Als Akinwumi Adesina, der Präsident der Afrikanischen Entwicklungsbank, seine Rede beginnt, verteilt er gleich ein Sonderlob:
"I’m delighted to be here in Berlin. Because of the great work that chancellor Merkel is doing on Africa."
Er freue sich, in Berlin zu sein, so der Nigerianer. Vor allem wegen der hervorragenden Arbeit von Angela Merkel mit Blick auf Afrika. Dabei ist die Kanzlerin im Haus der Wirtschaft im Berliner Zentrum persönlich gar nicht anwesend. Adesina aber freut sich über die Plattform, die sein Kontinent geboten bekommt.
Zum 16. Mal hat die Entwicklungsbank zusammen mit der OECD in einem Bericht den Ausblick auf die afrikanische Wirtschaft zusammengefasst. Das Jahr 2016 war für Afrika aus ökonomischer Sicht durchwachsen – unter anderem machte der niedrige Ölpreis dem Kontinent zu schaffen. Das durchschnittliche Wachstum ging auf 2,2 Prozent zurück.
Sieben Prozent Wachstum , um Armut nachhaltig zu senken
Für 2017 sei mehr zu erwarten. Der Nigerianer Adesina macht aber deutlich, wohin die Reise langfristig gehen müsse:
"Lassen Sie es mich klar sagen: Wichtig ist ein Wachstum, das die Armut in Afrika nachhaltig reduziert. Dreieinhalb, vier Prozent sind zwar ganz gut, damit halten wir uns über Wasser. Erreichen müssen wir aber sieben Prozent, um Armut nachhaltig zu senken."
Um das zu erreichen, stellt der Bericht die Förderung afrikanischer Unternehmer in den Mittelpunkt. Bis 2050 werden circa 2,5 Milliarden Menschen in Afrika leben – die Hälfte davon jünger als 25. Um ihnen eine Perspektive zu bieten, sollen langfristig in erster Linie die Direktinvestitionen steigen. 2017 sollen sie etwa 60 Milliarden US-Dollar betragen.
Europäische Unternehmen zögern mit Investitionen
Dieses Geld kommt bislang jedoch überwiegend von Investoren im Nahen Osten oder China. Viele europäische Staaten zögern noch immer. Volker Treier, stellvertretender Geschäftsführer des Deutschen Industrie- und Handelskammertages, erklärt, worauf es deutschen Firmen ankommt:
"Es wurde viel Entwicklungszusammenarbeit gemacht. Es wurden auch schon Milliardensummen für afrikanische Länder ausgegeben. Was fehlt, ist die Nachhaltigkeit. Wir brauchen also nachhaltige Strukturen, jetzt aus der wirtschaftlichen Sicht, die für die wirtschaftliche Zusammenarbeit über das jeweilige Projekt hinaus dann eine Basis legt."
Als positives Beispiel hebt Treier Ruanda hervor. Dem ostafrikanischen Staat bescheinigt er eine bemerkenswerte Entwicklung, trotz etwa fehlender Rohstoffvorkommen:
"Ruanda ist ein krisengeschütteltes Land und hat sich die letzten Jahre wirklich als Reformmotor entwickelt. Es gibt eine Rechtssicherheit vor Ort. Das Land öffnet sich wiederum auch seinen Nachbarn. Also, das Land integriert sich und kann als gutes Beispiel gesehen werden, wie man als eines der ärmsten Länder der Welt sich entwickeln und den Menschen eine Perspektive bietet."
Handelsschranken beseitigen
Claver Gatete, Ruandas Finanzminister und ein weiterer Redner, nennt eine der durchgeführten Reformen:
"Der Warentransport von der Küste Kenias nach Ruanda hat früher 21 Tage gedauert, nach Uganda 18 Tage. Das lag auch daran, dass man für jedes Transitland eine gesonderte Versicherung brauchte. An den Grenzen gab es deshalb viele Verzögerungen. Wir haben uns aber geeinigt, diese Barrieren abzubauen. Dazu brauchten wir nicht einmal Geld. Heute dauert der Transport zu uns fünf Tage."
Um den Privatsektor in Afrika zu stärken, so Gatete, würden in Zukunft dennoch noch mehr Investitionen von außen benötigt.