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Afrika als Markt der Zukunft für die Wind- und Sonnenenergie

Wir hatten gestern darüber berichtet: in Paris findet derzeit die Pollutec statt, eine der weltweit größten Fachmessen für Umwelttechnik. Der Markt, so die Aussteller,scheint nach wie vor vielversprechend - trotz der wirtschaftlichen Flaute in vielen anderen Bereichen. Gute Marktchancen für Umwelttechnik, insbesondere für regenerative Energien, also Strom aus Sonne, Wind oder Biomasse beispielsweise, gibt es aber auch außerhalb von Europa - auf dem afrikanischen Markt nämlich. Das jedenfalls ist die Ansicht von Entwicklungsexperten, die gemeinsam mit Unternehmern in der Handelskammer Hamburg über dieses Thema diskutierten. Denn Sonnenenergie steht in Afrika überall unbegrenzt zur Verfügung. Und besonders an den Küsten könnte auch der Wind einen Beitrag zur Energieversorgung leisten. Bislang importieren die meisten afrikanischen Länder einen Großteil ihrer Energie oder sie nutzen die vorhandenen heimischen Ressourcen, wie Holz zum Beispiel, auf höchst ineffiziente Weise.

von: Thomas Mösch | 05.12.2001
    Wir hatten gestern darüber berichtet: in Paris findet derzeit die Pollutec statt, eine der weltweit größten Fachmessen für Umwelttechnik. Der Markt, so die Aussteller,scheint nach wie vor vielversprechend - trotz der wirtschaftlichen Flaute in vielen anderen Bereichen. Gute Marktchancen für Umwelttechnik, insbesondere für regenerative Energien, also Strom aus Sonne, Wind oder Biomasse beispielsweise, gibt es aber auch außerhalb von Europa - auf dem afrikanischen Markt nämlich. Das jedenfalls ist die Ansicht von Entwicklungsexperten, die gemeinsam mit Unternehmern in der Handelskammer Hamburg über dieses Thema diskutierten. Denn Sonnenenergie steht in Afrika überall unbegrenzt zur Verfügung. Und besonders an den Küsten könnte auch der Wind einen Beitrag zur Energieversorgung leisten. Bislang importieren die meisten afrikanischen Länder einen Großteil ihrer Energie oder sie nutzen die vorhandenen heimischen Ressourcen, wie Holz zum Beispiel, auf höchst ineffiziente Weise.

    Interessante Märkte für die Produzenten von Sonnen- und Windenergie sind zuallererst die relativ wohlhabenden Länder im Norden und Süden Afrikas. In Marokko, Tunesien und auf den Kapverdischen Inseln, zum Beispiel, sind bereits Windparks in Betrieb. In Südafrika laufen mehrere Programme, die die Sonnenenergie fördern. Andreas Hahn von der bundeseigenen Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit, GTZ, sieht Chancen für deutsche Firmen unter anderem bei kleinen Photovoltaik-Anlagen, die Strom aus Sonnenlicht erzeugen. Diese Solaranlagen eignen sich gut als Energiequelle für Wasserpumpen oder Häuser abseits zentraler Stromnetze, erklärt Hahn.

    "Wir haben herausgefunden, dass in einer ganzen Reihe von Ländern so viel für Energie ausgegeben wird, also für Kerosin, Kerzen, Wegwerfbatterien, dass sich das durchaus mit den monatlichen Kosten für ein Solarsystem deckt. Das große Problem an der Sache sind halt die relativ hohen Investitionskosten, die zunächst aufzubringen sind. Und es gibt relativ wenig Banken, die bereit sind, ländlichen Familien einen Kredit zu geben, um sich so ein System zu kaufen".

    Dieses Problem kennt man auch in Namibia, wo die Menschen ebenfalls bereits regenerative Energiequellen nutzen. Teile der dort eingesetzten Solaranlagen für den Hausgebrauch werden im Land selbst gebaut, berichtet Dagmar Honsbein von der namibischen Botschaft in Berlin. Das verringere den Preis um ein Drittel. Außerdem biete die Regierung interessierten Familien Hilfe an, so Honsbein.

    "Das ist ein Fonds, der nennt sich "Revolving Energy Fund". Haushalte können sich das Geld leihen von den Betreibern und das dann über eine Periode zurückzahlen. Und es gibt auch verschiedene Module, die sich die Haushalte kaufen können. Das heißt, man kann sich zunächst nur ein Modul kaufen, im nächsten Jahr kauft man dann ein zweites dazu und erweitert dann das ganze System für den Haushalt, was es um einiges weniger kosten lässt."

    So können Namibianer also erstmal nur ihr Radio oder ihren Fernseher mit einer kleinen Anlage versorgen und sie später vergrößern, um weitere Geräte anzuschließen. Bisher importiert Namibia den größten Teil seines Energiebedarfs als Strom oder Flüssigtreibstoff wie Diesel und Benzin. Deshalb habe die frühere deutsche Kolonie im Südwesten Afrikas ein großes Interesse an regenerativen Energiequellen, erklärt Botschaftsrätin Honsbein. Bei Großanlagen setzt das Land auf die Wasserkraft der Flüsse an den Grenzen zu Südafrika und Angola. Windparks erscheinen bisher nicht rentabel, da der aus Südafrika importierte Strom sehr billig ist. Während Andreas Hahn von der GTZ afrikanischen Regierungen rät, die Einfuhrzölle für Wind- und Sonnenkraftanlagen zu senken, wünscht sich Dagmar Honsbein aus Namibia eine differenzierte Betrachtung.

    "Wir raten den Leuten immer, Komponenten ihrer Anlagen hier in Namibia fertigen zu lassen. Das macht es auch einfacher, sie hier zu bedienen. Es macht dann keinen Sinn mehr, eine Batterie zu importieren, wenn sie schon vor Ort ist."

    Auf die Zusammenarbeit mit Partnern in Afrika setzt die deutsche Firma SET, die Photovoltaik-Anlagen baut. Sie beteiligt sich derzeit an mehreren Pilotprojekten in verschiedenen Ländern. Karl-Heinz Korupp von SET will langfristig Kontakte aufbauen.

    "Einmal weil wir Afrika als sehr, sehr großen Markt ansehen, als zukünftigen Markt. Die Projekte, die wir jetzt durchführen - da müssen wir die Technik zur Verfügung stellen, aber auch die Finanzierung, um überhaupt den ersten Schritt machen zu können. Dass Finanzierungen aus deutschen und europäischen Quellen zur Verfügung stehen, das kennt man. Man muss nur an die entsprechenden Töpfe rankommen, man muss durch Pilotprojekte und Demonstrationslanlagen den ersten Einstieg schaffen."

    So unterstützt SET Partnerschaften zwischen deutschen und afrikanischen Schulen. Schulen könnten zu wichtigen Abnehmern für kleine Solaranlagen werden, betont Korupp. Sie brauchen Energie, um Trinkwasser herzustellen und um Fernseher, Videorekorder und Computer zu betreiben. Außerdem erhofft sich die Firma, wohlhabende Afrikaner als Kunden zu gewinnen, die Alternativen zu lärmenden und stinkenden Dieselgeneratoren suchen.