr draußen in der Natur findet, das glitzert, in der Sonne glänzt und eine ungewöhnliche Form hat. Auch wenn es ein Spielzeug ist: Bitte, bitte fasst es nicht an."
Denn Neugier kann in Bosnien lebensgefährlich sein, warnt der Soldat und erzählt von drei Jungen, die in einen Wald etwas gefunden haben, das wie ein kleiner Fallschirm aus Metall aussah. Einer der Jungen fasste den Fallschirm an - und beging damit einen tödlichen Fehler.
"Er hat nicht gesehen, dass dieser kleine Fallschirm mit einer Granate verbunden war. Er hat ihn rausgezogen und damit den Zünder aktiviert. Zwei Jungen wurden getötet, und der andere bleibt ein Invalide - für den Rest seines Lebens."
Nur, wenn sich die Kinder der Gefahr bewusst sind, kann man auch verhindern, dass sie Opfer der Minen werden, sagt Dzejna Skopljak. Hundertprozentige Sicherheit gebe es aber nie. Nach dem Plan der Regierung soll Bosnien-Herzegowina bis 2019 - also 24 Jahre nach Kriegsende - minenfrei sein. Experten halten diesen Zeitplan jedoch für unrealistisch.
"Ich glaube, das dauert viel, viel länger. Wenn Sie sich überlegen, dass wir bis jetzt nur 70 Prozent der Minenfelder kennen und in den letzten 16 Jahren nur 9.000 gesäubert haben – und 10.000 sind noch da – dann brauchen wir bestimmt noch mindestens 20 bis 30 Jahre."
Bis in die 2040er-Jahre werden Menschen wie Dzejna Skopljak also wohl noch durchs Land ziehen müssen und Kinder in Minenkunde unterrichten. Denn bis dahin bleibt die Gefahr allgegenwärtig.
"Kinder, der Krieg ist vorbei, aber die Mienen sind noch immer da. Die Mienen sind versteckte Soldaten in den Wäldern, die Kinder töten können. Weiß eine Miene, ob der Fuß einem Kind oder einem Soldaten gehört? Weiß sie das? Nein. Wen wird die Miene töten? Jeden, der drauf tritt. Ja, jeden."
600 Menschen sind seit Kriegsende 1995 in Bosnien durch Minen ums Leben gekommen, gut 1.000 wurden verletzt – häufig sehr schwer. Dzejna Skopljak deutet auf eine Karte des Landes, die übersät ist mit roten Punkten.
"Schau, seht ihr die roten Punkte? – Ja! – Kinder, jeder Punkt ist ein Mienenfeld. Und in einem Mienenfeld können mehrere Mienen sein. Sind da viele Mienen? – Jaa!"
1.400 Quadratkilometer und damit drei Prozent des gesamten Landes gelten als vermint - vor allem entlang der alten Frontlinien, die quer durch Bosnien verlaufen. Tausende Minenfelder wurden in den 17 Jahren seit Kriegsende entdeckt und markiert und zum Teil bereits gesäubert. Doch wie viele noch unentdeckt sind - das weiß keiner.
"Wir gehen davon aus, dass wir bis jetzt erst 70 Prozent der Minenfelder kennen. Denn die Aufzeichnungen der drei Armeen, die hier Minen gelegt haben, sind unvollständig. Und das führt dazu, dass wir leider nur dann feststellen, wo ein Minenfeld ist, wenn jemand getötet wird oder verletzt."
Besonders häufig sind es Landwirte und Landarbeiter, die Opfer von Minen werden. Aber eben immer wieder auch Kinder, die im Wald oder auf einem Feld spielen und sich der Gefahr nicht bewusst sind. Zaim Pleh von der bosnischen Armee tourt deshalb mit seiner Kollegin von der EUFOR durchs ganze Land und redet den Schülern beim Minenkundeunterricht jedes Mal eindringlich ins Gewissen:
"Gehen wir in Bereiche, wo wir diese Zeichen sehen? - NEIN! - Bravo. Und bitte denkt auch dran: Was immer ihr draußen in der Natur findet, das glitzert, in der Sonne glänzt und eine ungewöhnliche Form hat. Auch wenn es ein Spielzeug ist: Bitte, bitte fasst es nicht an."
Denn Neugier kann in Bosnien lebensgefährlich sein, warnt der Soldat und erzählt von drei Jungen, die in einen Wald etwas gefunden haben, das wie ein kleiner Fallschirm aus Metall aussah. Einer der Jungen fasste den Fallschirm an - und beging damit einen tödlichen Fehler.
"Er hat nicht gesehen, dass dieser kleine Fallschirm mit einer Granate verbunden war. Er hat ihn rausgezogen und damit den Zünder aktiviert. Zwei Jungen wurden getötet, und der andere bleibt ein Invalide - für den Rest seines Lebens."
Nur, wenn sich die Kinder der Gefahr bewusst sind, kann man auch verhindern, dass sie Opfer der Minen werden, sagt Dzejna Skopljak. Hundertprozentige Sicherheit gebe es aber nie. Nach dem Plan der Regierung soll Bosnien-Herzegowina bis 2019 - also 24 Jahre nach Kriegsende - minenfrei sein. Experten halten diesen Zeitplan jedoch für unrealistisch.
"Ich glaube, das dauert viel, viel länger. Wenn Sie sich überlegen, dass wir bis jetzt nur 70 Prozent der Minenfelder kennen und in den letzten 16 Jahren nur 9.000 gesäubert haben – und 10.000 sind noch da – dann brauchen wir bestimmt noch mindestens 20 bis 30 Jahre."
Bis in die 2040er-Jahre werden Menschen wie Dzejna Skopljak also wohl noch durchs Land ziehen müssen und Kinder in Minenkunde unterrichten. Denn bis dahin bleibt die Gefahr allgegenwärtig.