In Afrika gab es bislang (Stand: 21. Februar 2020) erst einen bestätigten Corona-Fall, und zwar in Ägypten. Aber das Risiko, dass das Virus in eins der Länder auf dem Kontinent eingeschleppt wird, ist hoch, denn China und Afrika haben enge wirtschaftliche Verbindungen. Hinzu kommt, dass die Gesundheitssysteme vieler Staaten schwach sind.
Der WHO-Generaldirektor, der Äthiopier Tedros Adhanom Ghebreyesus, hatte am Donnerstagabend vor einem Übergreifen des Erregers auf Staaten mit schwachen Gesundheitswesen gewarnt. Unterstützt von der WHO bereiten sich die afrikanischen Staaten intensiv für den Fall vor, dass die ersten Infektionen auf dem Kontinent auftreten. Sie haben viele Maßnahmen getroffen, um eine Verbreitung möglichst zu verhindern.
Keine Direktflüge Kenia-China, Wärmebilder der Passagiere
Der Jomo-Kenyatta-Flughafen in der kenianischen Hauptstadt Nairobi ist einer der größten auf dem Kontinent, über 220 Flüge werden hier täglich abgefertigt. Seit Ende Januar nicht mehr dabei: Direktflüge nach China. Die staatliche Fluggesellschaft Kenya Airways hat ihre tägliche Verbindung bis auf Weiteres eingestellt, um das Corona-Virus vom afrikanischen Kontinent möglichst fernzuhalten. Fünf weitere afrikanische Fluggesellschaften haben ebenso reagiert, nur zwei fliegen auch weiterhin direkt nach China.
Das Aussetzen von Flugverbindungen ist nicht die einzige Vorsichtsmaßnahme: Am Flughafen von Nairobi messen medizinische Assistenten die Temperatur aller ankommenden Passagiere. Auf Bildschirmen, die von der Decke hängen, erscheinen außerdem die Wärmebilder von allen, die Richtung Passkontrolle gehen. Diese Infrastruktur gibt es hier schon seit sechs Jahren, seit dem großen Ebola-Ausbruch in Westafrika 2014. Aber auch andere Grenzübergänge seien vorbereitet, versichert Regierungssprecher Cyrus Oguna:
"In Kenia gibt es insgesamt 34 Grenzübergänge. Weil wir an allen Personal haben, ist es ausgeschlossen, dass irgendjemand ins Land kommt, ohne dass er überprüft wird."
Überhaupt sei Kenia bestens vorbereitet und könne schnell reagieren, sollte sich die erste Infektion eines Patienten mit dem Coronavirus bestätigen:
"Wir haben die medizinischen Angestellten in allen öffentlichen und privaten Gesundheitseinrichtungen darüber aufgeklärt, wie sie reagieren sollen, wenn sie einen Patienten sehen, der möglicherweise mit dem Virus infiziert ist. Auch all diejenigen, die Sie an den Grenzübergangen sehen, haben wir so ausgebildet, dass sie nun wissen, wie sie mit Verdachtsverfällen umgehen müssen."
Kenias Regierung "hat das unter Kontrolle"
Die Regierung habe außerdem genügend Kapazitäten, um Patienten isolieren zu können. Für die Angestellten in medizinischen Einrichtungen und Laboren wurden 5.000 zusätzliche Schutzausrüstungen verteilt. Und was die Labore angeht, sei Kenia nun überhaupt bestens ausgestattet: Proben müssen nicht mehr ins Ausland geschickt werden, sondern können nun im Land untersucht werden.
"Es gibt keinen Grund zur Panik, keinen Anlass zur Sorge - wir als Land und als Regierung haben das unter Kontrolle."
Kenia gehört wirtschaftlich zu den stärksten Ländern des Kontinents, das Gesundheitssystem ist vergleichsweise gut. Aber auch anderswo bereiten die Regierungen sich selbst und die Bevölkerung auf mögliche Infektionen mit dem Corona-Virus vor. Unterstützt werden sie dabei von der Weltgesundheitsorganisation WHO.
Die WHO hat auch diesen Videoclip zur Aufklärung der Bevölkerung produziert. Auf Französisch oder Englisch heißt es unter anderem: "Waschen Sie Ihre Hände regelmäßig mit Wasser und Seife oder einem Reinigungsmittel auf Alkoholbasis. Berühren Sie Augen, Nase oder Mund nicht mit den Fingern, essen Sie möglichst kein rohes Fleisch, vermeiden sie unnötigen Kontakt mit wilden Tieren".
"Wir müssen wirklich gut vorbereitet sein"
Die WHO nimmt die Bedrohung durch das Corona-Virus sehr ernst, sagt Michel Yao. Er leitet bei der WHO die Maßnahmen zum Notfallschutz in Afrika.
"Die Gefahr ist groß. Wir wissen bisher nicht, wie sich das Virus in Afrika entwickelt. Das hängt davon ab, wie die Menschen hier reagieren, und von der Wechselwirkung mit dem hiesigen Umfeld. Wir müssen also wirklich gut vorbereitet sein."
Mit Hilfe der WHO hätten sich die afrikanischen Länder aber so gut wie möglich vorbereitet - mit Maßnahmen, die denen in Kenia entsprechen. Den ärmeren Staaten, deren Gesundheitssysteme schwach sind, hat die WHO für die Vorbereitungen Geld zur Verfügung gestellt, zum Teil auch eigene Experten geschickt. Dass einige Länder bereits mit Epidemien kämpfen, erweise sich jetzt nicht als zusätzliche Belastung, sondern eher als Vorteil.
"Nehmen wir das Beispiel der Demokratischen Republik Kongo. Wegen des Ebola-Ausbruchs werden die Menschen schon an den wichtigsten Grenzübergängen gescreened. Wir mussten das Wissen der medizinischen Helfer dort jetzt nur noch um Kenntnisse zum Corona-Virus erweitern. Dasselbe gilt für Isoliermöglichkeiten und Laborkapazitäten - das alles wurde wegen der andauernden Ebola-Epidemie bereits eingerichtet."
Michel Yao von der WHO ist insgesamt mit den Vorbereitung in den afrikanischen Ländern recht zufrieden. Aber:
"Die Kapazitäten sind ein Problem. Sollten wir es mit einer hohen Zahl von Infektionen zu tun kriegen, könnte es problematisch werden, alle Patienten zu behandeln."