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Air Berlin verklagt Flughafen

Wegen der mehrfach verschobenen Eröffnung des Großflughafens Berlin-Brandenburg fordert Air Berlin Schadenersatz. Deutschlands zweitgrößte Airline reichte beim Landgericht Potsdam eine Feststellungsklage ein.

Von Christian Bremkamp | 06.11.2012
    "Meinen ganz herzlichen Gruß an die Berlinerinnen und Berliner in allen Teilen der Stadt. Dies ist ein schöner Tag nach einem langen Weg."

    Der Imagefilm der Flughafen Berlin Brandenburg GmbH klang vielversprechend, geradezu euphorisch. Geschickt montiert: Aussagen des früheren Regierenden Bürgermeisters von Berlin - Willy Brandt. Doch "der schöne Tag", von dem der Namenspatron des neuen Hauptstadt-Flughafens spricht, er kam bislang nicht. Stattdessen wurde der "lange Weg" immer länger, die Eröffnung des Prestige-Objekts mehrfach verschoben. Für die finanziell ohnehin angeschlagene Air Berlin ein teures Unterfangen. Schließlich wollte die zweitgrößte deutsche Airline am BER im brandenburgischen Schönefeld ein internationales Drehkreuz schaffen mit vielen neuen Flugverbindungen:

    "Dieses Angebot muss nun komplett über den Flughafen Berlin-Tegel abgewickelt werden, dessen Infrastruktur für diese Aufgaben nicht ausgelegt ist und Air Berlin zu erheblichem Mehraufwand zwingt",
    heißt es in der heute veröffentlichten Pressemitteilung von Air Berlin und weiter:

    "Bis heute sind bereits geschätzte Mehrkosten und sonstige Schäden in zweistelliger Millionenhöhe entstanden."

    Nun also der Paukenschlag: Air Berlin zieht vor Gericht. Begründung von Konzern-Chef Hartmut Mehdorn: Versuche einer außergerichtlichen Einigung seien gescheitert, die Einreichung der Klage der einzig gangbare Weg, um die Interessen des Unternehmens und die seiner Anteilseigner zu wahren.

    Die Eskalation um BER erreicht damit eine neue Stufe und sie hat etwas durchaus Pikantes. Denn beide Seiten sind aufeinander angewiesen, wie es der Oppositionschef im Brandenburger Landtag, Dieter Dombrowski von der CDU, heute richtig bemerkte:

    "Wollen nicht unken. Aber ich möchte hoffen, dass wenn Air Berlin die Schadenersatzansprüche tatsächlich beitreiben kann, vielleicht gibt's ja auch einen Vergleich, ist ja alles möglich, dass dies auch helfen kann, dass Air Berlin am Markt bleibt. Denn wenn Air Berlin seinen Betrieb nicht mehr aufrechterhalten könnte und sozusagen der halbe Flughafen auf Air Berlin ausgerichtet ist, dann würde dies bedeuten, dass der Flughafen im doppelten Sinne am Ende ist."

    Das weiß auch Flughafen-Geschäftsführer Rainer Schwarz. Der aber bestritt am Nachmittag, dass Air Berlin einen Anspruch auf Schadenersatz hat. Begründung: mit der Airline sei "vertraglich kein fixer Eröffnungstermin vereinbart" worden.

    Berlins Regierender Bürgermeister, Klaus Wowereit, der auch BER-Aufsichtsratsvorsitzender ist, reagierte unwirsch auf die Klage-Ankündigung von Air Berlin. Am Rande einer Veranstaltung sagte er:

    "Wenn ein Unternehmen meint, Ansprüche geltend zu machen, dann soll es das tun. Eine Summe ist nicht genannt worden. Dass Air Berlin offensichtlich erstmal prophylaktisch da einen Anspruch geltend macht, muss im Wege einer Klage substanziiert werden. Und dazu ist Air Berlin offensichtlich noch nicht in der Lage."

    Air Berlin und ein Flughafen, der nicht fertig werden will - ein schwieriges Verhältnis. Bleibt abzuwarten, ob und wann Willy Brandt doch recht behält:

    "Ein Wagnis, das Zeit und Mühen in Anspruch nimmt und sich letztlich doch immer lohnt."