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Affäre um WM-Vergabe
Neue Vorwürfe gegen den DFB

In der Affäre um die Vergabe der Fußballweltmeisterschaft 2006 an Deutschland gerät der Deutsche Fußballbund weiter unter Druck. Nach Recherchen der Süddeutschen Zeitung, des NDR und des WDR gibt es Unstimmigkeiten in Bezug auf eine sogenannte Afrika-Hilfe in Höhe von sieben Millionen Euro, die der Weltverband FIFA vom deutschen Organisationskomitee gefordert haben soll. Außerdem soll der DFB eine Schmiergeldliste geführt haben.

    Wolfgang Niersbach, Präsident des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), spricht auf einer Pressekonferenz in Danzig.
    Ex-DFB-Präsident Wolfgang Niersbach gerät in der Affäre um die Vergabe der WM 2006 weiter unter Druck. (afp / Patrik Stollarz)
    Der Deutsche Fußball-Bund hat in der Affäre um die WM-Vergabe 2006 nach Informationen des Rechercheverbunds von Süddeutscher Zeitung (SZ), NDR und WDR Dokumente und Hinweise vertuscht, die auf Korruption oder zumindest dubiose Geschäfte hindeuten. Die drei Medien stützen sich in ihren Behauptungen auf Ermittlungen der Kanzlei Freshfields.
    Im Zentrum der Ermittlungen steht eine sogenannte Afrika-Hilfe in Höhe von sieben Millionen Euro, die der Weltverband FIFA nach der WM-Vergabe vom deutschen Organisationskomitee gefordert hatte. Mit dem Geld sollten in Afrika Fußballplätze gebaut werden, die aber "wohl nicht sieben Million Euro gekostet hätten", wie der ehemalige Vize-Generalsekretär des DFB, Stefan Hans, berichtet. Freshfields geht laut SZ nun der Spur nach, ob diese Millionen-Hilfe ein Ausgleich dafür sein sollte, dass Südafrika die Abstimmung in der FIFA über die WM 2006 gegen Deutschland verloren hatte.
    Niersbach unter Druck
    Die Ermittlungen der Kanzlei bringen auch den zurückgetretenen DFB-Präsidenten Wolfgang Niersbach weiter in Bedrängnis. So soll in Niersbachs Vorzimmer beim DFB jahrelang eine Liste abgeheftet gewesen sein, die verschiedene Schmiergeldzahlungen des früheren FIFA-Marketingpartners ISL dokumentiert. In dieser Liste taucht dem Bericht zufolge eine ISL-Zahlung von 250.000 Dollar auf, die einen Tag vor der WM-Vergabe im Jahr 2000 an einen unbekannten Empfänger geflossen sein soll.
    Im Zentrum der Affäre um die WM-Vergabe steht nach wie vor die ungeklärte Zahlung in Höhe von 6,7 Millionen Euro, die der frühere Adidas-Chef Robert Louis-Dreyfus zunächst im Auftrag der deutschen WM-Macher an die FIFA geleistet hat und die dann kurz vor der WM falsch deklariert an den Franzosen zurückgezahlt wurde. Dass diese als Beitrag zu einem FIFA-Kulturprogramm getarnte Rückzahlung öffentlich wurde, ist der Grund dafür, warum die Staatsanwaltschaft mittlerweile wegen des Verdachts der Steuerhinterziehung gegen die früheren OK-Mitglieder Niersbach, Zwanziger und Horst R. Schmidt ermittelt.
    (tzi/db)