Archiv

Ägypten
Fans dürfen zurück ins Stadion

Mehr als sechs Jahre nach der Fußball-Katastrophe von Port Said lässt Ägypten wieder Fußballfans in die Stadien. Jahrelang hatten die Teams der ägyptischen Fußball-Liga vor leeren Rängen gespielt. Das soll sich nun ab dem ersten September ändern - ein wenig zumindest.

Von Udo Schmidt |
    Die Mannschaften von Al-Ahly und Zamalek spielen im Januar 2018 vor leeren Rängen. Ab September sind in Stadien wieder Zuschauer zugelassen.
    Seit den Ausschreitungen im ägyptischen Port Said spielen die Mannschaften der Fußball-Liga vor leeren Rängen. (imago )
    5.000 Fußballbegeisterte dürfen dann wieder pro Spiel und Stadion dabei sein. 5.000, die die Zuschauerränge noch nicht wieder füllen werden, aber zumindest ein Publikum darstellen. Wie die Fans ausgewählt werden, wer ins Stadion darf und wer nicht. Das ist noch nicht genau geklärt. Sportminister Aschraf Subchi hatte die Entscheidung, die bereits länger erwartet worden war, heute bekannt gegeben. Ahmed Hamdy ist Sportreporter der Tageszeitung Al Masri al-Youm "Das ist eine sehr gute Entscheidung. Dem Fußball fehlte jede Atmosphäre. Der ägyptischen Liga fehlte die Emotion. Auch den Spielern ist es schwer gefallen, ohne Zuschauer zu spielen. Wir haben lange auf diese Entscheidung gewartet." Ob bald mehr als 5.000 Zuschauer pro Spiel zugelassen werden, ist noch unklar, sagt Sportexperte Ahmed Hamdy. "Wir wissen nicht, wie die Pläne aussehen. Erst einmal haben wir jetzt die 5.000 Zuschauer. Es gibt bisher nur die Regierungserklärung mit der eingeschränkten Rückkehr."
    Online-Formular für Fans
    Im Februar 2012 war es im Stadion der Hafenstadt Port Said zu Schlägereien zwischen Fans des örtlichen Vereins Al-Masri und des Kairoer Erfolgsclubs Al-Ahli gekommen. 74 Menschen kamen in politisch aufgeheizter Atmosphäre ums Leben. Seitdem wurde vor leeren Rängen gespielt. Die Al-Ahli Fans aus Kairo standen 2011 mit an der Spitze des arabischen Frühlings und waren vorne mit dabei bei den Anti-Mubarak-Demonstrationen am Tahrir-Platz. Daher vor allem die jahrelang leeren Ränge. Das Verbot hatte auch politische Gründe. Am Ende aber hat die Fußball-Begeisterung am Nil gesiegt, sagt Ahmed Hamdy. "Mein Wusch ist, dass wir bald wieder volle Stadien sehen, dass die Zuschauer ihre Spiele bei den Klassikern Ahli gegen Zamalek wieder anfeuern. Das hat es lange nicht gegeben."
    Al-Masri, der Verein aus Port Said, hat bereits eine Bewerbungs-Formular online gestellt. Jeder Fan muss dort seine Daten eingeben und bekommt dann Spiel für Spiel eine Karte – oder auch nicht. In den vergangenen Tagen wurde in Ägypten der arabische Vereinspokal ausgespielt – mit Zuschauerbeteiligung. Für Sportminister Subchi war dieser Pokal ein Testlauf. Und er verlief erfolgreich, weil friedlich.