Bei den Ausschreitungen in Kairo am 5. Dezember 2012 starben zehn Menschen, Dutzende wurden verletzt. Das Gericht sah dafür die Anklage des Mordes jedoch als nicht erwiesen an. Für diesen Tatbestand hätte Mohammed Mursi die Todesstrafe gedroht. Damit fällt das Urteil milder aus, als von vielen Experten erwartet.
Es ist das erste Urteil gegen Mursi seit dessen Entmachtung 2013. In dem gleichen Verfahren wurden 14 weitere führende Mitglieder der Muslimbruderschaft ebenfalls zu langen Haftstrafen verurteilt. Die Urteile sind noch nicht rechtskräftig.
Gegen den 63-jährigen Mursi sind noch weitere Verfahren anhängig, die mit der Todesstrafe enden könnten. Bereits in den vergangenen Wochen hatte es zahlreiche Prozesse gegen seine Unterstützer gegeben.
Kritik von Amnesty International
Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International verlangte die Aufhebung des Urteils gegen Mursi. Das Verfahren sei ein "Scheinprozess" und eine "Justiz-Travestie" gewesen. Die Organisation sprach zudem von einer "Reihe von Unregelmäßigkeiten".
Mursi war Mitte 2012 aus den ersten freien Präsidentenwahlen in der Geschichte Ägypten hervorgegangen. Nach Massenprotesten gegen seine autoritäre Herrschaft stürzte ihn das Militär im Juli 2013. Seitdem ist er in Haft. Tausende Mitglieder und Anhänger der Muslimbruderschaft wurden seit dem Sturz festgenommen und zahlreiche von ihnen zum Tode verurteilt. Menschenrechtler werfen der Regierung des neuen Präsidenten Abdel Fattah al-Sisi vor, Gegner auf diese Weise systematisch zu unterdrücken.
(nch/hba/stfr)