An diesem Vormittag wird der Comic-Workshop, der von deutschen und französischen Comic-Künstlern geleitet wird, im ägyptischen Museum abgehalten - einem Prachtbau vom Beginn des 20. Jahrhunderts im Zentrum von Kairo. Allerdings muss die Gruppe dazu erst einmal das Verkehrschaos zwischen Tahrirplatz und Museum überwinden.
Auf der großen Freifläche beim Tahrirplatz wird überall gebaut. Unter dem amtierenden Präsidenten Sisi gilt in Ägypten nicht nur ein allgemeines Demonstrationsverbot. Nun soll an diesem historischen Ort auch noch ein großes Parkhaus entstehen, erzählen die ägyptischen Zeichner.
"Wir sind im Ägyptischen Museum in Kairo. Wir haben die Teilnehmer gebeten, sich ein bisschen umzuschauen und sich dann ein Objekt auszusuchen, das Objekt vor Ort zu zeichnen und dann zu beginnen, dem Objekt eine fiktive Geschichte zu geben. Zum Beispiel eine Halskette. Und sich dann zu überlegen, wer hat die getragen, wer hat die hergestellt, und so den Ausgangspunkt für eine Geschichte zu setzen."
Markus Huber ist Comic-Zeichner und Professor für Illustration in Kiel. Gemeinsam mit den Zeichnerinnen Isabell Kreitz und Barbara Yelin leitet er den Comic-Workshop von deutscher Seite.
Die ägyptischen Teilnehmer verschwinden nach und nach mit ihren Zeichenblöcken in den vielen Gängen und Räumen des Museums.
"Ich zeichne diese Statue von König Ramses dem Zweiten, als er ein Kind war. Hinter ihm steht ein riesiger Falke. Diese Figur hat mich sofort angesprochen, sie ist wirklich etwas ganz Besonderes."
Persönliche Bildgeschichten
Vor drei Jahren, im Herbst 2011, hat das Goethe-Institut in Kairo schon einmal einen deutsch-ägyptischen Comic-Workshop ausgerichtet, damals unter dem Titel "RevolutionsComix".
"Dass Comics hier in Ägypten Thema sind, liegt auf der Hand, spätestens seit 2011, wo ja Street Art und Comic eine relativ große Rolle gespielt haben."
Sabine Reddel, bei Goethe Leiterin der Informations- und Bibliotheksarbeit für Ägypten und Nordafrika/Nahost, ist in diesem Jahr eine der Initiatorinnen der "First Egypt Comix Week" und von der Bedeutung des Mediums überzeugt.
"In den Jahren 2011 und 2012 haben sich die ägyptischen Zeichner in ihren Arbeiten vor allem mit der Revolution, mit den politischen Ereignissen befasst. Heute denken viele junge Ägypter, dass die Revolution gescheitert ist. Aber es gibt immer noch "TokTok", ein Comic-Magazin aus der Revolutionszeit. Und viele meiner Freunde sind aktiv in der ägyptischen Comic-Szene, arbeiten an Graphic Novels, die zeigen sollen, wie das Leben heute in Ägypten ist, dass wir nicht in einem terroristischen Land leben."
Der Zeichner und Illustrator Muhammed Raafat ist Ende zwanzig und gehört zu den ägyptischen Organisatoren des Workshops.
Es fällt auf, dass es in den Arbeiten - ganz im Gegensatz zu 2011 - fast nie um Politik geht. Die meisten Teilnehmer zeichnen lustige, harmlose oder persönliche Bildergeschichten.
Für Muhammad Rafaat gehört die internationale Vernetzung und auch die Professionalisierung der ägyptischen Comic-Szene zu den wichtigen Zielen der "Ersten Ägyptischen Comicwoche".
"Die Teilnehmer sind begeistert von dem Workshop. Sie haben gute Arbeiten vorgelegt und wollen auch eine Ausstellung organisieren. Und vor allem der Austausch mit deutschen und französischen Comic-Künstlern war für alle eine wichtige Erfahrung."