Er ist so ziemlich das Gegenteil der amtierenden Präsidentin. Während Dilma Rousseff in der Öffentlichkeit meist mit ernstem, verkniffenem Gesicht auftritt, zeigt sich Aécio Neves als Strahlemann und inszeniert sich als Hoffnungsträger eines ganzen Volkes.
"Ich bin nicht der Kandidat einer Partei, sondern ich bin der Kandidat des Wechsels. Und für diesen Wechsel - so hoffe ich - werden mehr als 70 Millionen Brasilianer stimmen."
Der 54-jährige Aécio Neves, ein gelernter Ökonom, ging früh in die Politik. Mit 27 Jahren wurde er Abgeordneter im Kongress. Danach war er ab 2003 acht Jahre lang Gouverneur im Bundesstaat Minas Gerais. Hatte dabei Rekord-Sympathiewerte. Derzeit ist er Senator im brasilianischen Oberhaus.
Dass Neves schon als junger Mensch in die Politik ging, ist kein Zufall. Sein Großvater Tancredo Neves war 1985 erster Präsident Brasiliens nach der Militärdiktatur. Er verstarb allerdings noch vor Amtsantritt. Aécio arbeitete damals eng mit seinem Großvater bei der Bewegung "Direitas Ja" zusammen, die sich für die Wiedereinführung der Demokratie stark machte. Die Erfahrungen aus dieser Zeit sind nach den Worten seiner Schwester Andrea Neves auch der Motor für sein aktuelles politisches Engagement.
"Da liegen die Wurzeln seines Traumes von Brasilien, damals wurde auch das Projekt für das Land geboren. Und er hat in diesen 30 Jahren alles lebendig gehalten, was er einst gelernt hat. Er lebt seither den Traum eines gerechten und großzügigen Landes, das weniger geteilt ist zwischen dem reichen Südosten und dem armen Nordosten, zwischen Religionen und Klassen."
Dabei greift er durchaus auf die Erfahrungen seiner Zeit als Gouverneur in Minas Gerais zurück. Seine Amtszeit zeichnete sich dadurch aus, dass er die aufgeblähte Verwaltung verschlankte. Er hat den Ruf, sich mit ausgezeichneten Mitarbeitern zu umgeben und prangert den Filz und die Korruption innerhalb der regierenden Arbeiterpartei an. Und hat dafür prominente Unterstützer. Etwa den früheren Weltfußballer Ronaldo.
"Er wird in vielen Bereichen Verbesserungen einbringen. Vor allem in Sachen Transparenz. Hier durchlebt Brasilien eine schwierige Zeit. Überall im Land gibt es Korruptionsskandale. Aécio Neves wird das ändern und Brasilien zu einem gut verwalteten Land machen."
Das Wahlprogramm von Aécio Neves ist deutlich wirtschaftsfreundlicher als das seiner Konkurrentin Rousseff. Der sozialdemokratische Herausforderer plädiert für mehr Markt und weniger staatliche Eingriffe. Die Wirtschaft des Landes unterstützt ihn.
Anders als Präsidentin Dilma Rousseff gilt Aécio Neves auch privat als schillernde Persönlichkeit. Er ist in zweiter Ehe mit einem Fotomodell verheiratet, hat aus dieser Beziehung Zwillinge. Er gilt als Playboy, der auf Partys gerne trinkt, hartnäckig halten sich Gerüchte er konsumiere Kokain. Wofür es aber keine Beweise gibt.