"Hurra, Hurra"
Manche Dinge bleiben eben gleich. Auch morgen wieder werden die Dänen ihrer Regentin Hurrarufe zurufen – so wie sie es alljährlich an ihrem Geburtstag tun, und so wie sie es vor genau 40 Jahren taten, als die 31-jährige Margrethe zur Königin ernannt wurde. 75.000 Menschen standen damals auf einem frostkalten Schlossplatz. Und dennoch, so Jens Andersen von der Tageszeitung "Berlingske Tidende", der jüngst ein Buch über die Regentschaft der Königin veröffentlichte, waren die Zeiten damals andere.
"1972 stand die dänische Monarchie auf der Kippe. Mindestens 30 Prozent der Dänen waren Republikaner – und alle linksorientierten Medien waren gegen die Monarchie."
Heute hingegen ist die Zahl der dänischen Republikaner verschwindend gering. Und dabei, so Jens Andersen, sei Margrethe II. alles andere als eine bequeme Königin. Gerade ihre Neujahrsansprachen nutze sie immer wieder, um der Nation ins Gewissen zu reden:
"In der Neujahrsansprache geht sie oft an die Grenze dessen, was sie politisch darf, und fordert uns Dänen immer wieder heraus. Sie greift unserer Selbstverständnis auf konstruktive Weise an, zwingt uns dazu, in den Spiegel zu schauen und kritisiert uns mitunter auf ironische, aber auch liebevolle Art und Weise."
Vor allem, so Andersen, sei Margrethe II. immer wieder für ein offenes Dänemark eingetreten, das Teil sei von Europa und auch Menschen fremder Kulturen integrieren müsse. Eine Botschaft, die sich seit den 70er-Jahren wie ein roter Faden durch ihre Ansprachen zieht:
"Wir leben in einer Phase, die ökonomisch manche Herausforderung mit sich bringt. Für viele Gastarbeiter, die zu uns ins Land gekommen sind, ist diese Zeit besonders hart. Und dann kommen wir Dänen mit spitzen Bemerkungen und dummsmarten Kommentaren, gehen auf Distanz, schikanieren, manchmal noch schlimmer. Das ist beschämend."
Und auch nach 40 Jahren denkt die 71-jährige Margrethe keineswegs ans Aufhören. Abdanken, so betonte die dänische Regentin anlässlich ihres Thronjubiläums, komme für sie nicht infrage:
"Ich finde, Staatsoberhaupt zu sein ist eine Pflicht, die man auferlegt bekommen hat, und zwar für das gesamte Leben. Das war bei meinem Vater so, bei meinem Großvater, ja bei allen meinen Vorgängern. Aber es ist auch eine Verpflichtung, mit der ich sehr gut lebe."
Wie aber kommt es, dass selbst die so anti-autoritären Dänen ihr Königshaus kaum hinterfragen? Die Königin selbst formuliert es so.
"Wir alle brauchen etwas, dass uns aufrecht hält, wie eine Boje im Wasser. Wir alle brauchen einen nationalen Bezug, ich möchte sagen, sogar Vaterlandliebe ist nötig in einer globalisierten Welt. Denn wer nicht weiß, wo er herkommt, ist wurzellos."
Kontinuität in turbulenten Zeiten, ein nationaler Haltepunkt in einer globalisierten Welt – viele Experten stimmen dieser Auffassung zu. Doch von der Macht seiner rund 1000-jährigen Geschichte alleine kann auch das dänische Königshaus nicht leben. Auch mit dem jeweiligen Regenten selbst müssten sich die Menschen identifizieren können, meint die Historikerin und Leiterin der nationalen Gemäldegalerie, Mette Skougaard:
"Margrethe wird in die Geschichte eingehen als eine bedeutende Königin, der es gelungen ist, das Königshaus zu modernisieren, ohne dabei jedoch zu weit zu gehen. Denn das ist ja eine schwierige Balance: Einerseits offen aufzutreten, andererseits einen gewissen Märchenglanz zu bewahren."
Mehr zum Thema:
ARD Royal: Königin Margrethe denkt nicht ans Abdanken
Manche Dinge bleiben eben gleich. Auch morgen wieder werden die Dänen ihrer Regentin Hurrarufe zurufen – so wie sie es alljährlich an ihrem Geburtstag tun, und so wie sie es vor genau 40 Jahren taten, als die 31-jährige Margrethe zur Königin ernannt wurde. 75.000 Menschen standen damals auf einem frostkalten Schlossplatz. Und dennoch, so Jens Andersen von der Tageszeitung "Berlingske Tidende", der jüngst ein Buch über die Regentschaft der Königin veröffentlichte, waren die Zeiten damals andere.
"1972 stand die dänische Monarchie auf der Kippe. Mindestens 30 Prozent der Dänen waren Republikaner – und alle linksorientierten Medien waren gegen die Monarchie."
Heute hingegen ist die Zahl der dänischen Republikaner verschwindend gering. Und dabei, so Jens Andersen, sei Margrethe II. alles andere als eine bequeme Königin. Gerade ihre Neujahrsansprachen nutze sie immer wieder, um der Nation ins Gewissen zu reden:
"In der Neujahrsansprache geht sie oft an die Grenze dessen, was sie politisch darf, und fordert uns Dänen immer wieder heraus. Sie greift unserer Selbstverständnis auf konstruktive Weise an, zwingt uns dazu, in den Spiegel zu schauen und kritisiert uns mitunter auf ironische, aber auch liebevolle Art und Weise."
Vor allem, so Andersen, sei Margrethe II. immer wieder für ein offenes Dänemark eingetreten, das Teil sei von Europa und auch Menschen fremder Kulturen integrieren müsse. Eine Botschaft, die sich seit den 70er-Jahren wie ein roter Faden durch ihre Ansprachen zieht:
"Wir leben in einer Phase, die ökonomisch manche Herausforderung mit sich bringt. Für viele Gastarbeiter, die zu uns ins Land gekommen sind, ist diese Zeit besonders hart. Und dann kommen wir Dänen mit spitzen Bemerkungen und dummsmarten Kommentaren, gehen auf Distanz, schikanieren, manchmal noch schlimmer. Das ist beschämend."
Und auch nach 40 Jahren denkt die 71-jährige Margrethe keineswegs ans Aufhören. Abdanken, so betonte die dänische Regentin anlässlich ihres Thronjubiläums, komme für sie nicht infrage:
"Ich finde, Staatsoberhaupt zu sein ist eine Pflicht, die man auferlegt bekommen hat, und zwar für das gesamte Leben. Das war bei meinem Vater so, bei meinem Großvater, ja bei allen meinen Vorgängern. Aber es ist auch eine Verpflichtung, mit der ich sehr gut lebe."
Wie aber kommt es, dass selbst die so anti-autoritären Dänen ihr Königshaus kaum hinterfragen? Die Königin selbst formuliert es so.
"Wir alle brauchen etwas, dass uns aufrecht hält, wie eine Boje im Wasser. Wir alle brauchen einen nationalen Bezug, ich möchte sagen, sogar Vaterlandliebe ist nötig in einer globalisierten Welt. Denn wer nicht weiß, wo er herkommt, ist wurzellos."
Kontinuität in turbulenten Zeiten, ein nationaler Haltepunkt in einer globalisierten Welt – viele Experten stimmen dieser Auffassung zu. Doch von der Macht seiner rund 1000-jährigen Geschichte alleine kann auch das dänische Königshaus nicht leben. Auch mit dem jeweiligen Regenten selbst müssten sich die Menschen identifizieren können, meint die Historikerin und Leiterin der nationalen Gemäldegalerie, Mette Skougaard:
"Margrethe wird in die Geschichte eingehen als eine bedeutende Königin, der es gelungen ist, das Königshaus zu modernisieren, ohne dabei jedoch zu weit zu gehen. Denn das ist ja eine schwierige Balance: Einerseits offen aufzutreten, andererseits einen gewissen Märchenglanz zu bewahren."
ARD Royal: Königin Margrethe denkt nicht ans Abdanken