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Ägypten
Mursi-Nachfolger gesucht

In Ägypten hat die Präsidentenwahl begonnen. Bis morgen Abend wird über die Nachfolge von Mohammed Mursi abgestimmt, den das Militär gestürzt hatte. Nur zwei Kandidaten treten an: der frühere Armeechef Abdel Fattah al-Sissi und der Linkspolitiker Hamdien Sabahi.

    Drei Jahre nach der Revolution gegen den Autokraten Husni Mubarak greift das Militär damit wieder nach dem höchsten politischen Amt des afrikanischen Landes. Sabahi werden nur geringe Chancen eingeräumt, berichtet Björn Blaschke. Zu Beginn der Abstimmungen detonierten Sprengsätze vor mehreren Wahllokalen. Nach Angaben der Polizei wurde niemand verletzt.
    Seit Beginn des Arabischen Frühlings Anfang 2011 erlebt das Land die blutigste Phase seiner jüngeren Geschichte. Sissi gilt Umfragen zufolge als der starke Mann, dem die meisten Ägypter zutrauen, für Ruhe und Ordnung zu sorgen. Daran ändert auch nichts, dass das Militär unter ihm einen harten, international kritisierten Kurs zur Niederschlagung der Muslimbrüder einschlug. Gerichte hatten mehr als 1200 Anhänger der islamistischen Bewegung zum Tode verurteilt. Sie sollen für die tödliche Gewalt während der Unruhen im Sommer 2013 verantwortlich sein.
    Das Militär hatte Mursi im Juli 2013 nach Massenprotesten entmachtet und ihn unter Arrest gestellt. Mursi-Anhänger demonstrieren dagegen. Die Lage eskalierte, als Protestlager geräumt werden - nach Regierungsangaben gab es mehr als 600 Tote.
    (sdö/dk)