Vor Weihnachten brummt der Handel: Elektronik, Spielzeug, Kleidung - es wird bestellt, geliefert, gekauft, verpackt, verschenkt. Und das, obwohl gerade ein Jahr zu Ende geht, in dem wie selten zuvor über Klimawandel und Konsum, über Verzicht und die Rettung der Erde gestritten wurde.
Was und wie viel kann man überhaupt noch kaufen, ohne der Umwelt zu schaden? Kurzum: Ist nachhaltiger Konsum möglich?
"Ja, nachhaltiger Konsum ist möglich", ist Adriana Neligan überzeugt. Sie ist promovierte Ökonomin und beim arbeitgebernahen Institut der Deutschen Wirtschaft zuständig für die Themen Umwelt, Energie und Infrastruktur. Adriana Neligan sagt:
"Die Frage ist nicht ob, sondern wie das in Zukunft aussehen kann. Es ist ja ganz klar, dass sich etwas ändern muss, sonst werden die Umwelt- und Klimabelastungen ja auch viel zu hoch für diese Erde. Aber wir müssen weg von der linearen Wegwerfkultur und hin zu einer zirkulären und effizienteren Wirtschaft. Die Devise heißt, weniger Ressourcen verbrauchen, Abfälle zu vermeiden und weniger CO2 auszustoßen. Das bedeutet aber nicht, dass wir auf Konsum verzichten müssen, sondern, dass wir künftig anders konsumieren. Für den Verbraucher bedeutet das, dass er Produkte künftig länger nutzen bzw. bei Bedarf auch reparieren kann. Oder das Produkt gar nicht kauft, sondern eher mietet. Die Wirtschaft muss natürlich mit einem entsprechenden Angebot reagieren, da ja Angebot und Nachfrage eng miteinander verzahnt sind. Das findet auch mittlerweile statt. Die Reduzierung von Verbrauch und Produktion sehe ich als keine Lösung an, da hier auch die mehrheitliche Akzeptanz in der Bevölkerung fehlen würde."
Adriana Neligan ist promovierte Ökonomin und beim arbeitgebernahen Institut der Deutschen Wirtschaft. Kompetenzfeld: Umwelt, Energie, Infrastruktur.
Mit ihr streitet der Volkswirt und Umweltökonom Niko Paech. Er lehrt als außerplanmäßiger Professor an der Universität Siegen und ist einer der prominentesten Vordenker und Verfechter einer Postwachstumsökonomie. Niko Paech sagt:
"Nachhaltiger Konsum kann nicht existieren, weil alles, was wir Konsum nennen, eine von außen zugeführte, industrielle gefertigte Leistung ist, die einen Weg zurücklegt, die eine materialbehaftete Geschichte hat – die nennen wir dann Produktion. Wenn wir eine nachhaltige Entwicklung anstreben, dann kann es nur nachhaltige Lebensstile geben, aber nicht nachhaltige Objekte, Technologien oder Dienstleistungen. Interessanterweise ist es so, dass wir überall auf diesem Planeten jedes Jahr einen neuen Rekord aufstellen, was den nachhaltigen Konsum anbelangt. Also die Erfindung, die Produktion, Verbreitung und Nutzung nachhaltiger Konsumobjekte. Gleichzeitig werden an allen Stellen, wo dies der Fall ist, neue Rekorde aufgestellt, was die pro Kopf in Anspruch genommene Quantität an ökologisch relevanten Ressourcen anbelangt. Daran erkennt man schon, dass hinter dem nachhaltigen Konsum eine Selbsttäuschung steht. Umgekehrt folgt daraus nicht, dass wenn den konsumiert werden muss, möglichst effiziente und kreislauffähige Objekte gekauft werden sollten. Aber das ist nur Mittel zum Zweck und der Zweck ist ein nachhaltiges Leben und das bedeutet weniger zu konsumieren."
Niko Paech ist Volkswirt und Umweltökonom. Er lehrt als außerplanmäßiger Professor an der Universität Siegen und ist ein Verfechter der Postwachstumsökonomie.