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Afrikareise von Papst Franziskus
Zu den Rändern der Gesellschaft

Die Afrikareise von Papst Franziskus führt ihn auch in ein Elendsviertel in der kenianischen Hauptstadt Nairobi. Dort prangerte er die Umstände an, unter denen Slumbewohner leben müssen. Das Kirchenoberhaupt sprach von "Wunden, die von Minderheiten zugefügt werden, die sich an Macht und Reichtum klammern".

Von Jan-Christoph Kitzler |
    Papst Franziskus winkt Menschen auf der Straße in Nairobi zu
    Papst Franziskus winkt Menschen auf der Straße in Nairobi zu (Imago)
    Gar nicht so leicht ist es für einen Papst, der Armut wirklich nahe zu kommen. Hier im Slum von Kangemi haben sie vor seinem Besuch sogar noch schnell die Hauptstraße neu gemacht. Seit neustem gibt es sogar Straßenbeleuchtung.
    Das Papamobil fährt auch nicht durch den ganzen Slum, in dem rund 100.000 Menschen im Elend leben, sondern nur ein kurzes Stück hinein. Vorher geht es durch ein Villenviertel. In der St. Josephs-Kirche, eher ist es eine Halle, sagen sie den Wartenden, sie sollen nicht auf den Papst zugehen, er würde schon zu ihnen kommen.
    Ganz nah dran am Papst
    Maureen hat es gar nicht bis hierher geschafft – dafür sind zwei ihrer Kinder, die im Slum von Kangemi zur Schule gehen, ganz nah dran am Papst. Maureen wartet an der Hauptstraße, schon seit 5 Uhr am Morgen:
    "Es gibt so viele Orte, Kirchen, die er hätte besuchen können, hochklassige Orte. Aber er hat sich entschieden, zu uns nach Kangemi zu kommen. In einen Slum an einen dreckigen Ort. Ich denke er kommt wegen der Armen."
    Immaculata hat hier einen kleinen Laden – reich wird man damit nicht in einer Gegend, wo viele von weniger als einem Dollar am Tag leben müssen. Sie hat aber eine gewisse Erfahrung mit Päpsten: schon vor 20 Jahren war Immaculata dabei:
    "Das erste Mal habe ich 1995 einen Papst gesehen. Ich erinnere mich, ich musste nach Nairobi kommen, um den Papst zu sehen. Jetzt bin ich sehr aufgeregt, denn jetzt kommt er hierher, auf meine Türschwelle. Weißt Du, es gibt ein paar, die treffen sich mit den reichen Leuten, aber unser Papst hat entschieden, uns zu treffen, die Leute aus der Unterklasse. Ich gehe jetzt zu meinem Laden, Sie haben gesagt, ich soll nicht aufmachen, aber jetzt schaue ich durchs Fenster, um meinen Papst zu sehen."
    "Regierung hat nicht die Zeit"
    Auf der Hauptstraße ist viel los, und viel Polizei ist im Viertel, an vielen Ecken gibt es Kontrollen. Schaut man hinter die Ecken, sieht man die Armut. In den letzten Tagen hat es hier viel geregnet, vor den zusammengeflickten Hütten steht der Schlamm. Hier wohnt auch Patricia:
    "Du siehst doch wie die Straßen sind. Einfach nur mies, und wenn der Regen kommt, haben wir viele Probleme, dann leiden wir noch mehr, denn die Abflüsse sind so schlecht und die Regierung hat nicht die Zeit, alles für uns zu tun, was nötig ist."
    "Neue, gute Siedlungen planen"
    Papst Franziskus kennt solche Slums aus Südamerika. Auch deshalb weiß er, wovon er spricht, wenn er die Konzentration von Macht und Reichtum, egoistische Verschwendung auf der einen und Verelendung auf der anderen Seite verurteilt. Allein in Kenias Hauptstadt Nairobi leben 55 Prozent der Menschen in Slums wie Kangemi:
    "Wir brauchen Städte, die integriert und für alle da sind. Wir müssen die bloße Proklamation von Rechten, die dann in der Praxis nicht respektiert werden, überwinden, konkrete, systematische Initiativen starten, die den Lebensraum verbessern, und neue, gute Siedlungen planen, die kommende Generationen beherbergen. Das ist keine Philanthropie, es ist eine Verpflichtung aller."
    Damit spricht er den Menschen hier aus der Seele. Auch wenn viele nicht direkt dabei sein können, die Meisten hier versuchen dem Papst nahe zu sein. Zum Beispiel Simon: Er ist 14 und kann hier in eine katholische Schule gehen:
    "Ich fühle mich gut, denn ich habe noch nie einen so wichtigen Menschen getroffen. Hier sind viele Leute auf der Straße, ich muss jetzt los und auf das Dach da steigen, damit ich den Papst gut sehen kann."