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Agrarpolitik
EU erleichtert Import ukrainischer Käfig-Eier

Die EU-Minister haben schon vor dem Assoziierungsabkommen mit der Ukraine die Einfuhrzölle gesenkt. Wenn nun ukrainische Eier in die Supermärkte kommen sollten, sind Tierschützer wenig begeistert: In der Ukraine ist die umstrittene und hierzulande verbotene Käfighaltung noch erlaubt.

Von Annette Eversberg | 28.05.2014
    Mehrere Hühnereier mit Fragezeichen
    Wo komme ich her? Weiterverarbeitete Eier können Verbraucher nicht erkennen - auch wenn sie aus ukrainischer Käfighaltung kommen. (picture alliance / dpa)
    In der letzten Woche forderten die Verbraucherschutzminister der Bundesländer eine Kennzeichnung auch für Eier, die in Lebensmitteln verarbeitet werden. Die Tierschutzorganisation Vier Pfoten kritisiert, dass das bevorstehende Assoziierungsabkommen mit der Ukraine auch den Import von Eiern aus Käfighaltung erlaube. Dies fand der Bundestagsabgeordnete von Bündnis90/Die Grünen, Friedrich Ostendorff, in einer Antwort der Bundesregierung auf seine Anfrage bestätigt.
    "Interessant war natürlich, für mich als Agrarpolitiker, zu erfahren, dass hier die Bundesregierung schon seit geraumer Zeit agrarindustrielle Anlagen in Drittländern fördert, in der Ukraine, aber auch in Weißrussland, die hier in Deutschland, in der EU den Standard nicht mehr erfüllen, sprich verboten sind."
    Solche Käfig-Anlagen wurden auch von der Firma Big-Dutchman in Vechta-Calveslage geliefert, bestätigt der Vorstandsvorsitzende Bernd Meerpohl.
    "Im Normalfall sind das ganz normale Legehennenställe, wie wir sie auch in vielen anderen Ländern verkaufen. Aber ich glaube, wir haben auch Anfragen nach alternativen Legehennenställen gehabt. Aber das ist wirklich von Kunde zu Kunde verschieden, wie er seinen Markt sieht und wie die Nachfrage nach Eiern ist."
    Friedrich Ostendorff kennt auch die Größenordnung solcher Ställe.
    "Es sind sehr, sehr große Legehennenanlagen überwiegend, die ja mit Millionen Tieren gefahren werden. Bis zu 20 Millionen Tieren, mit unterschiedlichen Größen: Fünf Millionen, drei Millionen, verschiedenste Anlagen, die vor dem Hintergrund gebaut worden sind, dass die Investoren in der Ukraine schon sehr wohl wussten, dass die EU und die Ukraine ja ein Freihandelsabkommen geschlossen haben, was der Ukraine die Möglichkeit gibt, ohne Zoll in die EU Produkte zu liefern."
    Deutsche Bürgschaften für Käfighaltung
    Eine Vorstellung von der Größenordnung zeige sich auch, so Ostendorff, in der Nachricht, dass Big-Dutchman angesichts der Krise in der Ukraine und mit Russland 34 Arbeitsplätze am Firmenstandort abbauen wolle. Bernd Meerpohl.
    "Ich glaube 25 Prozent unseres Umsatzes machen wir in den Märkten, oder haben wir gemacht bisher. Da ist jetzt deutlich Verzögerung und Druck und Vorsicht. Die Kunden machen keine langfristigen Investitionen, wenn sie nicht mal wissen, dass sie morgen früh die politische Situation noch haben, wie sie ist."
    Bisher hat das Bundeswirtschaftsministerium – so die Tierschutzorganisation Vier Pfoten – den Import von Käfig-Eiern aus der Ukraine nicht bestätigt. Wohl aber, dass die Produktion dort mithilfe von Hermes-Kreditbürgschaften in Höhe von rund 27 Millionen Euro zustande kam. Also mit deutschen Steuergeldern. Gleichzeitig lehnt es die Bundesregierung mit dem Verweis auf Geschäftsgeheimnisse noch immer ab, die Empfänger dieser Exportgarantien zu nennen. Selbst gegenüber dem Parlament. Das Lieferpotenzial für Eier ist jedoch enorm, angesichts des Expansionskurses der Eierproduktion in der Ukraine, betont Oleksandr Perekhozhuk, Ukraine-Experte vom Leibniz-Institut für Agrarentwicklung Mittel- und Osteuropas in Halle.
    "Vor 10 Jahren produzierte die Ukraine ca. 9,6 Milliarden Stück Eier, im Jahr 2012 knapp 20 Milliarden Stück. Allerdings: Die Anteile der Exporte in die EU-Länder liegen unter einem Prozent. Die Eier werden überwiegend nach Asien exportiert. Also diese Exporte nach Asien machen so ca. bis zu 90 Prozent der gesamten Eierexporte aus."
    Weiterverarbeitete Eier kaum zu erkennen
    Das soll sich ändern. Ab sofort können ukrainische Eier unbegrenzt in die EU geliefert werden. Wo dann diese Eier wieder auftauchen, können die Verbraucher nicht erkennen, sagt Friedrich Ostendorff.
    "Sie werden keine ukrainischen Eier so einfach im Laden finden, weil, die müssten dann mit einer 3 gekennzeichnet werden. Eigentlich auch verboten von der Haltung. Die gehen in die industrielle Fertigung, das heißt: Nudelherstellung, Süßigkeiten. Verdrängen natürlich heimische Eier, die werden ihre Märkte verlieren. Und viele werden aufhören."
    Das befürchtet auch der Zentralverband der Deutschen Geflügelwirtschaft, und fordert ebenfalls eine Kennzeichnungspflicht für Eier und Eiprodukte, die in die Verarbeitung gehen. Um mehr Transparenz für den Verbraucher in der EU zu schaffen, was derzeit von der Bundesregierung nicht unterstützt wird.