Lucke wies den Vorwurf zurück, er sei machtversessen. Er sagte vor 1.650 Teilnehmern des Parteitags: "Ich möchte Sie davon überzeugen, dass ich mich für diese Einerspitze verwende, nicht weil es mir um persönliche Macht geht, sondern weil ich den Erfolg für diese Partei will." Lucke signalisierte zugleich, dass er für den Posten des alleinigen Parteichefs bereit stehen würde. "Ich bin so etwas wie das Gesicht der Partei", sagte er. Zur Professionalisierung soll laut Lucke ein hauptberuflicher Generalsekretär eingeführt werden, der so etwas sein müsse wie die rechte Hand des Bundesvorsitzenden. "Wir sind kein Kegelclub oder Kaninchenzüchterverein", betonte Lucke.
Keine Einigung über Spitze in Sicht
Die Mitgliederversammlung tut sich offenbar schwer in der Frage, ob die Partei weiterhin drei Vorsitzende haben soll oder nur einen. Die ursprünglich für den Mittag geplante Abstimmung über diesen Teil der neuen Satzung konnte heute zunächst nicht stattfinden, da zahlreiche Mitglieder eine längere Debatte über die neue Führungsstruktur führen wollten. Einige Teilnehmer forderten gar eine Verschiebung der Abstimmung um ein Jahr. Die Stimmung sei Beobachtern zufolge aufgeheizt, streckenweise sogar aggressiv gewesen.
Zu den drei gleichberechtigten Bundesvorsitzenden gehören neben Lucke die sächsische Landesvorsitzende Frauke Petry und der Publizist Konrad Adam. Der Vorstand hatte Mitte Januar nach öffentlichem Streit einen Kompromissvorschlag gefunden, der ab April eine Zweierspitze vorsieht. Ab Dezember soll die rechtskonservative Partei dann nur noch einen einzigen Vorsitzenden haben. Frauke Petry lobte Luckes Arbeit für die Partei, widersprach ihm jedoch in einzelnen Punkten. Sie sagte, die AfD dürfe nicht geführt werden wie ein schlankes Unternehmen.
Über ihr neues Parteiprogramm will die AfD frühestens Ende November abstimmen. In den vergangenen Wochen hatte es einen heftigen Richtungsstreit zwischen dem liberalen und dem nationalkonservativen Flügel der Partei gegeben.
(vic/stfr)