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ADAC kritisiert Automobilindustrie
Hardware-Nachrüstung bei Diesel-Pkw doch möglich

Hardware-Nachrüstsätze für ältere Diesel-Pkw, die zu viel Stickoxide ausstoßen, seien nicht praktikabel herzustellen und einzubauen, hieß es stets von der Autoindustrie. Der ADAC Württemberg und das baden-württembergische Verkehrsministerium haben nun das Gegenteil bewiesen und sehen die Industrie in der Pflicht.

Von Thomas Wagner |
    Rauch strömt aus dem Auspuff eines Autos
    Dieselqualm strömt aus einem Auspuff: Die Stickoxid-Emissionen älterer Dieselmotoren sind Grund für die Forderungen nach Fahrverboten von Dieselfahrzeugen in mehreren deutschen Städten (Imago)
    "Am Anfang ein Film: In deutschen Innenstädten herrscht dicke Luft. Die Gesundheit der Menschen ist gefährdet. Es drohen Fahrverbote. Kann eine Hardware-Nachrüstung von Dieselfahrzeugen helfen?"
    Genau das war die Fragestellung eines wegweisenden Tests, gemeinsam auf den Weg gebracht von ADAC Württemberg und baden-württembergischem Verkehrsministerium. Das Ergebnis:
    "Der Test des ADAC Württemberg hat die Fake-News der Industrie endgültig widerlegt. Hardware-Nachrüstung funktioniert."
    50 bis 70 Prozent Emissionsminderung möglich
    Eine Breitseite gegen die Autoindustrie, abgefeuert von einem Repräsentanten des größten deutschen Auto-Clubs: Dieter Roßkopf ist Vorstandsvorsitzender des ADAC Württemberg. Ausgerechnet er bezeichnete die Aussagen zahlreicher Konzernchefs der Autoindustrie, wonach Hardware-Nachrüstungen zur Eindämmung der Stickoxid-Emissionen bei älteren Diesel-Fahrzeugen in der Praxis nicht zu stemmen seien, als 'Fake-News' - und das hat seinen Grund: Am Donnerstag verhandelt das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig über die Möglichkeit von Fahrverboten für solche älteren Autos - Fahrverbote, die der ADAC fürchtet wie der Teufel das Weihwasser. Und da brennt die Suche nach Alternativen, um die Schadstoffemissionen an besonders belasteten Stellen wie dem Stuttgarter Neckartor oder der Münchner Innenstadt abzusenken, ganz besonders unter den Nägeln. Die aus Sicht des ADAC und des baden-württembergischen Verkehrsministeriums wirkungsvollste Alternative sind Hardware-Nachrüstungen, die der ADAC nun getestet hat: In vier Fahrzeugen, zwei unterschiedlichen Diesel-PKW und zwei Lieferwagen jeweils älterer Baureihen, wurden Nachrüstsätze zur Stickstoff-Ausfilterung eingebaut. Danach folgten umfangreiche Fahrversuche mal in der Stadt, mal außerhalb, mal schnell, mal langsam. Ergebnis:
    "Wir erreichen auf der einen Seite in dem anspruchsvollen Kaltzyklus und dem Warmzyklus durchaus Minderungen, die 50 bis 70 Prozent ausmachen können, alleine durch die Hardware-Nachrüstung von entsprechenden Fahrzeugen. 50 bis 70 Prozent der Emissionsminderung - das ist deutlich mehr als das, was Software-Updates erreichen, ist möglich."
    Software-Updates sind günstiger
    So Reinhard Kolke, Leiter der Abteilung "Test und Technik" beim ADAC. Software-Updates bringen in der Regel nur 25, maximal 30 Prozent Minderung des Schadstoffausstoßes, werden aber von der Autoindustrie bevorzugt - ganz einfach, weil sie mit ein paar Hundert Euro Kosten wesentlich günstiger sind als Nachrüstungen älterer Diesel-Fahrzeuge mit Hardware-Komponenten.
    "Die Nachrüstkosten werden im Bereich von 1.400 bis 3.300 Euro geschätzt."
    Für Winfried Hermann, grüner Verkehrsminister in Baden-Württemberg, ist auch klar, wer das bezahlen muss: die Autohersteller.
    "Ich finde, eine Branche, die so in die Kritik geraten ist, weil sie an vielen Stellen die Kunden und die Gesundheit schwer gefährdet, da ist es höchste Zeit, dass die Branche mal Verantwortung übernimmt. Verantwortung, was sie getan hat. Ich betrachte Nachrüstung an Euro-5-Fahrzeugen als Wiedergutmachung, und zwar kostenlos, für diejenigen, die im guten Glauben ein solches Fahrzeug gekauft haben."