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Afghanistans Präsident in USA
Das neue unkomplizierte Verhältnis

Die USA könnten ihre verbliebenen Truppen langsamer aus Afghanistan abziehen als bislang geplant. Das deutet sich bereits vor dem Treffen der Präsidenten beider Länder, Obama und Ghani, in Washington an. Fest steht bereits: Die Zusammenarbeit der beiden gelingt besser als unter mit Ghanis Vorgänger.

Von Marcus Pindur, Washington | 24.03.2015
    Afghanistans Präsident Ashraf Ghani und US-Außenminister John Kerry (r.) treten vor die Presse.
    Afghanistans Präsident Ashraf Ghani und US-Außenminister John Kerry (r.) wollen enger zusammenarbeiten. (pa/dpa/EPA/Reynolds)
    Es werden andere Beziehungen nach dem Abzug der amerikanischen Truppen aus Afghanistan, aber die USA werden weiterhin eine wichtige Rolle spielen - auch nach 2016. Die Grundlagen dafür werden derzeit bei dem Besuch des afghanischen Präsidenten Aschraf Ghani in Washington gelegt.
    Außenminister Kerry erklärte nach dem Treffen in Camp David, es blieben große Herausforderungen für Afghanistan, aber es sei auch einiges erreicht worden. "Die Lebenserwartung ist um 20 Jahre gestiegen. Die Gesundheitsfürsorge ist deutlich verbessert. Die Zahl der Kinder, die zur Schule gehen, ist von 900.000 auf acht Millionen gestiegen, davon sind 40 Prozent Mädchen."
    Wie viele Soldaten bleiben?
    Die USA haben sich bereit erklärt, eine 352.000 Mann starke afghanische Armee zu finanzieren. Die Frage, wie viele amerikanische Soldaten bis Ende 2016 in Afghanistan bleiben, will Aschraf Ghani heute mit Präsident Obama besprechen. Außenminister Kerry betonte, dass Afghanistan auf jeden Fall weiter Unterstützung erhalten werde.
    "Wir haben unsere Truppen auf ungefähr 10.000 Mann reduziert. Unsere Kampfmission ist beendet. Aber die strategischen Beziehungen zur afghanischen Regierung bleiben erhalten. Wir unterstützen die afghanische Regierung bei ihren Reformen und werden auch das Training der afghanischen Armee fortsetzen."
    Die Obama-Adminstration hatte in den vergangenen Tagen angedeutet, dass das Truppenniveau in Afghanistan bis ins nächste Jahr bei knapp 10.000 liegen könne. Ursprünglich war für Ende 2015 eine Halbierung der Zahl der amerikanischen Soldaten geplant. Die afghanische Regierung hatte darum gebeten, den Abzug zu verlangsamen – mit Blick auf das Ausbildungsniveau der afghanischen Armee. Außerdem will die Regierung in Kabul auf jeden Fall verhindern, dass die Terrormiliz IS sich auch in Afghanistan festsetzt.
    Doch Aschraf Ghani betonte, dass die Stabilität Afghanistans nicht nur von der Sicherheitslage abhänge. Dafür müsse und könne sein Land in Zukunft selbst sorgen.
    Umfangreiche Wirtschaftshilfe
    Entscheidend ist die Wirtschaftshilfe von 800 Millionen Dollar, die an Reformen und Korruptionsbekämpfung gekoppelt ist. Die Beziehungen zu den USA gingen weit über die Sicherheitsfragen hinaus. Ghani hob die geplante Zusammenarbeit im Energiesektor hervor.
    "Wir sind ein armes Land mit großen Reichtümern. Wir haben Wasser, mineralische Rohstoffe, seltene Erden sowie Öl und Gas. Diesen Rohstoffreichtum wollen wir in gesellschaftlichen Reichtum überführen und in zehn Jahren dann als Land auf eigenen Beinen stehen."
    Eines ist klar: Die Zusammenarbeit mit Präsident Ghani verläuft sehr viel unkomplizierter als mit seinem Vorgänger Karzai. Dieser hatte sich bis zum Schluss seiner Amtszeit geweigert, das von seiner eigenen Regierung ausgehandelte Sicherheitsabkommen mit den USA zu unterzeichnen. Allgemein wird damit gerechnet, dass Präsident Obama heute dem afghanischen Präsidenten in der Frage eines langsameren Truppenabzugs entgegenkommt.