Archiv


Airbus knackt Boeing-Festung Japan

Jahrzehntelang galt für Japans Fluglinien ein ungeschriebenes Gesetz: Flugzeuge kauft man bei Boeing. Nun verkauft Airbus den Langstreckenjet A350 an Japan Airlines - und erschließt sich damit einen lukrativen Absatzmarkt.

Von Birgit Scholtes |
    Bisher haben japanische Fluggesellschaften ihre Flugzeuge meist in den USA bestellt – bei Boeing. Der europäische Konkurrent Airbus kam in Japan gerade mal auf einen Anteil von fünf Prozent. Das ändert sich mit der Bestellung von 31 Flugzeugen des Typs A350, die Japan Airlines jetzt bei Airbus aufgegeben hat. Listenpreis: 9,5 Milliarden Dollar. Außerdem hat sich Japan Airlines Optionen für 25 weitere A350 gesichert. Entsprechend stolz ist Airbus-Chef Fabrice Bregier: Es sei nicht nur das erste Mal, dass Japan Airlines bei Airbus bestellt, es sei zudem der erste Auftrag einer japanischen Fluggesellschaft für den A350, der größte Auftrag, denn Airbus im laufenden Jahr für den A350 erhalten hat und der größte Auftrag, den je eine japanische Fluggesellschaft Airbus erteilt habe:

    Zwar dürften die Japaner ordentliche Rabatte ausgehandelt haben, das könnten sogar 30 bis 40 Prozent sein, meinen Luftfahrtexperten. Für Japan Airlines erhöht sich damit zwar die Komplexität, denn es muss seine Piloten nun auch auf Airbus trainieren, das erhöht die Kosten, sagt Michael Gierse, Fondsmanager von Union Investment:

    "Umso mehr kann man wahrscheinlich aus diesem Grund unterstellen, dass die Preiszugeständnisse so attraktiv waren, dass man bei dem Konkurrenten geordert hat. Es gibt aber noch einen weiteren Aspekt: dadurch, dass diese A350 etwa drei bis vier Jahre später entwickelt worden ist als die 787, dass man noch zusätzliche Treibstoffersparnisse erwarten kann."

    Zudem hatte es mit dem Konkurrenzmodell von Boeing, dem Dreamliner, in der letzten Zeit immer wieder Pannen gegeben. Airbus habe einen weiteren Vorteil für Japan Airlines, sagt Gierse:

    "Dass zusätzliche Slots vergeben werden auf einem Flughafen in Tokio mit dem Namen Haneda. Bis jetzt gehen die Fernflüge meistens von Narita - der Flughafen ist allerdings 70 Kilometer außerhalb der Stadt, Haneda ist wesentlich näher zur Stadt, und dort sind jetzt gerade neue Slots vergeben worden. Und dieser Typ eignet sich besonders, von dort zu fliegen, von diesem Flughafen."

    Boeing und Airbus liefern sich seit Jahren ein Kopf-an-Kopf-Rennen um die Weltspitze, wer zurzeit vorn liegt, ist schwer auszumachen, meint Adrian Pehl von equinet:

    "Ich mach's im Wesentlichen an drei Kennzahlen fest: einmal Auftragseingang, Bestand und die Auslieferungen. Bei den Auslieferungen wird es so sein, dass dieses Jahr Boeing die Nase vorne hat, ich denke mal, so um die zehn Prozent. Bei den anderen beiden Kennziffern ist Airbus besser unterwegs."

    Im Langstreckenbereich teilen die beiden Hersteller sich den Weltmarkt auf. Asien ist dabei sehr wichtig, meint Pehl:

    ""Wenn man sich anschaut, wie sich der Luftfahrtverkehr in den nächsten zwanzig Jahren entwickelt, muss man eben schlicht und ergreifend davon ausgehen, dass wir hier doch ein sehr hohes einstelliges Wachstum haben werden, während die etablierten Märkte eher mal mit zwei, drei Prozent wachen werden in Zukunft."

    Airbus hofft nun, dass auch bei ANA, Air Nippon Airways, dem japanischen Wettbewerber der Japan Airlines, ein Umdenken einsetzt. Denn auch ANA möchte demnächst alte Boeing-Flugzeuge ersetzen. In Betracht käme da auch der A350.