Guthier Tshikayas Blick schweift über Tausende Hektar Hochland. Das Ibi-Bateke Plateau liegt nur 150 Kilometer östlich von Kongos Hauptstadt Kinshasa:
"Hier steht kein Baum mehr. Wir haben dem Abholzen den Kampf angesagt, aber manchmal fühlt es sich an, als ob wir zu spät sind. Wir müssen rasch handeln."
Auf der Hochebene leben mehrere Tausend Menschen, die Subsistenzwirtschaft betreiben und vor allem die Sieben-Millionen-Metropole Kinshasa, die nur unzuverlässig Strom hat, mit Holzkohle versorgen. Die Folge: kahl gerodete Savanne, Erosion und karge Böden. Der traditionelle Chef des auf dem Plateau lebenden Clans, ein studierter Agrarökonom, entschied, dass es so nicht weitergehen könne. Agroforstwirtschaft soll nun den bitterarmen Menschen auf dem Plateau eine nachhaltige Perspektive bieten, gegen den Klimawandel ankämpfen und zudem dem Unternehmen Geld einspielen, erklärt Finanzdirektor Tshikaya:
"Das bedeutet, dass wir aufforsten und gleichzeitig Landwirtschaft betreiben. Wir pflanzen eine Reihe Maniok und eine Reihe schnell wachsende und besonders gut CO2-bindende Akazien. Die Akazien werden nach fünf bis sieben Jahren gefällt und zu Holzkohle verarbeitet. Ich nenne das nachhaltige Holzkohle, weil sie nachwachsen kann."
Auf 8000 Hektar Land wirtschaftet das Ibi Projekt – strikt nach dem Kyoto Protokoll. In den nächsten 30 Jahren, so rechnet Tshikaya vor, werden die Akazien von Ibi rund 2,4 Millionen Tonnen Kohlendioxid binden. Dafür erhält das Unternehmen Gutschriften – sogenannte Emissionszertifikate, die bei Umweltverpestern, die ihr erlaubtes Kontingent an Verschmutzung aufgebraucht haben, begehrt sind. 80 Prozent der künftigen Emissionszertifikate aus dem Ibi Projekt im Kongo sind bereits verkauft: unter anderem an den BioCarbon Fond der Weltbank, an Frankreichs Getränke- und Lebensmittelkonzern Danone, an Orbeo, ein Unternehmen, das mit Zertifikaten handelt und an die französische Bank Societé General:
"Unser Traum ist, dass dieses Pilotprojekt eine Erfolgsgeschichte für andere wird. Es sollte nachgeahmt werden, wir können das nicht landesweit alleine machen. Dies ist Teil der Lösung gegen den Klimawandel. Wenn es im ganzen Land 600 weitere Projekte dieser Größenordnung gäbe, könnte genug Holzkohle für den kompletten Kongo produziert werden und wir wären einen gewaltigen Schritt weiter im Kampf gegen Treibhausgase und das Abholzen von Regenwald."
Dank zahlreicher Workshops stehen auch die Dorfbewohner der Hochebene hinter dem Zwei-Millionen-Euro-Projekt. Auf ihren eigenen kleinen Äckern pflanzen sie inzwischen nach genau derselben Methode wie im Ibi-Projekt an:
"Wir ebnen die Zukunft unserer Kinder. Wir pflanzen Bäume an, die Sauerstoff für unsere Kinder, alle Kongolesen, Europäer, sogar Amerikaner produzieren."
Frank Estelle, einer der Dorfältesten, urteilt, Ibi habe ausschließlich positive Auswirkungen für die Dorfgemeinschaften:
"Früher war das Klima hier sehr gut, aber nachdem alles abgeholzt war, änderte sich das Wetter. Es wurde heißer und trockener - wir konnten kaum noch etwas anbauen. Nicht einmal Erdnüsse wuchsen mehr. Und Holzkohle für den Verkauf in Kinshasa konnten wir ohne Wald auch keine mehr machen. Jetzt, nachdem wir Akazien und Maniok anbauen, haben wir genug zum Essen und wir produzieren Überschüsse. Die Maniokwurzeln werden zu Mehl verarbeitet, das wir verkaufen können. Mit dem Geld können wir unsere Kinder zur Schule schicken und uns statt Strohhütten richtige Häuser leisten. Außerdem spenden die Bäume Schatten, das Klima ist wieder etwas milder."
Das 2008 gestartete Ibi Projekt scheint ein Erfolgsprojekt zu werden. Einmal abgeholzten Regenwald wiederherzustellen ist ziemlich unmöglich, aber auf zehn Prozent der Projektfläche, will es das Ibi Team dennoch versuchen:
"Wir bezeichnen dies als unterstützte natürliche Regeneration. Die Hoffnung ist, dass in 20 bis 30 Jahren wieder ein möglichst ursprünglicher Wald entsteht. Daher bauen wir hochwertige einheimische Tropenhölzer an und umgeben sie mit einem Ring Maniok und Akazien. Die Akazien wachsen schnell und spenden Maniok und Bäumen Schatten, sodass sie gut gedeihen. Zugleich reichern die Akazien den durch Abholzen und jahrzehntelange Brandrodung der Kleinbauern völlig ausgelaugten Boden wieder mit Nährstoffen an. Die Akazien bilden ja an ihren Wurzelspitzen Stickstoffknöllchen. Wenn der Maniok reif ist, ernten wir ihn, und wenn der hochwertige Tropenholzbaum nach sechs bis sieben Jahren stark genug ist, holzen wir die ihn umringenden Akazien ab und machen Holzkohle draus. Auf diese Art und Weise lohnt es sich finanziell für uns, einen möglichst natürlichen, einheimischen Wald wiederherzustellen."
Landwirtschaft, Aufforsten und Emissionshandel in einem. Ein Erfolgskonzept, von dem alle zu profitieren scheinen: das kongolesische Unternehmen Novacel, die auf dem Plateau lebende Bevölkerung und das Klima.
Übersichtsseite: Werkzeugkasten Klimaschutz - Sendereihe in "Umwelt und Verbraucher"
"Hier steht kein Baum mehr. Wir haben dem Abholzen den Kampf angesagt, aber manchmal fühlt es sich an, als ob wir zu spät sind. Wir müssen rasch handeln."
Auf der Hochebene leben mehrere Tausend Menschen, die Subsistenzwirtschaft betreiben und vor allem die Sieben-Millionen-Metropole Kinshasa, die nur unzuverlässig Strom hat, mit Holzkohle versorgen. Die Folge: kahl gerodete Savanne, Erosion und karge Böden. Der traditionelle Chef des auf dem Plateau lebenden Clans, ein studierter Agrarökonom, entschied, dass es so nicht weitergehen könne. Agroforstwirtschaft soll nun den bitterarmen Menschen auf dem Plateau eine nachhaltige Perspektive bieten, gegen den Klimawandel ankämpfen und zudem dem Unternehmen Geld einspielen, erklärt Finanzdirektor Tshikaya:
"Das bedeutet, dass wir aufforsten und gleichzeitig Landwirtschaft betreiben. Wir pflanzen eine Reihe Maniok und eine Reihe schnell wachsende und besonders gut CO2-bindende Akazien. Die Akazien werden nach fünf bis sieben Jahren gefällt und zu Holzkohle verarbeitet. Ich nenne das nachhaltige Holzkohle, weil sie nachwachsen kann."
Auf 8000 Hektar Land wirtschaftet das Ibi Projekt – strikt nach dem Kyoto Protokoll. In den nächsten 30 Jahren, so rechnet Tshikaya vor, werden die Akazien von Ibi rund 2,4 Millionen Tonnen Kohlendioxid binden. Dafür erhält das Unternehmen Gutschriften – sogenannte Emissionszertifikate, die bei Umweltverpestern, die ihr erlaubtes Kontingent an Verschmutzung aufgebraucht haben, begehrt sind. 80 Prozent der künftigen Emissionszertifikate aus dem Ibi Projekt im Kongo sind bereits verkauft: unter anderem an den BioCarbon Fond der Weltbank, an Frankreichs Getränke- und Lebensmittelkonzern Danone, an Orbeo, ein Unternehmen, das mit Zertifikaten handelt und an die französische Bank Societé General:
"Unser Traum ist, dass dieses Pilotprojekt eine Erfolgsgeschichte für andere wird. Es sollte nachgeahmt werden, wir können das nicht landesweit alleine machen. Dies ist Teil der Lösung gegen den Klimawandel. Wenn es im ganzen Land 600 weitere Projekte dieser Größenordnung gäbe, könnte genug Holzkohle für den kompletten Kongo produziert werden und wir wären einen gewaltigen Schritt weiter im Kampf gegen Treibhausgase und das Abholzen von Regenwald."
Dank zahlreicher Workshops stehen auch die Dorfbewohner der Hochebene hinter dem Zwei-Millionen-Euro-Projekt. Auf ihren eigenen kleinen Äckern pflanzen sie inzwischen nach genau derselben Methode wie im Ibi-Projekt an:
"Wir ebnen die Zukunft unserer Kinder. Wir pflanzen Bäume an, die Sauerstoff für unsere Kinder, alle Kongolesen, Europäer, sogar Amerikaner produzieren."
Frank Estelle, einer der Dorfältesten, urteilt, Ibi habe ausschließlich positive Auswirkungen für die Dorfgemeinschaften:
"Früher war das Klima hier sehr gut, aber nachdem alles abgeholzt war, änderte sich das Wetter. Es wurde heißer und trockener - wir konnten kaum noch etwas anbauen. Nicht einmal Erdnüsse wuchsen mehr. Und Holzkohle für den Verkauf in Kinshasa konnten wir ohne Wald auch keine mehr machen. Jetzt, nachdem wir Akazien und Maniok anbauen, haben wir genug zum Essen und wir produzieren Überschüsse. Die Maniokwurzeln werden zu Mehl verarbeitet, das wir verkaufen können. Mit dem Geld können wir unsere Kinder zur Schule schicken und uns statt Strohhütten richtige Häuser leisten. Außerdem spenden die Bäume Schatten, das Klima ist wieder etwas milder."
Das 2008 gestartete Ibi Projekt scheint ein Erfolgsprojekt zu werden. Einmal abgeholzten Regenwald wiederherzustellen ist ziemlich unmöglich, aber auf zehn Prozent der Projektfläche, will es das Ibi Team dennoch versuchen:
"Wir bezeichnen dies als unterstützte natürliche Regeneration. Die Hoffnung ist, dass in 20 bis 30 Jahren wieder ein möglichst ursprünglicher Wald entsteht. Daher bauen wir hochwertige einheimische Tropenhölzer an und umgeben sie mit einem Ring Maniok und Akazien. Die Akazien wachsen schnell und spenden Maniok und Bäumen Schatten, sodass sie gut gedeihen. Zugleich reichern die Akazien den durch Abholzen und jahrzehntelange Brandrodung der Kleinbauern völlig ausgelaugten Boden wieder mit Nährstoffen an. Die Akazien bilden ja an ihren Wurzelspitzen Stickstoffknöllchen. Wenn der Maniok reif ist, ernten wir ihn, und wenn der hochwertige Tropenholzbaum nach sechs bis sieben Jahren stark genug ist, holzen wir die ihn umringenden Akazien ab und machen Holzkohle draus. Auf diese Art und Weise lohnt es sich finanziell für uns, einen möglichst natürlichen, einheimischen Wald wiederherzustellen."
Landwirtschaft, Aufforsten und Emissionshandel in einem. Ein Erfolgskonzept, von dem alle zu profitieren scheinen: das kongolesische Unternehmen Novacel, die auf dem Plateau lebende Bevölkerung und das Klima.
Übersichtsseite: Werkzeugkasten Klimaschutz - Sendereihe in "Umwelt und Verbraucher"