Ein belebtes Café am Marktplatz von Büdingen, einer 20.000 Einwohner-Gemeinde etwas mehr als eine halbe Autostunde nordöstlich von Frankfurt am Main. Hier treffe ich Robert Wasiliew, den Landesvorsitzenden der "Jungen Alternative" Hessen. Neben ihm sitzt Christian Rohde, einer seiner Stellvertreter. Die bisher 40 Mitglieder zählende "Junge Alternative Hessen" will im kommenden April die offizielle Jugendorganisation der Landes-AfD werden. Robert Wasiliew:
"Bis dahin sind wir nur die inoffizielle Jugendorganisation der AfD Hessen. Dann gehen wir davon aus, dass es dann in trockenen Tüchern sein wird."
Anerkennung der JA als offizielle Jugendorganisation der AfD
Robert Wasiliew spricht vom "Widerstand", den es in der Vergangenheit im hessischen AfD-Vorstand gegen die Aufnahme der Jugendorganisation gegeben habe. Ähnlich war es in anderen AfD- Landesverbänden. Auch wohl deswegen, weil die "Junge Alternative" radikale Positionen vertreten hat wie die Auflösung der Europäischen Union. Die Alten in der AfD wollen die EU lediglich reformieren. Doch inzwischen stehen genau wie in Hessen auch auf Bundesebene die Ampeln auf Grün für eine Anerkennung der "Jungen Alternative"- kurz JA - als offizielle Jugendorganisation der AfD.
Der 26 Jahre alte Robert Wasiliew sagt, dass er in den vergangenen Jahren CDU-Stammwähler gewesen sei:
"Ich war vor der JA und der AfD politisch interessiert, war auch immer wählen. Seitdem im 18 bin, immer wählen gegangen. Aber ich war vorher noch in keiner Partei oder keiner politischen Organisation."
Früher wäre Robert Wasiliew vielleicht Mitglied der Jungen Union geworden. Wie auch der ebenfalls 26 Jahre alte Student Christian Rohde. Doch dem sind die jungen Christdemokraten zu sehr nach links gerückt:
"Die Junge Union hat in meinen Augen die gleiche Entwicklung durchgemacht, wie die CDU das getan hat. Die CDU will ja scheinbar eine hippe Großstadtpartei werden und da muss man natürlich auch das Programm ein wenig anpassen."
Eine hippe Großstadtpartei – so soll die AfD nach der Vorstellung von Christian Rohde nicht werden. Sondern eher das ländliche, konservative Milieu repräsentieren. Gemeinsam mit seinem Mitstreiter Robert Wasiliew will Rohde, dass sich die AfD klar rechts von der heutigen CDU platziert. Gleichzeitig grenzen sich die beiden eindeutig von der rechtsradikalen NPD oder anderen Neonazis ab. Christian Rohde teilt auch die Meinung des Brandenburger AfD-Chefs Alexander Gauland zur Pegida-Bewegung nicht:
"Er hat ja auch gesagt, das wären natürliche Verbündete. Soweit würde ich nicht gehen. Ich bin der Meinung, die JA als auch die AfD wir müssen da eine gewisse kritische Distanz auch behalten. Ich zum Beispiel persönlich würde da nicht mitlaufen."
"Man darf die Leute nicht einfach mit einer Nazikeule erschlagen"
Auch Robert Wasiliew will nicht am kommenden Montag ins nahe Frankfurt am Main fahren, wo erstmals Pegida-Aktivisten auf die Straße gehen wollen. Stattdessen will sich der angehende Rechts-Referendar in Büdingen bei einer kommunalen Veranstaltung über die geplante neue Flüchtlingsunterkunft informieren. Wasiliew glaubt, es gibt so etwas wie eine "angeborene Fremdenfurcht" der Menschen, die man ernst nehmen müsse:
"Die Frage ist natürlich auch, wie können dann die Flüchtlinge hier gemeinsam mit den Einheimischen leben, sodass sich beide gegenseitig akzeptieren und respektieren."
Nicht einverstanden ist er damit gewesen, wie die Öffentlichkeit seinerzeit mit Thilo Sarrazin umgegangen sei. Sarrazin habe Konflikte im Zusammenleben von Deutschen und muslimischen Migranten angesprochen und sei dafür von vielen Medien hart angegangen worden. Von dem Begriff "Lügenpresse" distanzieren sich die beiden Mitglieder des Landesvorstandes der "Jungen Alternative Hessen" mit Nachdruck – doch sie halten einen Großteil der Massenmedien hierzulande für politisch links stehend. Oftmals seien diese schulmeisterlich und zu "politisch korrekt":
"Man muss wirklich auch unkonventionelle Meinungen aushalten können, man muss die Meinungen respektieren und akzeptieren, solange sie verfassungsgemäß sind. Und man darf die Leute nicht einfach mit einer Nazikeule erschlagen, das ist nicht gut für das Land und für die Demokratie.
Robert Wasiliew und Christian Rohde begreifen sich als Kämpfer gegen herrschende Meinungskartelle. Sie sind sicher das, was man früher stramme Konservative genannt hätte. Am rechten Rand des Parteienspektrums. Aber nicht ganz Rechtsaußen.