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Air Berlin
Lufthansa will nur Teile übernehmen

Die Lufthansa hat ihr Angebot für Teile der insolventen Fluglinie Air Berlin konkretisiert. Aus Kreisen der Lufthansa hieß es, man biete für die Touristik-Tochter Niki und weitere Teile der Gesellschaft, aber nicht für das komplette Unternehmen.

    Flugzeuge der Fluggesellschaft Air Berlin (hinten) stehen am 12.06.2017 auf dem Flughafen Berlin-Tegel auf dem Rollfeld. Im Vordergrund ein irbus A320-200 der Lufthansa. Am kommenden Mittwoch findet die Hauptversammlung der angeschlagenen Fluglinie statt. Möglich ist eine Übernahme der angeschlagenen Fluggesellschaft Air Berlin durch Lufthansa, sofern Air Berlin-Großaktionär Etihad Schulden von rund 1,2 Milliarden Euro übernimmt. Foto: Wolfgang Kumm/dpa | Verwendung weltweit
    Die Lufthansa verhandelt über eine Übernahme der Air Berlin (dpa)
    Lufthansa unterbreitete sein Angebot auf der ersten Sitzung des Gläubigerausschusses von Air Berlin. Bei dem Treffen ging es zunächst um Formalien, verlautete aus Teilnehmerkreisen. So müsse das Gremium der Fortsetzung des Flugbetriebs zustimmen. Mit einer schnellen Entscheidung zu einem ersten Teilverkauf der Touristik-Tochter Niki wurde nicht mehr gerechnet.
    Nach Informationen der Süddeutschen Zeitung will die Lufthansa bis zu 90 der 140 Air Berlin-Maschinen übernehmen, darunter sind 21 Flugzeuge von Niki. Eine Zustimmung der Gläubiger gilt dem Bericht zufolge als wahrscheinlich. Dazu passen die Äußerungen von Wirtschaftsstaatssekretär Machnig. Der SPD-Politiker bestätigte dem "Redaktionsnetzwerk Deutschland", dass es bereits Gespräche über den Verkauf der Air-Berlin-Tochter Niki an die Lufthansa gebe. Und: Es könne heute schon Ergebnisse geben. Der SPD-Politiker begleitet die Verhandlungen um die Fluggesellschaft.
    Ein Flugzeug der Fluggesellschaft Air Berlin fährt am Flughafen Tegel zur Startbahn.
    Die Verhandlungen über den Verkauf von Air Berlin scheinen auf die Zielgerade zu gehen (Britta Pedersen/dpa)
    Die Zeit drängt
    Dass die geplante Aufspaltung von Air Berlin so zügig wie möglich beschlossen werden soll, hat nach Informationen der "SZ" einen guten Grund: Die Finanzlage des Unternehmens sei trotz des von der Bundesregierung gewährten Überbrückungskredits in Höhe von 150 Millionen Euro äußerst heikel. Insider würden befürchten, dass Air Berlin aus Geldmangel schon bald erste Flüge streichen muss.
    Dazu kommt: Ein schneller Verkauf der österreichischen Airline wäre auch politisch bedeutsam. Mit dem Erlös könnte der gewährte Brückenkredit bedient werden - und die Bundesregierung würde das vorgestreckte Geld noch vor der Bundestagswahl wieder zurück bekommen.
    Gespräche mit mehrere Interessenten
    Air Berlin hatte am vergangenen Freitag mit der Lufthansa konkrete Gespräche über die Übernahme von Teilen des Fluggesellschaft aufgenommen. Als weitere Interessenten gelten Easyjet und die Thomas-Cook-Tochter Condor. Als wenig wahrscheinlich gilt, dass der Nürnberger Unternehmer Wöhrl mit seinem Angebot zum Zuge kommt. Er will Air Berlin als Ganzes übernehmen. Die Bundesregierung sieht das aber kritisch, weil Air Berlin gerade durch seine heutige Struktur in die schwierige Lage geraten sei.
    Die seit langem angeschlagene Fluggesellschaft Air Berlin hatte vor einer Woche Insolvenz beantragt, nachdem Großaktionär Etihad der Airline die finanzielle Unterstützung entzogen hatte. Der Flugbetrieb ist durch einen Kredit des Bundes über 150 Millionen Euro noch für etwa drei Monate gesichert.
    Kritik von Niki Lauda
    Der Verkauf von Niki wäre der erste Schritt für den von Lufthansa angestrebten und von der Bundesregierung stark unterstützten Transfer eines möglichst großen Teils der Air Berlin an ihren Konkurrenten. Nach Informationen der SZ ist Lufthansa bereit, einen vergleichsweise hohen Kaufpreis für Niki zu zahlen. Zuvor hatten sich bereits Bundeswirtschaftsministerin Zypries und Verkehrsminister Dobrindt dafür ausgesprochen, dass Lufthansa einen großen Anteil von Air Berlin übernimmt.
    Niki Lauda
    Niki Lauda (dpa / picture alliance / David Ebener)
    Niki Lauda, Luftfahrtunternehmer und Gründer der Air Berlin-Tochter Niki, sagte dem "Handelsblatt", er befürchte höhere Flugpreise, sollte die Lufthansa bei Air Berlin vorrangig zum Zuge kommen. Lauda kritisierte, die Lufthansa habe die Politik ins Boot geholt, um den Wettbewerb einzuschränken.
    (rm/fwa/tep)