Bis zum Abend gab es keine Klarheit über das Schicksal von Hamed Abdel-Samad. Dann liefen Stück für Stück die Nachrichten ein: Der deutsch-ägyptische Autor ist wieder aufgetaucht. Erst meldete dies die Zeitung "Die Welt", danach berichtete auch das ägyptische Nachrichtenportal "youm 7" darüber - und berief sich auf die Familie des Autors.
"Die Welt" schrieb, sein Bruder habe erklärt, dass Hamed am Leben sei und dass es ihm gut gehe. Laut "youm 7" wird er derzeit von der Polizei über sein Verschwinden befragt. Später teilte dann das Auswärtige Amt mit: "Wir können bestätigen, dass sich Abdel-Samad in der Obhut des deutschen Botschafters befindet."
Verfolgt im Park?
Der Politologe und Publizist war am Sonntagnachmittag verschwunden. Vermutlich war er auf dem Weg zu einer Verabredung. Sein Bruder berichtet, Hamed habe noch angerufen und gesagt, er werde verfolgt. Dann sei der Kontakt abgerissen. Der Bruder zeigte sich später überzeugt davon, dass Hamed Abdel-Samad entführt wurde.
Der Druck auf den Autor ist nicht neu: Nach einem Vortrag im Juni 2013 riefen Extremisten öffentlich zum Mord an Abdel-Samad auf. Der hatte die damals noch regierenden Islamisten beschuldigt, einer faschistischen Ideologie anzugehören. Auch ein Buch des Autors von 2009 ("Mein Abschied vom Himmel") sorgte für Unmut.
Es gibt aber auch Berichte darüber, dass der Autor Streit mit einem ehemaligen Geschäftspartner gehabt haben könnte. Dabei sei es um mehrere hunderttausend Euro gegangen.