Bei den European Games in München hatte Elisabeth Seitz am Stufenbarren Gold geholt, bei der EM in Antalya/Türkei bestätigte sie, dass sie zur europäischen Spitze gehört: Beim Sieg der Italienerin Alice D'Amato holt Seitz Bronze. Dabei hatte sie gar nicht konkret anvisiert, aufs Podium zu kommen, sollte wollte den Wettkampf vor allem genießen.
„Ich liebe Wettkämpfe“, sagt sie im Deutschlandfunk-Interview und glaubt, dass ihre mentale Stärke, sich beim Wettkampf zu fokussieren, zu ihrem Talent gehört. Trotzdem ist Seitz vor Wettkämpfen sehr aufgeregt, vor allem, wenn sie lange warten muss – wie in Antalya, als sie erst als Achte ans Gerät durfte:
„Ich versuche, mich auf mich zu konzentrieren, versuche, dass die Aufregung nicht so stark wird, dass ich am Ende vielleicht sogar müde bin“, beschreibt die Nationalturnerin ihre mentale Vorbereitung. „Und ich rede auch immer gerne mit meinem Trainer, mit Physios oder wer gerade in der Nähe ist. Hauptsache: Reden und am liebsten auch gar nicht über Turnen, also das kann über alles sein. Letztes Jahr bei der Europameisterschaft war das Thema Katzen.“
Turntraining an Alter angepasst
Seit 2009 ist Elisabeth Seitz im deutschen Nationalteam, eine lange Zeit für eine Turnkarriere auf diesem Leistungsniveau. Seitz ist 29 Jahre alt und habe mittlerweile ihr Training verändert, es mehr auf ihr Alter und auf ihren Körper angepasst: „Ich versuche immer, sehr intelligent zu trainieren. Das heißt: Immer das richtige zu machen, um weiterzukommen ohne, dass ich dabei meinem Körper Schaden zutrage. Das ist immer nicht einfach, weil Turnen eine harte, sehr intensive Sportart ist.“
Auch die EM-Zweitplatzierte im Stufenbarren Rebecca Downie gehört mit 31 Jahren zu den älteren Turnerinnen. Aber das Bild des Turnens habe sich auch verändert, sagt Seitz:
„Früher hieß es immer: 'Es sind halt Kinder, die turnen'. Aber der Trend geht schon in die Richtung, dass man im Turnen älter wird, und das liegt eben daran, dass man gelernt hat, so zu trainieren, dass das auch der Körper mitmacht.“
Umdenken bei mädchenhafter Ästhetik
Seitz hofft, dass sich das Altersspektrum irgendwann von 16 bis 30 oder noch älter erstreckt, denn auch die älteren Turnerinnen seien im Wettkampf konkurrenzfähig: Sie hätten durch ihre Wettkampferfahrung Vorteile. Und auch die Vorstellung von Ästhetik habe sich gewandelt:
„Ich würde sagen, dass der Code so gut ist, dass es nicht nur eine Art von Turnerin gibt, die jetzt zierlich und elegant ist, sondern man kann sich seine Übungen auch so zusammenbauen, dass es ganz verschiedene Arten von Turnerinnen gibt und da können sich dann auch die erfahrenen Athletinnen gut einordnen.“