Terminal C am Flughafen Tegel ganz in rot-weiß, es ist - noch - das Air Berlin-Terminal. Trotzig verkündet die Werbung: "Die neue Europäische Business-Class. Reserviertes Handgepäckfach und köstliche Smoothies." Auf dem Facebook-Profil der Airline recken nach wie vor fröhliche Flugbegleiter Schokoherzen in die Luft. Passagiere sagen auf Twitter "Tschüss". "Rest in Peace Old Friend" schreibt jemand. Ein anderer: "Schade, dass alles den Bach runtergeht, aber ich stehe schon wieder ohne Koffer da. Mitleid begrenzt." So geht es den meisten Passagieren.
"Es wird definitiv nicht besser und es war teilweise schon schlimm. - Wir haben eingecheckt, die Koffer sind weg, eine halbe Stunde später hieß es, der Flug ist gecancelt, nichts können sie machen, aber unsere Koffer bekommen wir auch nicht. - Ein bisschen Angst um meinen Rückflug in drei Tagen habe ich dann auch. - Ich habe jedes Mal gedacht, hoffentlich nehmen sie mich noch mit. - Air Berlin hat bei uns noch eine ganze Menge Schulden. Wir haben Leistungen nicht erbracht bekommen, haben dafür einen Scheck bekommen, der wird auch nicht ausgezahlt. - Wenn unser Gepäck diesmal ankommt, dann gut, das letzte Mal war eine Katastrophe."
Traum vom "Global Player Air Berlin" geplatzt
Eine Katastrophe für die Kunden und für die meisten der rund 8.000 Mitarbeiter. Im Jahr 1979 hatte es vielversprechend begonnen - ein Ferienflieger nach Mallorca war Air Berlin anfangs, nach der Vereinigung wuchs die Fluglinie rasch, bis sie Deutschlands zweitgrößte Airline wurde. Joachim Hunold brachte Air Berlin 2006 an die Börse, doch er verhob sich. Viele Zukäufe, kein klares Profil, schlechte Zahlen. Hunold musste gehen, wurde von einem anderen nicht minder selbstbewussten Chef abgelöst. Hartmut Mehdorn. Der träumte 2011 noch gemeinsam mit Berliner Landespolitikern den Traum vom Global Player Air Berlin, der aus dem BER ein Internationales Luftdrehkreuz macht.
"Berlin ist ja eigentlich geographisch klassisch eine Drehscheibe zwischen dem großen Osten, der sich gut entwickelt und Westeuropa, wo es nicht so ein großes Wachstum geben wird. Jetzt müssen wir noch die Instrumente haben, dass wir was draus machen."
Pustekuchen. Der BER ist bis heute nicht fertig, Air Berlin wird jetzt abgewickelt - der Ausstieg der arabischen Fluggesellschaft Etihad war der Todesstoß. Nur bis Ende Oktober werden noch Flüge unter dem Air Berlin Kürzel AB durchgeführt.
Bund gewährte Überbrückungskredit
Bleiben die Flugzeuge dann komplett am Boden oder gelingt es den mutmaßlichen Käufern Lufthansa und Easyjet, in der Kürze der Zeit einzuspringen? Auskunft könnte es nach Vertragsabschluss geben. Der Bund hat mit einem Überbrückungskredit von 150 Millionen Euro ausgeholfen. Dazu sagte Angela Merkel:
"Air Berlin stellt ja noch Werte da in Form von Landerechten und vielem anderen mehr. Das haben wir uns sehr gut überlegt. Aber dass wir nicht zehntausende Reisende da irgendwo im Stich lassen, weil Benzin nicht bezahlt werden kann und die Tickets verfallen, das wäre glaube ich nicht angemessen gewesen. Aber wir können mit großer großer Wahrscheinlichkeit sagen, dass der Steuerzahler das nicht bezahlen muss."
Bangen um Arbeitsplätze
Die 8.000 Air-Berlin-Beschäftigten bangen um ihre Arbeitsplätze - die Geschäftsführung hat bereits alle aufgefordert, sich um neue Jobs zu kümmern. Für diejenigen, die nicht unterkommen, haben Sozialplanverhandlungen begonnen. Andreas Splanemann von der Gewerkschaft Verdi gibt sich allerdings skeptisch.
"Wir gehen auch davon aus, dass das Unternehmen selber keine große Substanz mehr hat, große Abfindungszahlungen werden nicht geleistet werden können."
Die Lufthansa-Tochter Eurowings wird vermutlich einen Großteil der innerdeutschen Flüge von Air Berlin übernehmen. Schlechte Nachrichten sind das für die Verbraucher - fehlende Konkurrenz führt in der Regel zu steigenden Preisen.