"Nein, ich werde in diesem Jahr in Kamerun nicht wählen gehen. Und das, obwohl ich mich doch vehement für mehr Bürgerbeteiligung einsetze", schreibt Anne Marie Befoune in ihrem Blog Ellecitoyenne.
Kamerun: Der Blog "Ellecitoyenne" von Anne Marie Befoune
Dabei stehen in diesem Jahr in Kamerun wichtige Wahlen an. Befoune geht trotzdem nicht hin. Sie befürchtet, dass die Wahlen schon im Vorfeld manipuliert werden und nennt in ihrem Blog Gründe dafür. Seit drei Jahren bloggt Befoune über politische Missstände im Kamerun, ihrer Heimat.
"Ich habe 2015 angefangen zu bloggen, weil ich wollte, dass sich die Dinge in meinem Land ändern. Die Menschen sind ziemlich entmutigt. Sie reden kaum über Politik. Ich habe den Vorteil, dass ich nicht im Kamerun lebe, sondern im Senegal. Es gibt also so etwas wie einen geschützten Raum für mich, wenn ich von dort aus über den Kamerun rede."
Kamerun steht auf der Rangliste der Pressefreiheit von Reporter ohne Grenzen auf Platz 129 von 180. Erst im März war ein Journalist einer lokalen Zeitung schwer misshandelt worden - vom Polizeidienst der Regierung. Das Blatt hatte kurz vorher kritisch über die Regierungsumbildung im Land berichtet. Eine freie Berichterstattung gibt es also nicht wirklich. Die lokalen Medien gelten als korrupt.
"Deshalb lesen wir vieles, was aus Frankreich oder den USA an Medien zu bekommen ist. Meistens sind es französische Medien, die über Afrika und den Kamerun berichten. Manchmal gelingt denen das besser als unseren eigenen Medien. Aber manchmal kritisieren wir die ausländischen Medien auch, weil sie eigene Interessen mit ihrer Berichterstattung verbinden. Aber wir brauchen sie, um überhaupt über unser Land ausreichend informiert zu werden."
Simbabwe: Der Blogger Takura Zhangazha
Auch der Blogger Takura Zhangazha aus Simbabwe schreibt in seinem Blog auf der Internetseite africablogging.org mutige politische Texte. Er versteht sich nicht nur als Journalist, sondern auch als Aktivist, der sich für die Einhaltung der Menschenrechte in seinem Land einsetzt. Erst seit kurzem ist es in Simbabwe überhaupt möglich, sich als Journalist kritisch zu Wort zu melden. Im vergangenen November trat Präsident Mugabe zurück, seither hat sich die Lage im Land ein wenig entspannt.
"Vor dem Regierungswechsel im vergangenen November war es ziemlich gefährlich, hier als Journalist zu arbeiten. Man konnte verhaftet werden, egal, ob als Blogger oder Journalist, der für ein bekanntes Medium arbeitet. Jetzt ist es nicht mehr so gefährlich, aber noch immer gelten die alten Gesetze. Also kann man immer noch schnell im Gefängnis landen für etwas, das der Regierung oder auch dem Präsidenten nicht gefällt."
Simbabwe ist ein Land mit extremen wirtschaftlichen Schwierigkeiten, ist aber eins der rohstoffreichsten Länder Afrikas. Kaum ein Land investiert daher so viel in Simbabwe wie China. Chinas Einfluss auf die Medien sei aber noch beschränkt, meint Zhangazha:
"Es gibt keinen großen Einfluss von Medien von außerhalb. Einfach deshalb, weil es in Simbabwe Restriktionen gibt, die das Arbeiten von internationalen Medien stark beschränken. Man braucht eine Lizenz, die nur sehr selten vergeben wird, und mit den lokalen Medien ist es genauso."
Gambia: Die Bloggerin Aisha Dabo
In Gambia sieht die Situation noch einmal anders aus. Im kleinsten westafrikanischen Staat herrschen bis heute dubiose politische Praktiken. Vor zwei Jahren gelang nach den Wahlen keine geordnete politische Machtübernahme, das Militär musste eingreifen. Vor einigen Jahren kam es zu öffentlichen Hinrichtungen und Folterungen. Aisha Dabo lebt im senegalesischen Exil und bloggt gegen die Verhältnisse in ihrem Heimatland an. In Gambia konnte sie nicht mehr arbeiten, weil die Redaktionsräume ihrer Zeitung eines Tages abgebrannt worden seien. Seither nehme der Einfluss internationaler Medien in Gambia zu:
"Seit fünf oder zehn Jahren können wir im Kabel chinesisches Fernsehen sehen. Auch englisches, französisches Programm. Neuerdings auch russische Fernsehsender. Und jedes sendet aus seinem jeweiligen Interesse heraus."
2016 hätten zwei Journalisten aus Kenia eine interessante Studie veröffentlicht. Darin kämen die Kollegen zu dem Ergebnis, dass außerafrikanische Medien in ganz Afrika eine zentrale Rolle spielen würden.
"Hauptinformationsquelle für viele Afrikaner sind demnach Berichte über Afrika, die aus dem Westen kommen und von Journalisten aus dem Westen geschrieben worden sind. Der Bericht erwähnt aber auch, wie schwierig oder sogar unmöglich eine gute Berichterstattung für afrikanische Medien ist. Häufig haben sie finanzielle Probleme. Sie haben oft große Ideen, und daraus werden dann nur kleine Projekte. Wenn viele Afrikaner auf den Westen zählen, um mit Informationen versorgt zu werden, sagt das doch eine Menge aus."
Südsudan: Der Social Media-Aktivist John Bjor Ajang
Im noch neuen Land Südsudan gibt es noch nicht einmal ein funktionierendes Radio, dafür aber eine rege Szene von Social Media-Aktivisten, die sich für eine bessere Verbreitung des Internets im ganzen Land stark macht. Fast gleichzeitig zu deren Aktivitäten verstärkt auch China seine mediale Präsenz im Südsudan. Denn das Land erlebt gerade einen regelrechten Rohstoffboom, vor allem China will von den Ölvorkommen im Südsudan profitieren. John Bjor Ajang ist ein junger Social Media-Aktivist und kämpft für eine unabhängige Berichterstattung im Netz:
"Einige Medien aus dem Ausland versuchen hier Einfluss zu nehmen. Diese Leute versuchen, unsere Gemeinschaft hier zu zerstören. Das ist so, als würden sie unser Haus anzünden und du müsstest die Nacht woanders verbringen. Dann ist es gut, den Leuten eine gut gemachte Internetseite anzubieten. Eine Website, die die Gemeinschaft stärkt, anstatt sie zu zerstören."
Dass westliche oder neuerdings auch chinesische Medien versuchen, in Afrika Einfluss zu gewinnen, ist eigentlich nichts Neues. In vielen afrikanischen Ländern wirkt die koloniale Vergangenheit bis heute nach. Aisha Dabo:
"Auf der anderen Seite gibt es in Westafrika einige Projekte. Zum Beispiel das "Westafrica democratic Radio" mit Sitz im Senegal mit westafrikanischen Themen. Sie bringen Nachrichten in Französisch und in Englisch und berichten über viele lokale Ereignisse aus den einzelnen westafrikanischen Ländern, das ist interessant."
Gemeinsam politisches Bewusstsein schärfen
Eins haben alle Blogger in Afrika jedenfalls gemeinsam: Sie wollen das politische Bewusstsein in ihren Ländern schärfen. Denn vielen Afrikanern sei es gar nicht bewusst, dass sie ihre Informationen von außerafrikanischen Medien bezögen.
Dass es aber auch im Westen viel Unwissen über die Lebenssituation in Afrika gebe, darüber wiederum würde in Europa viel zu wenig berichtet, sagt Anne Marie Befoune.
"Mir ist aufgefallen, dass die Leute hier nicht wirklich gut über Afrika Bescheid wissen. Das liegt an den Medien und daran, welches Bild sie über Afrika vermitteln. Während meiner Tage hier in Deutschland fragte man mich teilweise wirklich lustige Sachen. Ob es in meinem Land überhaupt Strom gebe. Ja, das gibt es, bei uns gibt es auch so etwas wie Internet, deshalb kann ich ja auch bloggen! Ich denke, wir Blogger haben deshalb auch die Aufgabe, allen Leuten zu zeigen, dass es uns gibt. Ja, es gibt in Afrika politische Probleme. Aber das Leben bei uns lässt sich nicht nur darauf reduzieren. Es gibt auch schöne Dinge, die sich in unseren Ländern ereignen. Und ich glaube, das müssen wir Blogger der ganzen Welt klar machen."