Lothar Probst, der an der Universität Bremen Politikwissenschaftlen lehrt, sagte im Deutschlandfunk, die AfD sei in programmatischen Fragen "bisher eher ein Gemischtwarenladen" gewesen. Sie habe Positionen von Rechts- und Nationalkonservativen über Rechtspopulisten bis hin zu Wirtschaftsliberalen vertreten. Die AfD-Spitze sei bemüht, das ein wenig einzugrenzen, sagte Probst. "Ich gehe dennoch davon aus, dass man eine gewisse Unschärfe in alle Richtungen beibehalten wird, weil das aus der Perspektive der AfD durchaus Sinn ergibt. Denn dann ist man wählbar auch für Wählergruppen, die diese unterschiedlichen Segmente, die die AfD bisher angesprochen hat, auch tatsächlich repräsentiert."
Von Beginn an rechtskonservative Töne
Auch kurz nach ihrer Gründung sei die Partei nicht nur für die Abschaffung des Euros eingetreten, sagte Probst. Es habe damals auch schon Anklänge in eine rechtskonservative Richtung gegeben, zum Beispiel in der Bildungs- und Familienpolitik. Im Hinblick auf die Berührungspunkte mit der islamkritischen Pegida-Gruppe sieht der Politikwissenschaftler "keine so klare Positionierung in Fragen der Zuwanderung, wie wir es jetzt in den letzten Wochen und Monaten gesehen haben". Die Versuchung sei groß, mit den Themen von Pegida auch Wähler für die AfD zu rekrutieren.
Probst sieht die Partei noch in einem Findungsprozess, deshalb sei es schwer, ihr ein Etikett aufzukleben. "Die AfD ist noch nicht ans Ende ihrer programmatischen Positionierung gekommen." Wenn es ihr gelinge, deutlich zu machen, dass sie rechts von CDU und CSU steht, aber im Rahmen des demokratischen Spektrums bleibt, habe sie eine Zukunftschance. Nichts würde ihr mehr schaden, als wenn der Eindruck entstehe, dass sie in Richtung Pegida abgleite, so Probst.
Das Interview mit Lothar Probst können Sie durch einen Klick auf die Überschrift nachhören.