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Adidas und die FIFA
"Da hat es richtig gekracht"

Der Weltfußballverband FIFA und der Sportartikel Herrsteller Adidas – seit vielen Jahrzehnten ist das eine enge, lukrative Beziehung. Eine interne FIFA-Mail stellt Adidas nun aber ins Zwielicht, wie SZ-Redakteur Thomas Kistner berichtet.

Thomas Kistner im Gespräch mit Maximilian Rieger |
Gianni Infantino auf dem Wahlkongress der FIFA
Gianni Infantino auf dem Wahlkongress der FIFA (MAXPPP / Eric Baledent)
Der Generalsekretär der FIFA, Alasdair Bell, schrieb im Dezember 2018 an andere ranghohe FIFA-Mitglieder:
"Es ist richtig, dass die Zusammenarbeit von Adidas mit der FIFA etwa 40 Jahre zurückreicht. Ich denke, zu diesem Zeitpunkt begannen sie, Bestechungsgelder an das frühere Management des Unternehmens zu zahlen (oder zumindest wurde dies in früheren Kommentaren so berichtet). Und jetzt haben sie einen Vertrag bis 2030, demzufolge ihnen alle möglichen Rechte eingeräumt wurden, auch in Hinblick auf Wettbewerbe, die es gar nicht gibt. Toller Deal. Ich frage mich, warum die FIFA das getan hat?"
Infos über besondere Vertragsinhalte mit Adidas
Die Mail sei in vielerlei Hinsicht brisant, meint SZ-Redakteur Thomas Kistner. "Da ist zunächst die Tatsache, dass Adidas hinter den Kulissen durchaus sehr geladen war, als sie durch Presseenthüllungen im Herbst 2018 erfahren haben, dass FIFA-Boss Infantino im Zuge geheimer Hinterzimmer-Gespräche versucht hatte, mit Investoren aus der Golfregion einen Ausverkauf aller FIFA-Rechte auszuhandeln. Die Mails zeigen, dass Adidas Vorstandschef Kasper Rorsted massiv die Unternehmenskommunikation beklagt und sogar brieflich ein Gespräch mit Infantino gefordert hat."
Die Mail verrate außerdem viel über die besonderen Vertragsinhalte mit Adidas, zum Beispiel, dass sie auch Rechte an Wettbewerben hätten, die es noch gar nicht gegeben habe. "Wenn das zutrifft, hat Infantino mit seinen Investoren über Rechte verhandelt, die eigentlich schon bei anderen Leuten liegen." Besonders delikat sei außerdem der Umgangston. Alasdair Bell, Vize-General der Fifa, tische den Kollegen hier harte Korruptionsvorwürfe auf und stelle die Frage in den Raum, warum die FIFA das getan habe und den Vertrag geschlossen habe.
Adidas hält sich bedeckt
Dass es nun zu einem Bruch der sehr langen Partnerschaft zwischen Adidas und der FIFA komme, glaubt Kistner allerdings nicht. "Dass sie jetzt so stillhalten, könnte darauf hindeuten, dass sie befürchten, dass die FIFA am längeren Hebel sitzt." Adidas könnte aber auch die Sorge haben, dass dadurch eine peinliche öffentliche Debatte entstehe, wenn man die FIFA jetzt zur Rede stelle. Adidas mache in der ganzen Sache keine überzeugende Figur, meint Kistner.