"Rick James war der unverfrorenste Rockstar aller Zeiten. Ihm war egal, was andere über ihn dachten. Und deswegen haben ihn die Leute geliebt – weil sie selbst davon träumten, wie er zu sein. Denn dieser Typ stand für Nutten, für Koks und Partys rund um die Uhr. Er war ein Super-Freak. Und sich um ihn zu kümmern, ist ein Riesenspaß. Zumal es da keine Grenzen gibt. Wir beginnen mit einem Kinofilm und einer Überarbeitung seiner Alben, die wir auf den Standard von 2016 bringen. Wie lassen sie so sauber, modern und High Tech klingen, wie eben möglich."
Jeff Jampol ist Manager, Professor für Popkultur und leidenschaftlicher Musikfan. Ein großer, bulliger 57-Jähriger, der schon als Teenager bei Schallplattenfirmen im Raum San Francisco jobbte, dann lokale Punk- und New-Wave-Bands managte, Wirtschaftswissenschaften und Marketing studierte, einen Dozentenjob an der UCLA annahm und 2003 Verwalter des Doors-Imperiums wurde. Mit Erfolg: Er kurbelte die Umsätze an, indem er die Rocklegende gründlich entstaubte und sie einem neuen, jungen Publikum nahebrachte.
"Alle Plattenfirmen, die mit Backkatalog arbeiten, konzentrieren sich auf existierende Fangemeinden. Denn die sind leicht zu begeistern und geben das auch an ihre Kinder, Neffen, Freunde, etc. weiter. Gleichzeitig ist diese Gruppe aber sehr überschaubar, und kein Vergleich zu den vielen potenziellen neuen Fans da draußen. Die erreicht man nicht mit "Teil 3 der größten Hits in einer neuen Reihenfolge" - da muss man sich schon was einfallen lassen. Zumal die Hardcorefans langsam aussterben."
Ein Ansatz, für den sich Jeff Jampol tatsächlich einiges einfallen lässt: Er stellt Boxsets zusammen, dreht Dokumentationen, finanziert Musicals, gibt Autobiografien in Auftrag und setzt auf hochwertiges Merchandise statt kitschiger Billigware – alles um die Bedeutung eines Künstlers im Kontext der Popkultur nachhaltig zu untermauern. Womit er so gut verdient, dass er inzwischen ein schickes Büro in Hollywood unterhält, und es sich leisten kann, extrem wählerisch zu sein. Whitney Houston und Frank Sinatra hat er dankend abgelehnt. Nicht aus Snobismus, sondern weil sie nicht in sein Konzept passen.
"Es muss genug von dem vorhanden sein, was ich als IP – als "Intellectual Property", also "geistiges Eigentum", bezeichne. Das habe ich verstanden als ich mich mit dem Nachlass von Judy Garland befasst habe. Denn da musste ich erkennen: All ihre Aufnahmen gehören Capitol Records und sie hat nicht einen Songs selbst geschrieben – wie viele Künstler ihrer Zeit. Einschließlich Sinatra."
"Der Rock'n' Roll hat sich in ein ganz anderes Geschäft verwandelt"
Neben den Doors, den Ramones und Janis Joplin gehören auch 2Pac, Michael Jackson, Peter Tosh oder Otis Redding zu Jampols Kunden – und es werden immer mehr. Einfach, weil er einen hervorragenden Ruf besitzt – und allein auf weiter Flur steht. Was er weniger dem eigenen Genie als der Kurzsichtigkeit seiner Kollegen zuschreibt.
"Die Popkultur wurde lange als Eintagsfliege belächelt. Gerade der Rock´n´Roll. Deshalb hat Beatles-Manager Brian Epstein mit gerade mal zehn Prozent Gewinnbeteiligung auch den schlechtesten Merchandise-Deal aller Zeiten eingefahren – weil jeder glaubte, es würde sich dabei um eine reine Modeerscheinung handeln. Aber der Rock´n´Roll und die Pop-Kultur existieren immer noch und plötzlich haben wir Nachlässe und Erbverwalter. Es hat sich also in ein ganz anderes Geschäft verwandelt – über das sich bislang noch keiner Gedanken gemacht hat."
Das dürfte auf Dauer allerdings kaum so bleiben – denn keine Branche ist schnelllebiger als die Musikindustrie. Deshalb hält Jeff Jampol auch an seinem Uni-Posten fest – und unterrichtet einmal die Woche an der Universität von Kalifornien. Worin er eine regelrechte Mission erblickt. Denn: Die Schallplattenfirmen brauchen dringend Nachwuchs, der sich wieder auf das besinnt, was das eigentliche Kerngeschäft dieser Branche sein sollte: Nicht Downloads, Streams und Casting Shows, sondern richtig gute Musik. Die – so Jampol – wird immer ihr Publikum finden. Er selbst sei der beste Beweis.