Ab April 2019 soll Nachrichtenhändler Kurt Diekmann für den Deutschen Fußball-Bund tätig gewesen sein – das zumindest behauptete die DFB-Spitze um Interimspräsident Rainer Koch bisher. Wie neue Akten jetzt belegen, war Diekmann aber bereits zwei Monate vorher in die Bearbeitung von heiklen Medien-Anfragen beim DFB involviert.
Im Zentrum erbitterter Machtkämpfe im DFB
In einer internen Aufstellung, die Diekmann im Februar 2019 zu Einnahmen und offenen Forderungen seiner Agentur verfasst hatte, taucht der DFB mit 16.000 Euro auf. Dazu wird vermerkt, dass diese Forderung "noch nicht verschickt" worden sei.
Der Medienberater steht seit längerem im Zentrum der erbitterten Machtkämpfe im DFB. Sogar interne und externe Prüfer mussten auf seine Tätigkeit angesetzt werden. Aber auch sie konnten nicht feststellen, welche Dienstleistungen genau der Agent für insgesamt 372.000 Euro dem gemeinnützigen Verband erbracht hat.
Laut Interimspräsident Koch, Schatzmeister Stephan Osnabrügge und dem damaligen Generalsekretär Friedrich Curtius soll Diekmann für die projektbezogene, mediale Begleitung zweier Untersuchungen der Forensikerfirma Esecon zuständig gewesen sein.
DFB schweigt zu neuen Vorwürfen
Damit hatte Diekmanns Tätigkeit Anfang 2019 aber nichts zu tun. Hier ging es um eine Anfrage des Nachrichtenmagazins "Spiegel" zu teuren Funktionärsreisen, Festen und Steuerproblemen. Besonders brisant: Diekmann war zum Zeitpunkt, als er die "Spiegel"-Anfrage für den DFB bearbeitete, selbst bezahlter Informant des "Spiegel". Und: Er spielte dem Magazin vertrauliches Material gegen den damaligen Präsidenten Reinhard Grindel zu.
Der DFB schweigt zu den neuen Vorwürfen. In einer Mitteilung heißt es nur, das Thema Diekmann sei laut hauseigener Compliance "ordnungsgemäß abgewickelt" worden.
Diekmann teilte mit, er äußere sich prinzipiell nicht "zu geschäftlichen Vorgängen, Vertragspartnern, Abläufen und Forderungen".
Ex-Präsident Grindel reagierte dagegen "fassungslos" auf die neuen Erkenntnisse. Als DFB-Präsident habe er nie erfahren, dass der Agent, der maßgeblich an seiner Demontage mitgewirkt habe, schon während seiner Amtszeit ganz diskret im DFB tätig gewesen sei. Peter Peters, derzeit mit Rainer Koch Interimspräsident des DFB, kündigte an, "die Angelegenheit erneut im DFB-Präsidium zu thematisieren".