Jérôme Boateng ist in Berlin geboren und aufgewachsen. Er ist bekennender Christ, hat eine deutsche Mutter und einen ghanaischen Vater - und er ist schwarz. Aus Sicht von Alexander Gauland, dem stellvertretenden Vorsitzenden der AfD, wird Boateng in Deutschland als fremd empfunden. Die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" zitiert den Politiker mit den Worten: "Die Leute finden ihn als Fußballspieler gut. Aber sie wollen einen Boateng nicht als Nachbarn haben."
Der DFB reagierte empört auf die Äußerung. Präsident Reinhard Grindel sagte, es sei einfach geschmacklos, die Popularität Boatengs und der Nationalmannschaft "für politische Parolen zu missbrauchen". Der Manager der deutschen Nationalmannschaft, Oliver Bierhoff, zeigte sich gelassener: "Es ist ja nicht das erste Mal, dass wir mit solchen Aussagen konfrontiert werden. Sie bedürfen keiner weiteren Kommentierung, die Personen diskreditieren sich von alleine."
Solidarität mit Boateng
Auf Twitter bekunden viele Nutzer ihre Solidarität mit dem Fußball-Nationalspieler und betonen, sie hätten ihn gerne als Nachbarn.
Gauland bekommt auch aus der Politik viel Kritik. Er sei ein Rassist, twitterten SPD-Fraktionschef Thomas Oppermann und Linken-Chef Bernd Riexinger fast wortgleich. Auch von Grünen und der CDU kommen ähnliche Töne. Grünen-Fraktionschefin Katrin Göring-Eckard erklärte, ihr sei Boateng in der Nachbarschaft viel lieber als Gauland. Und die Landesvorsitzende der CDU in Rheinland-Pfalz, Julia Klöckner, kritisiert: "Typisches Muster AfD: beleidigen, provozieren - später dann relativieren."
Schadensbegrenzung bei der AfD
Die AfD bemüht sich unterdessen um Schadensbegrenzung. Nach den Reaktionen auf den FAZ-Artikel meldete sich Gauland prompt zu Wort. "Ich habe Herrn Boateng nicht beleidigt", heißt es in einer Pressemitteilung. "Ich kenne ihn nicht und käme daher auch nicht auf die Idee, ihn als Persönlichkeit abzuwerten." Er habe in dem Gespräch die Einstellung "mancher Menschen" beschrieben, sich aber nie über den Fußball-Nationalspieler geäußert.
Die FAZ widersprach Gaulands Behauptung, sich nicht über Boateng geäußert zu haben. Das Statement stamme aus einem Gespräch des Politikers mit zwei Berliner Korrespondenten am Mittwoch in Potsdam, heißt es in einer Stellungnahme der Zeitung. "Beide Kollegen haben die Passage aufgezeichnet, ihre Aufzeichnungen stimmen überein."
Die AfD-Vorsitzende Frauke Petry entschuldigte sich via "Bild"-Zeitung bei Boateng "für den Eindruck, der entstanden ist". Sie ergänzte: Gauland könne sich nicht erinnern, ob er diese Äußerungen gegenüber der "Frankfurter Allgemeinen" getätigt habe.
Aber auch Petry muss sich Kritik gefallen lassen. Auf die Äußerungen von Gauland bezogen hatte sie zunächst bei Twitter erklärt, dass Boateng ein "Klasse-Fußballer" sei. Zur Gauland-Äußerung bezog sie dort keine Stellung, weswegen ihr viele Nutzer vorwerfen, keine echte Position zu beziehen.
(pr/ach)