Jean-Claude Trichet ist der erste Präsident der Europäischen Zentralbank, der die volle Amtszeit von acht Jahren absolviert. Sein Vorgänger, der Niederländer Wim Duisenberg, hatte sich nach vier Jahren verabschieden müssen. Deshalb ist der Franzose wohl der Mr. Euro, und er hat sich mit großem Engagement für die Stabilität der Gemeinschaftswährung eingesetzt, denn zuallererst forderten die armen und schwachen Mitbürger einen stabilen Geldwert:
"”These are the most vulnerable and the weakest and the poorest of our fellow citizens that are asking us the most to deliver price stability”"
Diese zutiefst europäische Grundhaltung und seine geldpolitische Leistung würdigen die meisten Experten auch uneingeschränkt, so etwa Michael Heise, Chefvolkswirt der Allianz:
"Preisstabilität, hoher Außenwert des Euro, enorme Bedeutung des Euro als Reserve- und Anlagewährung weltweit, das sind alles keine Selbstverständlichkeiten, und das muss man zunächst mal auf der Positivseite der Bilanz buchen."
Doch mit der Entscheidung der EZB, Staatsanleihen zunächst Griechenlands, inzwischen auch solche der anderen Krisenstaaten Eurolands zu kaufen, sind viele Kritiker nicht einverstanden, so Jörg Krämer, Chefvolkswirt der Commerzbank:
"Mit dieser Entscheidung ist er nah an die Politik gerückt. Ich glaube, diese Entscheidung war letztlich falsch, obwohl sie natürlich aus einer guten Motivation heraus gemacht worden war. Aber ich denke, ohne diese Entscheidung der EZB, Staatsanleihen aufzukaufen, hätte die Politik mittlerweile schon längst reagiert."
Solche Zweifel an seiner Unabhängigkeit empören den 68-jährigen EZB-Präsidenten, der deshalb immer wieder betont, die EZB treffe alle Entscheidungen in voller Unabhängigkeit, und sie versuche, ihrer sehr schweren Verantwortung gerecht zu werden:
"”We have taken all our decisions in full independence, and we try to be up to our responsibilities, and they are very heavy, those responsibilities.”"
Um die Stärke einer unabhängigen Notenbank weiß auch Trichets Nachfolger, der italienische Notenbankpräsident Mario Draghi. Er muss von November an beweisen, dass er seinen Spitznamen "Super Mario" verdient. Jörg Krämer:
"Ich glaube nicht, dass ein grundsätzlicher Richtungswechsel bei der EZB angelegt ist. Manche sagen ja, dass der neue EZB-Präsident Draghi sehr auf Inflationsbekämpfung aus ist. Ich glaube, das ist völlig voreilig, solche Schlussfolgerungen zu ziehen. Denn natürlich hat er in der Bewerbungsphase, in dem Schaulaufen hat Draghi sich natürlich profilieren wollen als Inflationsbekämpfer, um eben der Vermutung vieler entgegenwirken zu wollen, er sei als Italiener da irgendwie lockerer unterwegs."
Zumindest dürfte er sich wohl bemühen, die Käufe von Staatsanleihen nicht zu einem Dauerinstrument der EZB werden zu lassen, glaubt Allianz-Chefvolkswirt Heise:
"Draghi wird auch bemüht sein, Volumen dieser Käufe zu reduzieren, um sich nicht dem Vorwurf aussetzen zu lassen, er sei als italienischer Notenbankpräsident jetzt derjenige, der diese Programme nun auch noch verstärkt. Er wird versuchen, sie zurückzufahren und er wird versuchen, auf die eigene Regierung zu Hause, aber auch auf andere und auf die Europapolitiker in Brüssel Druck zu machen, dass man Reformen beschleunigt."
"”These are the most vulnerable and the weakest and the poorest of our fellow citizens that are asking us the most to deliver price stability”"
Diese zutiefst europäische Grundhaltung und seine geldpolitische Leistung würdigen die meisten Experten auch uneingeschränkt, so etwa Michael Heise, Chefvolkswirt der Allianz:
"Preisstabilität, hoher Außenwert des Euro, enorme Bedeutung des Euro als Reserve- und Anlagewährung weltweit, das sind alles keine Selbstverständlichkeiten, und das muss man zunächst mal auf der Positivseite der Bilanz buchen."
Doch mit der Entscheidung der EZB, Staatsanleihen zunächst Griechenlands, inzwischen auch solche der anderen Krisenstaaten Eurolands zu kaufen, sind viele Kritiker nicht einverstanden, so Jörg Krämer, Chefvolkswirt der Commerzbank:
"Mit dieser Entscheidung ist er nah an die Politik gerückt. Ich glaube, diese Entscheidung war letztlich falsch, obwohl sie natürlich aus einer guten Motivation heraus gemacht worden war. Aber ich denke, ohne diese Entscheidung der EZB, Staatsanleihen aufzukaufen, hätte die Politik mittlerweile schon längst reagiert."
Solche Zweifel an seiner Unabhängigkeit empören den 68-jährigen EZB-Präsidenten, der deshalb immer wieder betont, die EZB treffe alle Entscheidungen in voller Unabhängigkeit, und sie versuche, ihrer sehr schweren Verantwortung gerecht zu werden:
"”We have taken all our decisions in full independence, and we try to be up to our responsibilities, and they are very heavy, those responsibilities.”"
Um die Stärke einer unabhängigen Notenbank weiß auch Trichets Nachfolger, der italienische Notenbankpräsident Mario Draghi. Er muss von November an beweisen, dass er seinen Spitznamen "Super Mario" verdient. Jörg Krämer:
"Ich glaube nicht, dass ein grundsätzlicher Richtungswechsel bei der EZB angelegt ist. Manche sagen ja, dass der neue EZB-Präsident Draghi sehr auf Inflationsbekämpfung aus ist. Ich glaube, das ist völlig voreilig, solche Schlussfolgerungen zu ziehen. Denn natürlich hat er in der Bewerbungsphase, in dem Schaulaufen hat Draghi sich natürlich profilieren wollen als Inflationsbekämpfer, um eben der Vermutung vieler entgegenwirken zu wollen, er sei als Italiener da irgendwie lockerer unterwegs."
Zumindest dürfte er sich wohl bemühen, die Käufe von Staatsanleihen nicht zu einem Dauerinstrument der EZB werden zu lassen, glaubt Allianz-Chefvolkswirt Heise:
"Draghi wird auch bemüht sein, Volumen dieser Käufe zu reduzieren, um sich nicht dem Vorwurf aussetzen zu lassen, er sei als italienischer Notenbankpräsident jetzt derjenige, der diese Programme nun auch noch verstärkt. Er wird versuchen, sie zurückzufahren und er wird versuchen, auf die eigene Regierung zu Hause, aber auch auf andere und auf die Europapolitiker in Brüssel Druck zu machen, dass man Reformen beschleunigt."