Olympiamedaillen, Weltmeistertitel oder deutsche Meistertitel - für viele Spitzensportler die Erfüllung eines großen Traumes. Doch der Weg vom jungen Nachwuchstalent bis zum erfolgreichen Profisportler ist ein langer und zumeist auch harter Weg. Egal, ob Tennis, Fußball oder Schwimmen - für eine Profikarriere in der Weltspitze reicht nicht nur Talent, sondern ist auch Durchhaltevermögen und Biss gefragt.
Doch genau das vermisst Stabhochsprung-Bundestrainerin Christine Adams heute bei vielen Nachwuchssportlern. Die studierte Sportwissenschaftlerin beklagt im Dlf, dass die Trainer "immer weniger Auswahl haben von Kindern und Jugendlichen, die tatsächlich begabt sind und auch wirklich bereit sind, über einen langen Zeitraum hart zu arbeiten."
Jugendliche hätten heute zu viele Möglichkeiten, ihr Leben zu gestalten. Das sei schön - aber für den Sport eben schwierig. Denn da brauche es einfach Durchhaltevermögen und Biss. Es gebe zwar noch Einzelfälle, die hoch motiviert seien, "aber nicht mehr so viele", unterstreicht dei ehemalige Stabhochspringerin und heutige Bundestrainerin Christine Adams, die seit fast 20 Jahren Trainerin ist.
Generationenkritik der Tennis-Bundestrainerin
Auch Tennis-Bundestrainerin Barbara Rittner warf Deutschlands Nachwuchsathleten in der "Rheinischen Post" unlängst fehlendes Engagement vor: Wenn man in die Weltspitze kommen wolle, dann dürfe man eben nicht überall von Mami und Papi hinkutschiert werden, sondern man müsste auch mal selbst Dinge in die Hand nehmen. Es gehe den Talenten zu gut, sagte Rittner. Viele Spielerinnen seien nicht bereit, über einen gewissen Punkt zu gehen. Und sie sieht darin ein Spiegelbild der Gesellschaft: Niemand sei mehr bereit, wirklich Anstrengungen in Kauf zu nehmen und auch mal dauerhaft die eigene Komfortzone zu verlassen.
Helikopter-Eltern sind ein Problem
Ein Problem, das auch Christine Adams bei der heutigen Generation von Nachwuchssportlern erkennt. Viele Eltern, so Adams, nehmen den Kindern und Jugendlichen heute alles ab. Die ehemalige Leichtathletin kritisiert, dass viele dadurch nicht mehr in der Lage seien, ihre Probelem selber zu lösen.
"Es ist wirklich das berühmte Wort Helikopter-Eltern. Die Kinder werden wirklich überall hingebracht. Früher gab es einen Vereinsbus und der ist zum Wettkampf gefahren. Heute muss man schon fast kämpfen, wenn man sagt, wir fahren als Team mit dem Bus und die Eltern sind da nicht erwünscht. Aber es ist wirklich so: Die Eltern bringen die Wasserflasche hinterher, die packen die Tasche und drehen die Spikesnägel rein. Wir wollen natürlich Eltern, die ihre Kinder unterstützten und fördern, aber irgendwann ist es halt so viel, dass die Entwicklung oder die Selbstständigkeit auf der Strecke bleibt."
Unselbstständige Teenager
Ein Problem, das sich auch noch im Teenager-Alter zeige. Selbst bei 16- bis 18-Jährigen müsse Mutti noch irgendwo anrufen. Alles "schwarzmalen" will die einstige Spitzen-Leichtathletin aber nicht.
"Wir haben immer noch viele Kinder, die wahnsinnig talentiert sind, die auch bereit sind sich zu quälen. Es sind halt nicht mehr ganz so viel wie vor 20 Jahren. Aber, die Gesellschaft verändert sich und man kann auch nicht immer sagen, dass früher alles besser war. Wir müssen halt auch sehen, es ist eine andere Gesellschaft und die wachsen anders auf."
Likes auf Instagram wichtiger als Training
Dies gelte insbesondere auch für die Mediennutzung. "Für viele Sportler ist der Post auf dem eigenen Instagram-Profil wichtiger und wie viele Likes ich von einem Foto aus dem Training bekomme, als das Training selbst", sagte Adams.
Sport sei eine tolle Möglichkeit, sich zu verwirklichen und sich weiter zu entwickeln. Zudem könne der Sport andere Emotionen liefern, was viele andere Sachen eben nicht können. "Sport ist eine bereichernde Chance - für das ganze Leben", sagte Adams. Das müssten auch die Athleten erkennen.
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