Seit 25 Jahren erstellt die DSW, die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz eine Liste der Kapitalvernichter. Und da ist das vergangene Jahr das erste Jahr gewesen, in dem die 50 Gesellschaften auf dieser Watchlist im Schnitt nicht verloren, sondern sogar leicht zugelegt haben. Aber das gilt eben nicht für alle individuell, sagt Marc Tüngler, Hauptgeschäftsführer der DSW:
"Es heißt ja: 'Wenn die Flut kommt, steigen alle Schiffe'. An der Börse stimmt das leider doch nicht, weil wir in unserer Watchlist, die die Top-Kapitalvernichter auflistet, fünf DAX-Werte sehen in 2013. Eon und RWE, die vermutet man da, weil sie große Probleme haben mit ihrem Geschäftsmodell, die Commerzbank ist auch wieder dabei. Dann haben wir noch ThyssenKrupp, das war auch zu erwarten, weil denen geht es ja nicht besonders gut. Und K+S: Die hatten ja letztes und vorletztes Jahr große Probleme, da ging es um das Thema Kartell, und die finden wir jetzt wieder auf der Watchlist."
Dabei hat die Commerzbank-Aktie zwar 2013 um 9,5 Prozent zugelegt. Die DSW bewertet aber das Abschneiden über ein Jahr, drei und fünf Jahre und errechnet daraus eine Gesamtpunktzahl, damit ein einzelner Ausrutscher nicht so ins Gewicht fällt. So betrachtet, ist dann Solarworld der größte Kapitalvernichter, gefolgt von einem weiteren Unternehmen aus dem Bereich der erneuerbaren Energien, 3W Power. Wer länger auf der Liste der Kapitalvernichter steht, selbst in einem so guten Jahr, der könnte ein größeres Strategieproblem haben, warnt Tüngler:
"Wer jetzt noch auf der Liste steht, obwohl die Börsen so gut laufen, obwohl eigentlich im Durchschnitt auch die Schlechten so gut laufen, da muss der Anleger genau die Strategie hinterfragen: Schafft’s eigentlich das Unternehmen jemals wieder auf den grünen Zweig zu kommen - oder aber sollte man lieber die Verluste realisieren und auf ein anderes Pferd setzen."
Zur Aktienanlage muss man also etwas mehr Zeit aufwenden, Zeit, die sich aber über einen längeren Anlagezeitraum lohnt. Die Zahl der Aktienanleger ist aber nach Angaben des Deutschen Aktieninstituts im vergangenen Jahr weiter geschrumpft um 600.000, nur noch 8,9 Millionen Deutsche sind in Einzelaktien oder Aktienfonds investiert – das sind 13,8 Prozent der Bevölkerung nach 14,7 Prozent 2012. Eine bedauerliche Entwicklung, meint Christine Bortenlänger, Präsidentin des Aktieninstituts:
"Die Anleger nutzen insofern weniger als noch im letzten Jahr eine Anlageform, die Renditen über der Inflationsrate garantiert. Das sehe ich deshalb mit Sorge, weil, wenn Anleger für ihr Geld weniger Zins oder Rendite bekommen als die Inflationsrate, dann schrumpft eigentlich stetig das Vermögen."
Seit 2001 haben 3,9 Millionen Anleger der Aktie den Rücken gekehrt, das gilt vor allem für Fondssparer, während die Zahl der Anleger in einzelnen Aktien gegenüber dem Vorjahr stabil geblieben ist. Die seien in der Regel gut informiert, während bei vielen anderen oft Unwissen über die Aktie ein Hinderungsgrund für den Kauf sei, vermutet Christine Bortenlänger.